Suchbegriff eingeben:

Einmal Funke, immer Funke

Endspurt für alle Narren: Mit der Weiberfastnacht am Donnerstag beginnt das wohl wichtigste Karnevalswochenende in der Löwenstadt, dessen Höhepunkt am Sonntag der traditionelle Schoduvel, Norddeutschlands größter Karnevalsumzug ist, der sich mit rund 145 Motivwagen und 5.000 Aktiven durch die Innenstadt schlängeln wird. Immer mit dabei und aus dem Braunschweiger Karneval nicht mehr wegzudenken ist die Funkengarde der Karneval-Vereinigung der Rheinländer, die unter Funkenkommandant Peter Hosse mit Tanzeinlagen und kölscher Tradition große und kleine Karnevalsfans begeistert. „Seit 15 Jahren bin ich nun Funkenkommandant“, verrät mir Peter Hosse. Im Interview erzählt er mir, was es bedeutet, ein Funke zu sein.

Eine lange Tradition

Die Geschichte der Roten Funken der Karnevalvereinigung der Rheinländer reicht weit zurück. Einst als Persiflage auf das Militär entstanden, wurden Karnevalsgarden vor allem zunächst im Rheinland gegründet. Die bekanntesten sind wohl die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823, von denen sich auch die Braunschweiger haben inspirieren lassen. „Unsere Uniformen sind fast identisch. Als unser Funke Heinzi einmal in Köln bei einer Sitzung der Roten Funken zu Gast war, wurde er sogar als Kamerad begrüßt“, erzählt Peter Hosse.

Ursprünglich waren es auch waschechte Rheinländer, die in der Löwenstadt eine Garde gründeten. Sie waren nach dem ersten Weltkrieg vor der Besetzung von Belgiern und Franzosen geflohen und hatten sich hier niedergelassen, wo sie ihre närrische Tradition weiterlebten. Zu dieser Zeit gründete sich auch die Vereinigung der Rheinländer, die später zur Karneval-Vereinigung der Rheinländer wurde.

Als Funke trägt man eine Unfiorm, die als Persiflage auf das Militär verstanden wird.
Die Funkengarde ist eine Persiflage auf das Militär. Foto: Stadt Braunschweig/ Daniela Nielsen

Wibbeln und Stippeföttche

 „Generell machen Funken immer das gleiche. Wir wibbeln unser Stippefötche und tanzen unseren Funkentanz, was stets für große Belustigung sorgt“. Der Stippeföttchen-Tanz ist ein traditionelles Ritual der Garden, bei dem je zwei Gardisten einander das Hinterteil zukehren und auf Kommando in leichter Kniebeuge den Po zum Takt der Musik hin und her schwingen – das sogenannte Wibbeln. Der Begriff Stippeföttche kommt dabei daher, dass bei diesem Tanz das „Föttche“ (der Po) „erusstippt“ (herausgestreckt) wird. Für Abwechslung sorgt in jeder Session Tanztrainerin Carola Xyländer-Scharnberg, die mit den Männern für die große Prunksitzung immer eine neue tänzerische Überraschung einstudiert. „Sie hilft uns zu zeigen, dass wir auch noch etwas anderes können“, so Peter Hosse.

Der Kalender der Funken ist je nach Länge der Session gut gefüllt. „Wir sind zum Beispiel immer bei den Besuchen in den Seniorenheimen dabei und sind fest bei der Weiberfastnacht der Braunschweiger Karnevalsgesellschaft eingeplant – die Damen freuen sich über unseren Auftritt“. Außerdem sind die Funken stets gern gesehene Gäste bei befreundeten Karnevalsgesellschaften. „Da kommen wir meistens auf zehn bis fünfzehn Veranstaltungen, die wir noch nebenbei besuchen“, erklärt mir der Karnevalist.

Schoduvel Braunschweig, Umzugswagen der Funken
Höhepunkt der Karnevalssession ist auch bei den Funken der große Schoduvel. Foto: KVR

Wie eine Familie

Neben Fremdveranstaltungen gibt die Funkengarde aber auch selbst gern den Gastgeber. Einmal in jeder Karnevalsession lädt sie zum großen Funkenfrühstück ein, bei dem nicht nur geschlemmt, sondern auch allerlei Programm geboten wird. Aber auch außerhalb der fünften Jahreszeit, verlieren sich die Mitglieder der Funkengarde nicht aus den Augen: “Wir sind wie eine tolle Gemeinschaft. Wir feiern zusammen Geburtstage, Feste oder unser Funkensommerbiwak. Außerdem haben wir unser regelmäßiges Funkenmonatstreffen, bei dem wir zusammen kommen.“ Zu diesem Termin dürfen auch die Partnerinnen der Funken mitkommen. „Unsere Frauen sind im Hintergrund immer dabei und unterstützen uns. Das ist wirklich wichtig, denn allein von der Weiberfastnacht bis zum Aschermittwoch sind wir jeden Tag auf den Beinen. Von einigen Funken tanzen mittlerweile auch die Kinder bei uns im Karnevalsverein, zum Beispiel in unserer Jugendgarde. So wird Karneval zur Familiensache.“

Funke werden

Wie man Mitglied bei den Roten Funken der Rheinländer wird? Wer Lust hat mitzumachen, fängt erst einmal als Funkenanwärter an. „Früher hatten wir oft Anwärter, die es nur auf den Funkenstern abgesehen hatten und nie wieder gesehen wurden, nachdem sie ihn verliehen bekommen hatten“. Deshalb müssen die Funkenanwärter heute zwei Jahre lang ohne Stern mitmachen, bevor sie die besondere Auszeichnung und ihren Spitznamen beim Funkenfrühstück feierlich verliehen bekommen und so zu echten Funken werden. „Über die Jahre haben wir schon weit über 50 Funkensterne verliehen“, erzählt Peter Hosse stolz. Dabei sein kann jeder, erklärt mir der Kommandant. „Eine der wichtigsten Voraussetzung ist, nicht zu glauben, wir wären eine Trinkergemeinschaft“, betont er.

Marieche danz!

Frauen gibt es bei den Roten Funken eigentlich nicht, erfahre ich vom Kommandanten. Die einzige Ausnahme ist Lale Dettmer, die seit zwei Jahren das Funkenmariechen der Garde ist. Bei Auftritten führt sie stets einen Solotanz auf, der durch Radschläge, Sprünge und Spagat besticht. Trainiert wird sie dafür von Janine Schwieger, die zuvor viele Jahre als Funkenmariechen bei den Rheinländern aktiv war und auch als einzige Frau in der Geschichte der Funkengarde einen Funkenstern verliehen bekommen hat.

Funkenkommandant Peter Hosse und das langjährige Funkenmariechen Janine Schwieger
Funkenkommandant Peter Hosse mit dem langjährigen Funkenmariechen Janine Schwieger. Foto: Siegfried Nickel

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, die Funkengarde einmal live zu erleben, können Sie sich noch Tickets für die große Prunksitzung der Rheinländer am 22. Februar sichern.

Weitere Informationen zum Braunschweiger Karneval und dem Schoduvel finden Sie hier und hier.

Keine Kommentare

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *. Bitte beachten Sie unsere Netiquette und unsere Datenschutzerklärung.