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Braunschweigs neuer Marktplatz für Innovationen

Die digitale Transformation betrifft uns alle. Aber was bedeutet das überhaupt? Ein Besuch auf dem Gelände der Wichmannhallen im westlichen Ringgebiet liefert Antworten auf diese Frage und gehört ab sofort zum Pflichtprogramm für jeden, der sich für digitale Themen interessiert und mit Gleichgesinnten vernetzen möchte. Denn mit dem TRAFO gibt es nun einen zentralen Treffpunkt rund um die Themen der Zukunft: Ein kreativer Marktplatz für IT-Experten, Designer, Kreativschaffende, Start-ups und etablierte Unternehmen – und natürlich für alle Braunschweiger, die neues Lernen und die digitale Transformation aktiv mitgestalten möchten.

„Als Berlinerin darf ich sagen: In meiner Heimat wird rund um das Thema Start-Ups viel heiße Luft produziert. Jeder Gründer findet sich ziemlich toll und denkt, er oder sie werde sicher bald Millionär. Oft steckt hinter der Fassade nicht viel“, erzählt mir Johanna Heß augenzwinkernd. „In Braunschweig ist es eher umgekehrt: Die Region hat so viel innovatives Potential, ist authentisch – man denkt nachhaltiger. Hier sitzt das Rückgrat des deutschen Mittelstandes! Aber Braunschweig fehlt aus meiner Sicht noch ein bisschen das Selbstbewusstsein.“ Hier wolle man im TRAFO Hub ansetzen, indem man auf neutralem Boden einen Wissenstransfer in alle Richtungen und ohne Hierarchien ermöglicht – quasi ein unabhängiger Ideengenerator.

Johanna Heß

Johanna Heß ist im TRAFO Hub das Mädchen für alles. Foto: Stephen Dietl

Aber eins nach dem anderen. Als ich den TRAFO in den Wichmannhallen das erste Mal betrete, spüre ich sofort, dass hier einiges anders läuft, als ich es aus etablierten Unternehmen und klassischen Konferenzzentren kenne. Durch die große Maschinenhalle schlängelt sich ein kleiner Bachlauf mit Holzbrücken und viel Grün, funktionale Designer-Möbel stehen neben charaktervollen Antiquitäten, aus dem oberen Stockwerk blicken mir die bunten Büros einer gläsernen Galerie entgegen und aus mehreren Ecken schallt angeregtes Gemurmel und gelöstes Lachen – der gesamte Ort verbreitet eine freundliche Offenheit, die mich augenblicklich entspannt durchatmen lässt.

Von der Maschinenhalle zum Ideengenerator

„Ich bin hier das Mädchen für alles“, stellt sich Johanna Heß mir vor. Die jüngste Tochter der Inhaberfamilie Heß hat kürzlich ihr VWL-Studium beendet und ist seitdem Prokuristin der TRAFO Hub GmbH. Die Familie überlässt ihr weitestgehend autonom das Tagesgeschäft vor Ort. Schon seit rund einem Vierteljahrhundert sind die Berliner Unternehmer mit der Löwenstadt eng verbunden, erwarben Anfang der 90er das Fabrikgelände für das nach wie vor am Ort ansässige, familiengeführte Bürohandelsunternehmen „Gebr. Wichmann GmbH“ – daher der geläufige Name „Wichmannhallen“.

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Aus einer alten Fabrikhalle ist Braunschweigs neuer Ideengenerator geworden. Foto: Stephen Dietl

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung wurde das Lager aufgelöst und nach neuen Lösungen gesucht. Also überlegte man gemeinsam, wie sich das größtenteils denkmalgeschützte Gebäudeensemble im Herzen der Stadt für alle Beteiligten sowie – nicht zuletzt – auch die Braunschweiger Bürger am sinnvollsten nutzen ließe. Am Ende stand nach ausführlicher Beratung mit Akteuren aus der Braunschweiger Start-up-Szene, städtischer Wirtschaftsförderung, Arbeitgeberverband, Akteuren der Kreativszene und dem Haus der Wissenschaft fest: Hier wird Braunschweigs neuer Ideengenerator entstehen!

