Der 31. Oktober steht zwar jedes Jahr als Feiertag im Kalender, doch diesmal ist er dort als arbeitsfreier Tag markiert. Zu verdanken haben wir den zusätzlich freien Tag dem 500. Jubiläum der Reformation.
Die Reformation führte dazu, dass Strukturen in Kirche und Gesellschaft überdacht sowie umgekrempelt wurden und hat bis heute noch Auswirkungen auf unser alltägliches Leben. Auf unserem Löwenstadtblog haben wir im Jubiläumsjahr der Bugenhagen-Kirche einen Besuch abgestattet, waren bei der Sonderausstellung „Im Aufbruch. Reformation 1517-1617“ im Braunschweigischen Landesmuseum, sind bei der Stadtführung „Reformation in Braunschweig“ den Spuren der Braunschweiger Reformation gefolgt und haben Ihnen die Reformation in der Löwenstadt in einem kurzen Erklärvideo näher gebracht.
Braunschweig als Reformationsstadt Europas
Die Löwenstadt hat eine entscheidende Rolle in der Reformation eingenommen. Das Vermächtnis der beteiligten Reformatoren sowie der besondere Bürgereinsatz von damals wurden im Reformationsjubiläumsjahr auch von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) anerkannt und belohnt: Braunschweig trägt seit diesem Jahr aufgrund seines Anteils an den europäischen Reformationsprozessen im 16. Jahrhundert den Titel „Reformationsstadt Europas“.
Auswirkungen bis heute
Reformationsjubiläumsjahr schön und gut, doch was haben wir heutzutage damit eigentlich noch zu tun? Ganz schön viel! Beispielsweise wurde die Verbreitung der Bildung in der Gesellschaft erst durch die Reformation angestoßen. Die 1649 in Deutschland eingeführte Schulpflicht ermöglichte Bildung für alle. Auch das Sozialsystem wurde im Sinne des reformatorischen Gedankens neu geordnet und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen vorangetrieben. Die reformatorischen Entwicklungen brachten uns auch letztlich zu der Staatsordnung, wie wir sie heute kennen. Luther sah den Menschen als vernunftbegabtes Wesen an und politische Ordnungen wurden fortan nicht mehr religiös begründet, sondern neu überdacht. Diese Denkweise ebnete schließlich auch den Weg zur Demokratie.
Reformation leichtgemacht
https://youtu.be/I6CLceRJOKk
In unserem Erklärfilm erfahren Sie, wie der Stein der Reformation ins Rollen kam und welche Rolle die Braunschweiger Bürgerschaft dabei spielte. Leichten Lesestoff zum Thema gibt es seit diesem Jahr außerdem in Form eines Comics. Die Nordkirche hat zum 500. Reformationsjubliläum ein 36-seitiges Heft über die Reformation in Norddeutschland herausgegeben, in dem das Wirken des Theologen Johannes Bugenhagen anschaulich erzählt wird. Auch Martin Luther wurde ein Souvenir gewidmet: Den Reformator gibt es nun als Playmobil-Spielzeugfigur inklusive Neuem Testament und Schreibfeder, Umhang und Mütze. Beide Souvenirs sind in der Touristinfo erhältlich.
Veranstaltungen am Reformationstag
Der geschenkte Tag ist eine hervorragende Möglichkeit, um noch mehr über die Reformation zu erfahren. Zum Beispiel findet im Dom St. Blasii um 11:00 Uhr ein Reformationsgottesdienst statt. Direkt im Anschluss wird auf dem Burgplatz gefeiert: Ein Bühnenprogramm mit Chormusik sorgt für Unterhaltung und Sie können sogar Zeugen eines echten Thesenanschlags werden. Ebenfalls auf dem Burgplatz haben Sie die Möglichkeit, ein letztes Mal die „Tetzel-Kiste“ zu sehen und zu begehen. Seit August wandert die Kiste nun schon durch die Löwenstadt. Vorbild für das Projekt ist der Tetzelkasten, eine Ablasstruhe des Predigers Johann Tetzel, in der er die Ablassgelder verwahrte. Hätten Sie es gewusst? Eine solche Ablasstruhe aus dem 16. Jahrhundert befindet sich heute im Bestand des Städtischen Museums Braunschweig und ist gerade in der Ausstellung „Im Aufbruch. Reformation 1517-1617“ zu sehen, die noch bis zum 19. November zu sehen ist und einen Blick auf die Entwicklungen des 16. Jahrhunderts ermöglicht. Weitere Veranstaltungen finden Sie im Veranstaltungskalender.
Beitragsbild: Vom Balkon des Altstadtrathauses hat Johannes Bugenhagen die Braunschweiger Kirchenordnung verkündet. Foto: BSM/Gerald Grote
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