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Zu Besuch bei Onkel Emma

Im schönen Michaelisviertel, genauer in der Echternstraße, gibt es seit 2011 das Onkel Emma, das queere Zentrum des Vereins für sexuelle Emanzipation e. V. Hier treffen sich nicht nur verschiedene Gruppen der LSBTIQ*-Community, das Onkel Emma ist gleichzeitig ein Ort für Beratung, Begegnung, Veranstaltungen und auch mal ein kühles Getränk an einem Freitagabend. Im Gespräch mit Vereinskoordinatorin Melanie Sapendowski habe ich mir erklären lassen, warum dieser Ort so wichtig für die Löwenstadt ist. Außerdem haben wir über das Sommerlochfestival gesprochen, das demnächst wieder vor der Tür steht und mit vielen tollen Programmpunkten lockt. 

Die Geschichte des Onkel Emma

Vor 30 Jahren, im Jahr 1989, hat sich der Verein für sexuelle Emanzipation (VSE e. V.) in der Löwenstadt gegründet, der sich über Jahrzehnte hinweg als Interessensvertretung von LSBTIQ* in der Region entwickelt hat. „Momentan bin ich die einzige Person, die hier in Vollzeit angestellt ist“, erklärt mir Vereinskoordinatorin Melanie Sapendowski, als wir unser Interview beginnen. Im Jahr 2011 wurde das Onkel Emma in der Echternstraße, in den ehemaligen Räumlichkeiten der Schwulen-Kneipe „Why Not“ eröffnet. „Seitdem ist hier unglaublich viel passiert und wir sind langsam aber stetig gewachsen. Zuerst waren wir nur im Erdgeschoss, aber mittlerweile haben wir das komplette Haus gemietet“.

Möglich macht den Erfolg des Onkel Emmas vor allem die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen, die vor und hinter den Kulissen arbeiten. „Das Ganze hier könnte ich nie alleine managen, das Onkel Emma, der CSD – alles lebt vom Ehrenamt, erklärt mir Melanie Sapendowski. „Dass die Aufklärung dauerhaft nur aus dem Ehrenamt heraus passiert, kann aber auch keine Dauerlösung sein. Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist in dieser Hinsicht aber toll und auch gewachsen, da passiert schon viel“.

Eine Heimat für alle

Unter dem Dach des Onkel Emmas treffen sich seit der Gründung in regelmäßigen Abständen verschiedene Gruppen der LSBTIQ* Community zum Gespräch oder für gemeinsame Aktivitäten. „Es ist eine Art Heimat und Schutzraum für alle geworden. Da wäre zum Beispiel unsere Jugendgruppe JOE, unser SCHLAU Schulaufklärungsteam, unser Queer Refugee Team, die Queer Teachers oder unsere TRANS*LIONS“, zählt mir Melanie Sapendowski auf. Besonders ist auch eine Elterngruppe, die sich auf Initiative einer Mutter eines Transkindes gegründet hat, und sich nun regelmäßig zum Austausch trifft.

Über die Jahre ist das Gruppen- und Beratungsangebot im Onkel Emma stetig gewachsen. „Der Bedarf dafür ist massiv gestiegen, vor allem im Trans*Bereich“, sagt Melanie Sapendowski. Sie erklärt mir, dass dies vor allem daran liegen könnte, dass das Thema „Queer“ in der Öffentlichkeit sichtbarer geworden ist und auch die Jugend damit viel aufgeschlossener umgeht. Mittlerweile gibt es außerdem vielfältigere Begrifflichkeiten und die Option des dritten Geschlechtseintrags, der für die Menschen neue Möglichkeiten bietet. „Ich erlebe die Gesellschaft offener als je zuvor, aber ich stelle auch immer wieder fest, dass noch viel Wissen fehlt, was auch zu Unsicherheiten führt.“

Kino und Kneipenabende

Durch die vielen Gruppentreffen ist im Onkel Emma jeden Tag etwas los, außerdem findet jeden Freitagabend ein offener Kneipenabend statt. „Da führen wir dann ein Kneipendasein wie man’s kennt, hier kann jeder kommen“, beschreibt die Vereinskoordinatorin. Einmal im Monat findet auch die Reihe „Queer Cinema“ im C1 Cinema statt, bei der immer ein Film abseitsder Heteronormativität gezeigt wird. Zusätzlich gibt es auch ein Workshopangebot und weitere wechselnde Aktivitäten im Onkel Emma. „Bei unseren Veranstaltungen ist nicht nur die LSBTIQ*-Community, sondern jeder herzlich willkommen.“

Ein Fest der Gemeinsamkeit

Beim CSD feiern alle gemeinsam. Foto: MoNo-Photography.de

Willkommen, sind auch alle Besucher des Sommerlochfestivals, dass unter dem Motto „Gay for one day“am 9. und 10. August wieder mit einem bunten Programm die Braunschweiger Innenstadt beleben wird. „Wir möchten damit ausdrücken, einfach gemeinsam, fröhlich, lustig und losgelöst von Religion, sexueller oder geschlechtlicher Orientierung zusammen zu kommen. Es gibt noch viele Baustellen, aber wir haben schon viel erreicht und das darf man auch mal feiern“, erklärt mir Melanie Sapendowski. Neben dem großen CSD-Wochenende wird zwischen dem 26. Juli und dem 10. August außerdem ein buntes Rahmenprogramm für jeden geboten. So wird zum Beispiel am 5. August in der Reihe „Queer Cinema“ der Film „50 Jahre Stonewall“ gezeigt, der die Entstehung der CSD-Veranstaltungen aufzeigt. „Mittlerweile haben wir aber auch viele Veranstaltungen mit Menschen aus anderen Städten, die auf Braunschweig aufmerksam geworden sind und über aktuelle Themen sprechen.“ So gibt es am 6. August zum Beispiel eine Lesung zum Thema „Transidentität“. Das gesamte Programm ist hier zu finden.

Zum Ende unserer Interviews habe ich Melanie Sapendowski noch gefragt, welchen Wunsch sie für die Zukunft hat: „Dass wir gemeinsam, und damit meine ich sowohl die Community als auch die Öffentlichkeit, die Normalität und die Selbstverständlichkeiten mehr leben. Für mich persönlich bedeutet das zum Beispiel, auch nach außen hin mit meiner Partnerin selbstverständlicher auftreten zu können. Bitte sag nicht nur, dass du kein Problem damit hast, sondern zeig es auch. Wenn sich jemand lustig macht, zeig auf! Zeig Flagge für Vielfalt, egal auf welcher Ebene. Das ist etwas, was jeder einzelne kann. Je mehr Menschen es tun, desto selbstverständlicher ist es – daran glaube ich ganz fest.“  

Titelbild: Das Sommerlochfestival steht für Frohsinn und Vielfalt. Foto: MoNo-Photography.de

2 Comments

  • 05.08.2019at15:10

    Das Onkel Emma ist wirklich ein ganz besonderer und toller Ort!
    Wir fühlen uns sehr wohl und sind glücklich, das wir einen geschützen Raum, für unsere regelmäßigen Treffen gefunden haben.
    Wir sind sehr offen und freundschaftlich empfangen worden und wir schätzen die tollen Kontakte sehr!

    Ein tolles Team und der VSE e.V. ist wirklich ein Geschenk für die Stadt Braunschweig!

    • Maria Stenzel

      Maria Stenzel

      Antworten
      06.08.2019at08:19

      Vielen Dank für Ihren netten Kommentar! Schön, dass Sie sich im Onkel Emma wohl fühlen.

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