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Was machen Weihnachtsmarkt-Schausteller eigentlich im Sommer?

Winterzeit ist Weihnachtsmarktzeit, ganz besonders natürlich für jene, die den Weihnachtsmarkt überhaupt erst zu einem richtigen Markt machen: Die vielen Schausteller, Gastronomen und Handwerker, die an ihren liebevoll dekorierten Ständen ihre Waren feilbieten. Doch nur schwer kann man sich die freundlichen Gesichter hinter den Verkaufstresen abseits der nach Glühwein und gebrannten Mandeln duftenden Glitzerwelt vorstellen. Wir haben uns also einfach mal auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt umgehört und einige Schausteller persönlich gefragt: Was tun Sie eigentlich im Sommer? Was macht den Weihnachtsmarkt für Sie so reizvoll? Und können Sie sich überhaupt noch ein Leben ohne Weihnachtsdekoration vorstellen?

Mumme-Wirt Andy Beinhorn

Schausteller durch und durch: Andy Beinhorn ist auch im Sommer auf Volksfesten und Märkten mit seinen Ständen unterwegs. Foto: Stephen Dietl

Schausteller durch und durch: Andy Beinhorn ist auch im Sommer auf Volksfesten und Märkten mit seinen Ständen unterwegs. Foto: Stephen Dietl

Im Frühjahr richten wir erst mal unsere Geschäfte wieder her und machen Reparaturarbeiten. Das nimmt zwei bis drei Monate in Anspruch. Anschließend fahre ich in den Osterferien mit meiner Familie in den Urlaub. Danach beginnt auch schon wieder die Saison mit verkaufsoffenen Sonntagen, sommerlichen Großveranstaltungen und Volksfesten. Dabei reisen wir mit unseren Imbiss- und Ausschank-Ständen durch ganz Deutschland und leben im Wohnwagen. Währenddessen müssen wir bereits wieder für den Weihnachtsmarkt planen. Die Herstellung unserer 7.000 exklusiven Glühweinbecher dauert beispielsweise vier bis fünf Monate. Die geben wir also oft schon bei hochsommerlichen 30°C in Auftrag. Und dann ist die Vorfreude auf den Weihnachtsmarkt bereits wieder da. Ich bin nicht ohne Grund seit 13 Jahren hier. Die Kulisse vor dem Dom und auf dem Rathausplatz sowie das ganze Drumherum stimmen einfach. Auch die Gäste sind toll, wir haben zu 80% Stammpublikum. Und die anderen 20% bekommen wir auch noch. Zum Beispiel mit unserem mit Mumme begossenen Spanferkel im Mumme-Brötchen. (lacht)

Stefan Franz, Rosshütte und Hühnerstall, Vorsitzender des Schaustellerverbands

Stefan Franz freut sich trotz vielfältiger Aufgaben im Sommer immer auf den Braunschweiger Weihnachtsmarkt. Foto: Stephen Dietl

Stefan Franz freut sich trotz vielfältiger Aufgaben im Sommer immer auf den Braunschweiger Weihnachtsmarkt. Foto: Stephen Dietl

Ich bin auch im Sommer Schausteller und besuche mit meinen Imbiss- und Ausschankbetrieben sowie mit Warenspielgeräten Volksfeste in Norddeutschland. Der Braunschweiger Weihnachtsmarkt ist dabei für mich aber immer wieder etwas ganz besonderes. Vor allem natürlich die fantastische Kulisse mit Dom und Burg. Aber auch, dass sich die Schausteller hier so ins Zeug legen und mit Liebe zum Detail so tolle Stände konstruieren. Zudem hat man hier unheimlich viel Kontakt mit Stammpublikum, die für den Eierpunsch meiner Frau oder für meine Knobi-Knacker immer wieder kommen. Als Vorsitzender des Schaustellerverbandes spielt der Weihnachtsmarkt in meinem Leben natürlich eine zentrale Rolle. Es ist immer wieder eine große Herausforderung, in der Kürze der Zeit diese kleine Stadt in der Stadt aufzubauen, uns dabei zugleich an alle Regularien zu halten, sowie das Miteinander mit den Anliegern harmonisch zu gestalten, damit wir uns dem Publikum als Gemeinschaft präsentieren können.

