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Die Liebe zum Weihnachtsmarkt

Es ist Mitte November, kurz vor Beginn des Braunschweiger Weihnachtsmarktes, als ich mit Axel Gajda für ein Interview verabredet bin. Seit 40 Jahren verkauft der mittlerweile in Rente gegangene Maschinenbauer in seiner „Brettchen-Hütte“ auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt gravierte Frühstücksbrettchen. Mir erzählt er, wie alles angefangen hat und warum er auch nach 40 Jahren noch nicht genug hat …

Die Idee mit dem Brettel

Eigentlich sollten seine Brettchen nur ein Zuverdienst sein, um die damalige Fortbildung zum Maschinenbauer zu finanzieren. „Ich hatte kein Anrecht auf BAföG. Da kamen meine Schwiegereltern zu Besuch und brachten so ein Brettel aus Bayern mit. Das fand ich toll“, erzählt mir Axel Gajda. Von der Idee begeistert baute er sich daraufhin sein eigenes Gravurgerät, entwarf die ersten Frühstücksbretter und verkaufte sie ab 1978 zunächst auf sogenannten „Butterfahrten“ in Travemünde. Gleichzeitig bewarb er sich aber auch für einen Stand auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt. „Damals war der Markt noch viel kleiner, er fand nur auf dem Burgplatz statt“, erklärt er mir. Trotzdem hatte der Jungunternehmer Glück und bekam einen Standplatz, der aber leider etwas abseits auf dem heutigen Parkplatz des Hotels Deutsches Haus lag. „Dort war früher eine Fußgängerzone und nur fünf weitere Stände. Trotzdem rannten mir die Besucher von Anfang an die Bude ein“.

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Mit seinem Gravurgerät verleiht Axel Grajda den Frühstücksbrettchen den besonderen Schliff. Foto: BSM

Der perfekte Platz

Deshalb entschied Axel Gajda auch, nachdem er sein Studium abgeschlossen und einen neuen Beruf aufgenommen hatte, das Geschäft mit den Frühstücksbrettchen in der Weihnachtszeit weiterzutreiben. Neben dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt hatte er bald auch Stände auf Weihnachtsmärkten in vielen weiteren Städten wie Hamburg, Düsseldorf oder Celle. In Braunschweig steht er seit mehr als 25 Jahren mit seiner „Brettchen-Hütte“ an einen festen Platz, im Durchgang zum Burgplatz aus Richtung Ruhfäutchenplatz. „Der Platz dort ist sehr schön. Es ist zwar nicht so viel los, aber dafür haben die Leute Zeit sich in Ruhe umzuschauen.“

Mittlerweile kommen seine Kunden aus ganz Deutschland extra zu ihm, um ihre Frühstücksbretter zu kaufen. „Teilweise lerne ich über die Jahre so mehrere Generationen kennen, das ist toll“, freut sich der Standinhaber. Was seine Kunden so begeistert, ist vor allem die hohe Qualität seiner Ahornbretter, denn die Brettchen werden komplett in Deutschland hergestellt. Außerdem bietet er einen ganz besonderen Kundenservice: „Wenn ein Kunde nach 30 Jahren zu mir kommt, weil sein Brettchen kaputtgegangen ist, dann bekommt er anstandslos ein neues von mir – es sei denn, er hat mit der Axt gefrühstückt“. Trotz allem sind seine Brettchen aber nicht teuer, sie kosten zwischen 8,50 Euro und 9,50 Euro.

Jeder Wunsch wird erfüllt

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Jedes Stück ein Unikat: Mit viel Liebe zum Detail stellt Axel Gajda die Frühstücksbrettchen her.

Wer ein individuelles Motiv mit dem 800 Grad heißen Brennstab auf seinem Frühstücksbrett verewigt haben möchte, muss wirklich schnell sein, denn meistens ist Axel Gajda schon nach der ersten Weihnachtsmarktwoche mit Sonderbestellungen komplett ausgebucht. Ob Portrait oder das eigene Auto – der Künstler zeichnet alles, was gewünscht wird. „Zuhause habe ich über 10.000 Motive. Das Malen macht mir Spaß und die Kunden haben immer neue Ideen. Von Amy Winehouse bis hin zu Hello Kitty – ich nenne mich gern den größten Fälscher Deutschlands“, lacht der Standbesitzer. Für ein Motiv braucht Axel Gajda zwischen 12 und 30 Minuten, das Vorzeichnen nicht mitgerechnet.

