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Science Slam 2015

In unserer Serie Wissenschaft berichtet Katharina Holzberger, Assistentin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Haus der Wissenschaft, über den Regionalwettbewerb des Science Slams im Wissenschaftsjahr 2015 zum Thema Zukunftsstadt. 

Der Science Slam im Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt startete mit dem Regionalwettbewerb Nord. Sechs Nachwuchswissenschaftler präsentierten beim Kurzvortragsturnier im Regionalwettbewerb in Braunschweig ihre Forschung rund um das Thema Zukunftsstadt. Deutschlandweit folgen drei weitere Regionalwettbewerbe, deren Erst-und Zweitplatzierte Anfang Dezember ins Finale in Berlin einziehen.

Zum Auftakt des diesjährigen Science Slams im Wissenschaftsjahr galt es im Audimax der Technischen Universität Braunschweig wieder um die Wette zu slammen. Im Rahmen des Wissenschaftsjahres Zukunftsstadt waren Forschungsansätze aus den unterschiedlichsten Bereichen zugelassen und boten den SlammerInnen und ihrer Fantasie viel Spielraum. Eine Nachwuchswissenschaftlerin und fünf Nachwuchswissenschaftler traten mit ihren Kurzvorträgen gegeneinander im Kampf um das gelbe Hirn an. Slam-Moderator Roland Kremer führte das Publikum im vollen Audimax durch den Abend. Die Trophäe konnte gegen Mitternacht Jörn Höpfner nach seinem Vortrag „Feldforschung im Regionalexpress – Soziale Milieus und wie sie mir den Tag versauen“ entgegen nehmen.

HdW_Science Slam im Wissenschaftsjahr 2015 - Zukunftsstadt_Bewertung

Kein Platz mehr frei: Im Audimax stimmen die Besucher über den Beitrag eines Slammers ab. Foto: Haus der Wissenschaft Braunschweig/F. Koch.

Bereits lange bevor der Science Slam offiziell begann, strömten erwartungsvolle Zuschauer in den Hörsaal. Dann war es endlich soweit: insgesamt sechs SlammerInnen präsentierten ihre Forschungsthemen auf der Bühne und stellten sich der kritischen Bewertung des Publikums. Auch für gute Vorbereitung der NachwuchswissenschaftlerInnen hatte das Haus der Wissenschaft im Vorfeld gesorgt: Ein ganzes Wochenende bestand die Möglichkeit, bei einem kostenlosen Bühnentraining unter der professionellen Anleitung von einem Trainer und Schauspieler am eigenen Auftritt zu arbeiten. Sven Hönig coachte und gab Tipps und Kniffe für einen gelungenen Auftritt an die Teilnehmer weiter.

Den Anfang machte Christian Kurz vom Institut für Produktionsmesstechnik von der Technischen Universität Braunschweig. Er war als Kurzentschlossener durch das Bühnentraining zum Slammen gekommen. Sein Beitrag trug den Titel „Dreidimensionales Messen spiegelnder Oberflächen“. Über spiegelnde Gebäude von Frank Gehry kam er zur großen „Bohne“ in Chicago, Wahrzeichen und beliebtes Selfie-Objekt. Deren an Quecksilber erinnernde Oberfläche ist so perfekt produziert, dass man Chicagos Skyline daran erkennen kann. Die Oberflächen der erdgebundenen Paranal-Teleskope in Chile werden sogar alle drei Jahre abgeätzt weil beim Putzen Kratzer und damit Ungenauigkeiten entstehen können. Was passiert, wenn Architekten keine Ahnung von spiegelnden Oberflächen haben, sieht man am konkaven Walkie-Talkie-Tower in London: Die gebündelten Lichtstrahlen die vom Haus auf die Straße gelenkt werden sind immerhin stark genug um ein Spiegelei zu braten!

Dirk Neumann vom Institute of Sustainable Urbanism der Technischen Universität Braunschweig, ebenfalls Debütant, ging mit dem Thema „Auf dem Lande – das gibt es schon lange nicht mehr!“ ins Rennen. Er gab einen detaillierten Blick auf das Dorf der Zukunft. Während im Dorf der Gegenwart Einfamilienhäuser, zwei Kinder, Hund und Auto Gang und Gäbe sind, pendelt doch jeder zu seinem Arbeitsplatz in der Stadt. Das Land hat aber auch noch andere Zwecke als Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Stadtplaner sehen das Zukunftsdorf als eine hochverdichtete, hybride Landschaft die viele verschiedene Aufgaben – Wohnen, Nahrungsmittel- und Energieerzeugung, und auch Müllentsorgung – erfüllen muss.

Jörn Höpfner in seinem Element: Beim Slammen fühlt er sich sichtlich wohl - auch vor dem großen Publikum. Foto: Haus der Wissenschaft Braunschweig/F. Koch.

Jörn Höpfner in seinem Element: Beim Slammen fühlt er sich sichtlich wohl – auch vor dem großen Publikum. Foto: Haus der Wissenschaft Braunschweig/F. Koch.

