Ein orangener Roboterarm, verbunden mit einem blauen Textilkissen, der nahezu jedes unhandliche Bauteil greifen kann. Damit möchte ein Gründerteam an der Technischen Universität Braunschweig die vernetze Produktion und Logistik schneller und flexibler machen. Mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums führen sie ihre „FORMHAND“-Technologie zur Marktreife und wurden dafür schon mehrfach ausgezeichnet. Nun präsentiert sich das Team auf der Hannover Messe. Zeit für ein Shakehands mit dem Roboter mit dem Samthandschuh.
Was hier angepackt wird ist schwer und unhandlich: Bauteile, wie Bodenbleche für Autos, die je nach Produktionsschritt anders geformt sind und außerdem immer individueller produziert werden. Sie sind Teil eines Problems, für das die ehemaligen Doktoranden Christian Löchte und Holger Kunz eine Lösung haben. Zusammen mit Kirsten Büchler bilden sie das „FORMHAND“-Team, das seinen Sitz in den Räumen des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Braunschweig hat. Hier entstand auch ihre vermeintlich einfache, wenngleich technisch anspruchsvolle Idee: Statt eines herkömmlichen Werkzeuges, entwickelten sie einen Greifer, der sich an die Form des Bauteils anpasst und damit äußerst variabel ist. Das Ergebnis soll Zeit und vor allem Geld sparen.
Mittlerweile sind die markanten Roboter mit dem Samthandschuh nicht nur auf dem Campus am Langen Kamp, sondern auch im neuen Forschungszentrum für Leichtbau in Wolfsburg zu finden. Und, wenn es nach den beiden Maschinenbauern und der Wirtschaftsinformatikerin geht, dann bald auch deutschlandweit bei Kooperationspartnern in der Wirtschaft. Im Blick haben sie dabei vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Denn die so genannten KMUs müssen sich nicht nur mit Fragen der Digitalisierung beschäftigen, erklären sie mir. In Produktion und Logistik gibt es immer mehr Bauteile unterschiedlicher Größe und Form, die möglichst schnell und einfach bewegt werden müssen. Die Folge ist, dass viele verschiedene Greifer benötigt werden, die wie Bits beim Akkubohrer getauscht werden. Bei der „FORMHAND“-Technologie wird das Werkstück wiederum durch ein Textilkissen angesaugt in dem sich ein Granulat befindet. So schmiegt sich der Greifer an jedes gewünschte Bauteil an.
Die Idee hat bereits großen Anklang gefunden. Nicht nur bei den Kolleginnen, Kollegen und Mentoren in den ehemaligen Instituten an der TU Braunschweig. Gespräche und fachlicher Austausch haben sie bei ihrer Entwicklung immer wieder bestärkt und vorangebracht, erzählen sie mir. Aber auch die Auszeichnung, die sie bislang erhalten haben, motivieren: Angefangen mit dem Innovationspreis „JEC Americas“ im Jahr 2014, der Bewilligung der EXIST-Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums und zuletzt zwei erste Preise beim Wettbewerb „Idee 2016“ der Allianz für die Region. Der Kompass der Gründer steht auf Erfolg, sicherlich auch für ihre Premiere auf der Hannover Messe in diesem Jahr. Mit einem Lächeln verraten mir Löchte, Kunz und Büchler abschließend, dass sie sich nichts geringeres, als die Marktführerschaft und den Aufbau eines familienfreundlichen Unternehmens vorgenommen haben. Sich von großen Zielen nicht abschrecken zu lassen, passt jedenfalls zu einem Technologie-Startup, das seine Wurzeln an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig hat.
Artikelbild: FORMHAND Greifer in Aktion: Die Technologie ermöglicht die einfachere Handhabung von Blechbauteilen im Produktionsprozess. Foto: FORMHAND
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