In genau zehn Tagen ist Weihnachten. Im Gegensatz zu meiner Kollegin, die auf den letzten Drücker ihre Weihnachtsgeschenke organisiert, bin ich dieses Jahr ausnahmsweise gut vorbereitet und habe fast alle Geschenke zusammen. Nur ein paar Kleinigkeiten fehlen noch. Ich verschenke gern selbstgemachte Aufmerksamkeiten wie Plätzchen oder Eierlikör. Dieses Jahr wollte ich aber etwas Neues ausprobieren und bin bei der Suche nach Inspiration auf Pralinenwahnsinn gestoßen – eine Pralinenschule in Braunschweig Querum. Selbstgemachte Pralinen? Das klingt doch nach einem tollen Plan! Die gleiche Idee hatten vor mir allerdings schon viele andere, das einzig verbleibende Kurswochenende vor Weihnachten ist entsprechend restlos ausgebucht. Die Seite der Pralinenschule und der dazugehörige Blog machen mich trotzdem neugierig und so frage ich die Besitzerin Nele Marike Eble, ob sie Lust hat, mir ihre Pralinenschule vorzustellen.
Ihre Pralinenküche hat sich Nele Marike Eble im Erdgeschoss ihres Hauses eingerichtet. Der Raum ist groß und hell, es duftet herrlich nach Kakao. Gleich im Eingangsbereich stehen Schränke voller Schokoladen-Drops, Gewürze und Pralinen-Formen. Gegenüber warten frisch produzierte Pralinen darauf, verpackt zu werden. Hier stellt Nele Marike Eble selbst Pralinen her und gibt ihr Wissen bei zwei bis drei Kursen im Monat an Gleichgesinnte und Interessierte weiter. Die Kurse sind immer schnell ausgebucht, das Interesse ist groß. Manchmal ist sie auch mit Kuvertüre, Pralinenformen und Co. unterwegs bei Unternehmen, die einen Pralinenkurs als Mitarbeiterevent buchen.
Was nach einem Fulltime-Job klingt, ist für Nele Marike Eble eine Nebenbeschäftigung. „Hauptberuflich arbeite ich von Montag bis Donnerstag als Technikerin für Informatik“, verrät sie mir. Die Sache mit der Pralinenschule hat sich nebenbei ergeben. „Ich habe oft und gern Pralinen verschenkt. Irgendwann viel mir ein Pralinenbuch mit Pralinengabeln in die Hände und da dachte ich, das probierst du jetzt einfach aus“, sagt sie. Da sie nichts über die Pralinenherstellung im Internet fand, entschied sie sich, selbst darüber zu bloggen. Sowohl über den Blog als auch über Freunde kamen dann die ersten Anfragen für Pralinenkurse. „Meinen ersten Kurs habe ich bei einer Freundin im Allgäu gegeben. Das kam so gut an, dass ich überlegte, so etwas öfter zu machen.“ Da sie beruflich bereits Monteure geschult hat, war ihr die Situation nicht vollkommen fremd. „Mit dem Umzug in dieses Haus, hatte ich dann auch einen Raum zur Verfügung, in dem ich mir eine Küche für mein Hobby einrichten konnte. Andere kaufen sich teure Autos, ich kaufte mir eben diese Küche“, sagt sie und lacht dabei. „Dann fing ich an, an den Wochenenden Pralinenkurse anzubieten. Über das große Interesse war ich selbst überrascht. Die Kursteilnehmer kommen teilweise auch von weit her. Ich hatte beispielsweise schon Teilnehmer aus Bern hier, die extra nur für den Kurs angereist sind.“
Die Kurse dauern in der Regel von 9:30 bis 16:00 Uhr. Alles beginnt mit ein bisschen Theorie zu Pralinen und Schokolade. „Ich frage beispielsweise ab, wie die Erfahrungen mit dem Temperieren, also dem klassischen Behandeln von Schokolade vor der Bearbeitung, sind“, erklärt sie. Danach geht es auch schon los. Bis zur Mittagspause werden die Gussformen poliert, geschminkt und mit einer dünnen Schokoladenschicht ausgegossen. „Schminken bedeutet, mit farbiger Kakaobutter gestalten“, sagt Nele Marike Eble. „So lassen sich am Ende die fünf bis sechs hergestellten Pralinensorten besser unterscheiden.“ Nach der Pause stellen die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer die Füllungen her. „Das macht jeder selbst. Ich erkläre nur, was zu tun ist und helfe hier und da ein wenig“. Ist die Füllung in den Schokoladenhüllen, kommt zum Abschluss ein „Schokoladenfuß“ auf die fertige Praline. Sobald alles getrocknet ist, kommen die Pralinen aus der Form und werden verpackt. Knapp 80 selbsthergestellte Pralinen nimmt jeder der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer am Ende mit nach Hause. „Bei anderen Kursen erhält man oft nur um die 20 Pralinen“, sagt sie. „Dann kommt man nach Hause, jeder möchte kosten und eh man sich versieht, sind alle Pralinen bereits weg“.
Ich darf auch ein paar der Pralinen kosten. Sie sehen wirklich toll aus, richtig edelglänzend und schmecken fantastisch. Ganz zart schmelzen sie auf der Zunge, wer sich darauf konzentriert und die Praline nicht einfach schnell wegfuttert, schmeckt die hochwertigen Zutaten heraus. „Ich arbeite ohne Konservierungsstoffe, die Pralinen sind nach der Herstellung etwa vier bis sechs Wochen haltbar“, sagt Nele Marike Eble.
Seit kurzem darf sie nicht nur die Herstellung von Pralinen lehren, sondern auch selbst Pralinen verkaufen. Bis dahin war es ein schwerer Weg, denn eigentlich dürfen nur Konditormeister Pralinen, Schokoladen und Co. verkaufen. Umso größer war die Freude über die bewilligte Ausnahmegenehmigung. „Ich nutze die Zeit zwischen den Feiertagen nun, um einen kleinen Onlineshop aufzubauen“, sagt sie. Neben dem Verkauf von Pralinen, Schokoladentafeln und Trinkschokolade freut sie sich auch auf Anfragen zu besonderen Anfertigungen, beispielsweise speziellen Schokoladenwünschen für Hochzeiten. Bei so viel Engagement stellt sich mir die Frage, ob die Technikerin und Pralinenschulen-Besitzerin mit dem Gedanken spielt, hauptberuflich in die süße Schokoladenwelt einzutauchen. „Es stimmt schon, die Selbstständigkeit nimmt immer mehr Zeit in Anspruch. Deswegen weiß man nie, was kommt“, sagt sie und lässt mich damit im Ungewissen.
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich selbst in der Pralinen-Produktion auszuprobieren, sollte einen Blick auf Nele Marike Ebles Pralinenblog werfen. Neben allgemeinen Tipps, Tricks und Informationen über Pralinen, finden Sie hier auch eine Vielzahl von Rezepten für ganz unterschiedliche Pralinen.
Informationen
Pralinenwahnsinn® – Pralinenschule & Manufaktur
Nele Marike Eble
Peterskamp 65
38108 Braunschweig
Tel.: +49 151 61496336
http://www.pralinenwahnsinn.de/
(Alle Fotos: BSM)
Sabine Scholz
Hallo Frau Eble,wir würden gerne zu dritt einen Pralinenkurs bei ihnen buchen. Ist das möglich? Mit lieben Grüßen Sabine Scholz