Mit seiner Vorliebe für Würmer startete Tobias Engl vom Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in den Wettbewerb. „Der Wurm muss drin sein“: Ob damit der eingetupperte Kompost gemeint war, den er den Zuschauern übergab? Mit Bezug auf den Tag des Bodens 2015 erfasste Engl den Nutzen von Würmern für die Kompostierung und somit auch als wichtigen Bestandteil unseres Bodens. Den flüssigen Humus den Engl während seiner Forschung entwickelte, brachte er gleich ins Audimax mit. Die Cola-ähnliche Brühe war im Gegensatz zum Vortrag aber nicht genießbar.

Chrystopher Kyba glänzte mit seinem Beitrag „Eine strahlende Zukunft für Dunkelheit in der Zukunftsstadt“. Von ihm lernte das Braunschweiger Publikum, dass Licht in einer Stadt weniger wichtig für die Sicht ist als der Kontrast, weil nur dieser wirklich vom menschlichen Auge erfasst werden kann. Der Kanadier und Wahl-Potsdamer vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ Helmholtz-Zentrum in Potsdam erklärte wie man Licht effizienter nutzen kann. Für das Sicherheitsgefühl auf dunklen Parkplätzen wird zum Beispiel viel weniger Licht benötigt als man denkt. Es gibt also ein extrem hohes Energiesparpotential. Kybas Strahlkraft brachte ihm den zweiten Platz in der Gesamtwertung und einen Platz für das Finale in Berlin ein.

Einen englischen Vortrag hielt Heather Troutman vom Department of Ressource Efficiency in Architecture and Planning der HafenCity University Hamburg: „Plastic Paradise: Where do we go from here?” begann mit dem Vermächtnis der Dinos: Deren Knochen wurden mit der Zeit zu fossilen Brennstoffen, auf deren Nutzung unsere moderne Gesellschaft aufgebaut ist. Die exzessive Verwendung von Plastik, das aus fossilen Brennstoffen besteht, führt allerdings zu großer Verschmutzung der Ozeane. Troutman verdeutlichte dies mit Bildern, die unter anderem einen durch Plastikmüll gleitenden Surfer in einer Welle zeigten. Bilder und Inhalte, die zum Nachdenken anregten.

Jörn Höpfner vom Institut für Transportation Design der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig beschäftigt sich leidenschaftlich mit seinen Mitmenschen, vor allem mit denjenigen die er im Zug beobachten kann. „Feldforschung im Regionalexpress – Soziale Milieus und wie sie mir den Tag versauen“ war seine Art zu sagen: er hasst die Stadt der Zukunft und vor allem öffentliche Verkehrsmittel. Er schildert seine Beobachtungen während der Zugfahrt: Kegelclubs, Kaffeefahrten, Dackel: traditionelles Milieu. Der junge Mann mit Goldkettchen heißt Kevin: hedonistisches Milieu. Familienvater mit Zeitung, seine Frau ist Grundschullehrerin: intellektuelles Milieu. Bis hin zum Hipster, der einem Obdachlosen zum Verwechseln ähnlich sieht, deckte der Slammer alle Sparten und Vorurteile unserer Gesellschaft gekonnt ab. Sein unterhaltsamer Vortrag wurde vom Publikum mit der höchsten Bewertung des Abends belohnt. Jörn Höpfner wird im Dezember mit seinem „Regionalexpress“ nach Berlin zum Finale fahren.

Glücklicher Gewinner Jörn Höpfner (Institute for Transportation Design, HBK Braunschweig) und Zweitplatzierter Chrystopher Kyba (Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Helmholtz-Zentrum in Potsdam) fahren zum Finale nach Berlin. Foto: Haus der Wissenschaft Braunschweig/F. Koch.

Glücklicher Gewinner Jörn Höpfner (Institute for Transportation Design, HBK Braunschweig) und Zweitplatzierter Chrystopher Kyba (Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Helmholtz-Zentrum in Potsdam) fahren zum Finale nach Berlin. Foto: Haus der Wissenschaft Braunschweig/F. Koch.

Das Spektakel, das bis zu 1200 Zuschauer mitverfolgten, war die Auftaktveranstaltung Science Slam im Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt. Bereits zum sechsten Mal organisiert das Haus der Wissenschaft Braunschweig gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung den bundesweiten Science Slam im Wissenschaftsjahr. Weitere Regionalwettbewerbe finden in Essen (27.10.), Leipzig (12.11.) und München (16.11.) statt. Das Finale wird am 14. Dezember im Astra Kulturhaus in Berlin ausgetragen. Wer mehr über Science Slam im Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt erfahren möchte und das wissenschaftliche Kurzvortragsturnier verfolgen möchte, findet weitere Informationen unter www.scienceslam-im-wissenschaftsjahr.de.

(Artikelbild: Haus der Wissenschaft Braunschweig/F. Koch)

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