„Der TRAFO ist ein Ort, an dem du deinen Gedanken freien Lauf lassen kannst – egal mit welchem Hintergrund und zu welchem Zweck. Hier findest du den Anschluss zu kleinen und großen Unternehmen, aber auch zu kreativen Freigeistern“, erklärt mir Johanna. „Wir möchten eine private Plattform schaffen, die losgelöst von allen etablierten Institutionen bestehen kann.“ Gleichzeitig solle sich aber jeder darin wiederfinden können: „Ob TU oder HBK, Programmierer oder Künstler, ob Freelancer, Mittelstand oder Konzern – hier können sich alle auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam die neue Arbeitswelt leben und gestalten.“

Ein Ort, unzählige Möglichkeiten

Und so dient der TRAFO zugleich als moderner Coworking-Space unter dem Motto „you work, we care“. Wer hier Mitglied wird, kann sich voll aufs Arbeiten und Netzwerken konzentrieren, denn um alles andere kümmert sich Johanna und ihr Team. Neben der Garantie auf einen festen Arbeitsplatz mit schnellem Internetzugang erhält man von Briefkasten, Schließfach und Druckern bis hin zu Kaffee und Snacks eine Flatrate auf praktisch alles, was zum Produktivsein nötig ist – Eintritt zu allen Fachevents inklusive. Und die haben es in sich: Mit kreativen Formaten wie Hackathons oder Digitalfestivals wird die Kreativität angefacht und der Austausch befeuert, nicht nur in der Digital-Community, sondern auch mit Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Hierfür sorgt eine Kooperation mit dem Haus der Wissenschaft, die von der Stadt Braunschweig gefördert wird.

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Die Codenauten Julia Wierzbowski und Marvin Priedigkeit haben ihren Firmensitz im TRAFO Hub. Foto: Stephen Dietl

Eine „full membership“ besitzen auch die Codenauten. Julia Wierzbowski, Medienpädagogin, und Marvin Priedigkeit, Informatiker, sind Gründer der etwas anderen Art: Ihr junges Start-Up ist eine Programmierschule für Kinder und Jugendliche, eine „Next Gen Developer School“. Ursprünglich entwarfen sie in ihrer Freizeit bloß ein lustiges Kartenspiel mit Programmier-Syntax für Schüler. Die Idee wuchs und inzwischen halten sie feste Kurse ab – wie eine Musikschule, nur eben mit Programmiersprache: „Wir bringen den Schülern nicht nur Programmieren bei, sondern bilden sie zu richtigen Entwicklern heran“, erklärt mir Marvin. „Dabei geht es vor allem darum, Begeisterung zu wecken und Potentiale zu erschließen.“ Seit August haben sie ihren Firmensitz im TRAFO Hub, wo auch ihre Kurse stattfinden. Langfristige Kooperationen mit Kindergärten, Schulen und Unternehmen sollen folgen.

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Die Codenauten bringen Kindern und Jugendlichen mit einem Kartenspiel das Programmieren bei. Foto: Codenauten

Das beste am TRAFO? „Johanna!“, schießt es mit einem Lachen aus Julia heraus. „Ja wirklich, du hast hier einfach super Support und erhältst Rat in allen Lebenslagen. Und wenn Johanna und ihr Team mal etwas nicht beantworten können, vermitteln sie dich schnell an einen der vielen Spezialisten hier auf dem Gelände weiter – das Netzwerk ist einfach toll.“ Und dieses Netzwerk, das sich dank Familie Heß bis nach Berlin erstreckt, ist beim TRAFO natürlich ebenfalls inklusive und wartet nur darauf, durch kreative Braunschweiger bereichert zu werden!

Informationen

TRAFO Hub GmbH
Sophienstraße 40
38118 Braunschweig
www.trafohub.de

Titelbild: So sieht der neue Treffpunkt zum Thema Zukunft aus. Foto: Stephen Dietl
Text: Stephen Dietl

1 Comment

  • wilhelm meister

    Antworten
    15.06.2020at17:29

    Für geplante Zu-Fuß-Rundgänge im Quartier bin ich für den Arbeitskreis Industriekultur auf Kontaktsuche nach Ansprechpartnern, die über historische Standorte der Industriegeschichte/Industriekultur Auskunft geben können, z.B. über die ehemalige Maschinenfabrik Selwig & Lange.
    Über eine Antwort würde ich mich freuen
    Wilhelm Meister

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