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Das Ringgleis neu entdecken

Fast 200 Jahre Geschichte auf 22,5 Kilometern: Wenn Sie das Braunschweiger Ringgleis besuchen, begeben Sie sich auf eine Reise in die Industriegeschichte der Löwenstadt und werden neben den historischen Sehenswürdigkeiten auch viele Freizeitangebote und Cafés entdecken. Um dabei nicht die Orientierung zu verlieren, gibt es einen kostenlosen Rundgang in der App „Entdecke Braunschweig“. Auf einer Karte können Sie sich hier Informationen zu mehr als 50 Sehenswürdigkeiten anzeigen lassen, die Ihnen am Ringgleis begegnen. Weil die Karte auch gleich Ihren Standort anzeigt, ist die Navigation zu den einzelnen Punkten ganz einfach. Das habe ich für Sie natürlich gleich getestet.

Das Ringgleis: Von der Bahnanlage zum Freizeitweg

Egal ob zu Fuß oder mit dem Rad – wir Braunschweiger:innen sind gerne auf dem Ringgleis unterwegs. Dass die alten Bahnanlagen heute so viel zu bieten haben, liegt am großen Engagement von vielen Vereinen, Initiativen und der Stadt Braunschweig. Von den sozialen Projekten am historischen Westbahnhof über die Spuren der Industrie am nördlichen Ringgleis bis zu den grünen Parks im Östlichen Ringgebiet finden Sie am Wegesrand heute ein einzigartiges Angebot.

Vor gut 140 Jahren sah es hier noch ganz anders aus. Damals ratterten Güterwaggons über die Schienen, um die umliegenden Betriebe mit allerlei Waren zu versorgen. Besonders die Eisenbahnindustrie, aber auch die Zuckerindustrie, der Maschinenbau und die optische Industrie waren damals wichtige Wirtschaftszweige in Braunschweig. Diese Wirtschaft hat ihre Spuren hinterlassen, die Sie heute zwischen Kletterhalle, Gemeinschaftsgärten, Parks und Cafés noch entdecken können.

Versteckte Idylle am Westbahnhof

Am Westbahnhof ging alles los. Hier startet nicht nur mein Rundgang mit der App, sondern auch der Ausbau des Ringgleises nahm hier seinen Anfang. Bis in die 1980er Jahre war der Bahnhof als Verschiebebahnhof in Betrieb. Hier wurden also Güter verladen, Waggons rangiert oder zeitweise abgestellt. An die Eisenbahnwaggons, die hier einst täglich unterwegs waren, erinnern heute mehrere rostbraune Industriecontainer, die Ihnen auch am Nordbahnhof und an der Hildesheimer Straße begegnen werden. Sie erzählen von der Geschichte des Ringgleises, ehemaligen Industriebetrieben und der Arbeit rund um die Bahnanlagen. 2001 ergriff die Stadt Braunschweig die Initiative, die ehemalige Eisenbahntrasse zu einem grünen Freizeitweg auszubauen.

Kontorhaus am Jödebrunnen
Das Kontorhaus am Jödebrunnen wurde bei meinem Besuch 2021 noch saniert. Foto: Daniela Nielsen

Mit dem KufA-Haus, dem Garten ohne Grenzen, dem Mehrgenerationenpark und dem Kletterzentrum in der Fliegerhalle ist am Westbahnhof immer etwas los. Versteckt hinter der Westand-Halle liegt das Kontorhaus am Jödebrunnen, das ich ohne den App-Rundgang auf jeden Fall übersehen hätte (und das sofort zu meinem Lieblingsort am Ringgleis geworden ist). Einst nutzte die Firma Brachvogel das Häuschen als Büro. Wenn ich mir vorstelle, wie hier um 1900 der Chef der Firma in seinem Arbeitszimmer neben dem Kamin gesessen hat und seinen Blick ins Grüne schweifen lassen konnte, werde ich ein bisschen neidisch …

Industrie und Kultur am Nordbahnhof

Der Rundgang führt mich weiter nach Norden, vorbei am höchsten Bauwerk Braunschweigs. Welches das ist? Das können Sie mit einem Blick in die App sicherlich selbst herausfinden. Ein Stückchen weiter das Ringgleis entlang liegt der Nordbahnhof. Obwohl hier heute kein Zug mehr hält, ist der Bahnhof immer noch ein Ort des Ankommens und der Begegnung:  Seit 2012 befindet sich in dem Gebäude nämlich das Haus der Kulturen, ein interkultureller Treffpunkt und Veranstaltungsort. Hier können Sie zum Beispiel Sprachkurse besuchen, Ausstellungen ansehen oder an Netzwerktreffen teilnehmen.

Nordbahnhof in Braunschweig
Im Nordbahnhof finden Sie heute das Haus der Kulturen. Foto: Daniela Nielsen

Grüne Parks im Östlichen Ringgebiet

Im Östlichen Ringgebiet führt das Ringgleis durch den Prinzenpark. Ein guter Ort, um im Schatten der Bäume eine Pause vom Rundgang einzulegen. Hier gibt es einige Sehenswürdigkeiten, die Sie vom Ringgleis aus nicht direkt sehen können. Wussten Sie, dass der Nußberg im Prinzenpark Jahrhunderte lang als Steinbruch diente? Der Rogenstein, aus dem der Nußberg überwiegend besteht, ist heute noch in den Mauern vieler alter Braunschweiger Bauten zu finden. Im Steinbruch legten dann die Nationalsozialisten 1935 einen Versammlungsort in Form eines Amphitheaters an. Die Steinstufen können Sie heute noch erkennen.

Von diesem Aussichtsturm haben Sie einen guten Überblick über den Prinzenpark. Foto: Daniela Nielsen

Vom Östlichen Ringgebiet aus können Sie dem Rundgang weiter folgen, bis Sie wieder am Westbahnhof ankommen. Dabei wird Ihnen auffallen, dass Sie in diesem Abschnitt die Strecke des ursprünglichen Ringgleises teilweise verlassen. Ganz abgeschlossen ist der Ausbau des Ringgleises nämlich noch nicht. Zwischen dem Rangierbahnhof und der Echobrücke fehlt noch ein kleiner Teil, sodass Sie die Alternativroute hier am Lokpark vorbei über Schloss Richmond führt.

Insgesamt umfasst der Rundgang eine Strecke von 22,5 Kilometern. Die müssen Sie natürlich nicht an einem Stück zurücklegen (obwohl sich die Strecke auch für einen Halbmarathon anbietet). Mit der App sind Sie völlig flexibel, welchen Teil Sie erkunden möchten und ob Sie lieber zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Beitragsbild: Der Westbahnhof war Startpunkt für den Ausbau des Ringgleises. Foto: Philipp Ziebart

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