Herr Weber, Braunschweiger Braunkohl-Hütte

Herr Weber ist auch im Sommer auf Volksfesten unterwegs. Der Braunkohl schmeckt auf dem Weihnachtsmarkt aber am besten. Foto: Stephen Dietl

Herr Weber ist auch im Sommer auf Volksfesten unterwegs. Der Braunkohl schmeckt auf dem Weihnachtsmarkt aber am besten. Foto: Stephen Dietl

Wir haben im Frühjahr vielleicht zwei Monate Luft, danach geht bereits die Sommersaison wieder los mit Märkten, Volksfesten und Kirmes. Der Braunschweiger Weihnachtsmarkt spielt für mich dabei aber immer eine Sonderrolle. Es ist ja nicht nur ein gutes Geschäft, sondern auch die Atmosphäre ist einzigartig mit dem Dom und dem historischen Kopfsteinpflaster. Das Ambiente ist hier einfach nur geil, es macht jeden Tag wieder Spaß, hier zu sein. Das hört man auch immer wieder von den Besuchern. Und nur hier gibt es unseren typischen Braunschweiger Braunkohl.

Herr Wiede, Glaskunst

Herr Wiede ist das ganze Jahr mit dem Weihnachtsmarkt beschäftigt. Foto: Stephen Dietl

Herr Wiede ist das ganze Jahr mit dem Weihnachtsmarkt beschäftigt. Foto: Stephen Dietl

Im Sommer treffen wir wichtige Vorbereitungen. Die Buden werden instand gesetzt und unsere Produkte für den nächsten Weihnachtsmark in Auftrag gegeben. Man lebt also das ganze Jahr über damit. Und das mache ich auch gerne, denn es ist hier einfach wunderschön.

Sato Lookkonen, Honig aus Finnland

Reist im Winter extra nach Braunschweig, um ihren Honig zu verkaufen: Sato Lookkonen. Foto: Stephen Dietl

Reist im Winter extra nach Braunschweig, um ihren Honig zu verkaufen: Sato Lookkonen. Foto: Stephen Dietl

Im Sommer arbeite ich hauptberuflich in Finnland im Bereich Urkunden-Service. Die Wochen auf dem Weihnachtsmarkt hier in Braunschweig sind jedes Jahr eine willkommene Abwechslung. Ich bin bereits zum fünften Mal hier und mag einfach die Stadt und die Menschen. Der Weihnachtsmarkt ist wirklich einzigartig. Ich war auch schon auf anderen deutschen Weihnachtsmärkten, aber der Braunschweiger ist etwas ganz besonderes. Und in Finnland gibt es so große Weihnachtsmärkte nicht. Daher freue ich mich jedes Jahr aufs Neue. Vor allem die Menschen hier sind sehr aufgeschlossen und neugierig. Zum Beispiel auf meinen Moltebeer-Honig. Moltebeeren wachsen nur in Skandinavien, sind sehr selten und beliebt. Der Honig schmeckt dadurch ganz anders, und das wissen die Leute zu schätzen.

Bernd Lohr, Diakonie – Brot für die Welt

Bernd Lohr, rechts, und sein Kollege Herr Ahlgrimm im Brot für die Welt-Stand. Foto: Stephen Dietl

Bernd Lohr, rechts, und sein Kollege Herr Ahlgrimm im Brot für die Welt-Stand. Foto: Stephen Dietl

Ich bin inzwischen in Rente, kümmere mich um mein Haus und meine Familie und mache viel Sport. Meine Frau war früher schon für die Diakonie tätig und hat diesen Stand mitbetreut. Irgendwann hat sie mich angeworben und seitdem springe ich immer wieder mit ein. Es macht einfach Spaß, und man findet hier immer wieder sehr nette Gespräche. Zudem ist es schön, etwas für einen guten Zweck zu tun. Am meisten verkaufen wir natürlich unseren Punsch und Glühwein – bei uns natürlich ohne Schuss. (lacht) Aber auch unsere selbst gestrickten Socken oder Fair Trade Artikel wie Kaffee und Schokolade sind wirklich gut.

Text und Fotos: Stephen Dietl
Artikelbild: BSM

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