Es macht immer noch Freude

„Vor acht Jahren habe ich mir dann überlegt in Pension zu gehen“, erzählt mir Axel Gajda. „Meine Kinder wurden 30 und ich hatte nur einmal in all den Jahren mit ihnen Urlaub gemacht. Immer habe ich meine freien Tage für den Weihnachtsmarkt aufgespart.“ Seitdem ist es viel entspannter bei ihm geworden, im Sommer kümmert er sich jetzt zum Beispiel um seinen Stand und dekoriert ihn neu. „Meiner Frau gefällt das nicht immer, manchmal meckert sie auch, dass es wieder zu kitschig geworden ist. Aber sie unterstützt mich auch immer. So wie alle meine Freunde und meine ganze Familie“, erzählt er. Seit sechs Jahren betreut er seinen Stand auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt ganz alleine. „Diese fünf Wochen machen mir einfach Spaß! Mit den Vorbereitungen arbeite ich zwischen 550 bis 600 Stunden, aber fühle mich trotzdem nicht erschöpft.“ Damit für die Kunden auch immer alles perfekt ist, beginnt Axel Gajdas Tag auch besonders früh: Um 8:00 Uhr fegt er schon seinen Platz und räumt auf, damit er seiner Kundschaft ausgeruht entgegentreten kann. Schlecht gelaunt ist er dabei nie: „Mich sieht keiner je mit einem bösen Gesicht. Worauf sollte ich auch böse sein?“, lächelt er.

Die Liebe zur Löwenstadt

Aber warum hat er seinen mittlerweile einzigen Stand gerade auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt? „Weil es hier so schön ist! Hier macht es mir einfach Freude, meine Waren kommen sehr gut an und die Besucher kommen von überall. Das möchte ich nicht mehr missen“, schwärmt Axel Gajda. Er erzählt mir, wie toll sich der Markt in all den Jahren immer weiterentwickelt hat. Vor allem ist er stetig gewachsen und bieten den Besuchern ein spannendes und abwechslungsreiches Angebot. „Ich habe hier auch schon einige Höhen und Tiefen mitgemacht: von riesigen Schneebergen und Frost bis hin zu Dauerregen. Trotzdem war es immer schön. Auch der Zusammenhalt unter den Standbesitzern. Man kennt sich und freut sich jedes Jahr auf das Wiedersehen.“

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Auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt fühlt sich Axel Gajda mit seinem Stand wohl: Seit 40 Jahren kommt er schon in die Löwenstadt und hat seitdem viele begeisterte Kunden. Foto: BSM

Viele besonders schöne Momente hat er in den vielen Jahren auch schon erlebt. Von der Kindergartengruppe die für ihn gesungen hat bis hin zum kleinen Max, der unbedingt ein Frühstücksbrettchen mit Eintracht-Motiv haben wollte. „Er kam kurz vor Weihnachten, da war ich schon ausgebucht. Als er sich ein anderes Brettchen aussuchen sollte, habe ich aber die Traurigkeit in seinen Augen gesehen und ihm dann doch noch sein Wunschmotiv graviert. Als er das fertige Brettchen von mir geschenkt bekam, hat er es so glücklich an sich gedrückt – so etwas macht mich einfach froh“, erinnert sich der der Standbesitzer.

Geteiltes Glück

Generell hat es das Leben immer gut mit ihm gemeint, erklärt mir Axel Gajda. Während seinen vielen Jahren auf dem Weihnachtsmarkt hat er aber auch mitbekommen, wie arm manch andere Menschen sind. „Ich bin mit dem Glück gepudert worden, habe einen Job und das alles – deshalb gebe ich gerne etwas von meinem Glück ab“. Jedes Jahr spendet er deshalb eine größere Summe für einen wohltätigen Zweck. In diesem Jahr kommt seine Spende dem Parkbank e. V. zugute, der gegen Kinderarmut kämpft und Obdachlose und Familien unterstützt.

Eins ist sicher, auch in Zukunft werden ich noch Frühstücksbretter bei Axel Gajda kaufen können: „Die schönen Erlebnisse treiben mich an weiter zu machen. Ich bin jetzt 66 Jahre alt und habe noch zehn Jahre geplant. Und danach plane ich für die nächsten zwanzig! Solange ich noch schreiben kann, mache ich weiter.“

Wenn Sie nun auch ein Frühstücksbrettchen von Axel Gajda kaufen möchten, dann finden Sie seine „Brettchen-Hütte“ mit der Standnummer 141 noch bis zum 29. Dezember auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt.

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