Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger und Alexej von Jawlensky: Wer sich für Kunst der Moderne interessiert, verbindet mit diesen Namen Kunstwerke voller Formen und bunter Farben. Es gibt aber einen Namen, der nicht so geläufig ist, für den Erfolg dieser Künstler in den USA aber entscheidend war: Emilie Esther Scheyer, auch bekannt als „Galka Scheyer“. Zu ihr zeigt das Städtische Museum Braunschweig noch bis zum 19. Mai 2024 eine große Sonderausstellung, denn diese beeindruckende Frau kam aus Braunschweig.
Von Braunschweig nach Hollywood
Geboren wurde Galka Scheyer in Braunschweig. Ihre Familie gehörte zum jüdischen Industriellen Bürgertum und besaß bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten eine große Konservenfabrik in Braunschweig. Nach der Schule verließ Galka Scheyer ihre Heimatstadt, studierte Sprachen und Malerei und zog schließlich nach Hollywood.
Mit der Zeit lernte sie die Maler Kandinsky, Klee, Feininger und Jawlensky kennen und gründete schließlich mit ihnen gemeinsam die „Blaue Vier“. Das war im Jahr 1924, also vor genau einhundert Jahren. Das Ziel der Künstlergruppe war eigentlich nicht, möglichst viele Werke zu verkaufen, sondern erst einmal die Künstler in den USA bekannt zu machen. Als die Künstler im nationalsozialistischen Deutschland allerdings ein Verkaufsverbot bekamen, erhielt die Vermittlung der Werke in die USA eine völlig neue Relevanz. Mit ihrem Engagement leistete Galka Scheyer damals echte Pionierarbeit und vermittelte die Werke der Blauen Vier in namhafte Sammlungen in den USA.
Eine Ausstellung in Galkas Geburtsstadt
Das Städtische Museum Braunschweig widmet Galka Scheyer nun eine große Sonderausstellung, die über zehn Jahre lang geplant wurde. Weil sich nur wenige Werke Scheyers in öffentlichen Sammlungen befinden, war jahrelange Recherchearbeit nötig, um die Werke für Ausstellung zusammenzutragen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen!
In der Ausstellung durchlaufen Sie das Leben Galka Scheyers in chronologischen Kapiteln. Das erste Kapitel widmet sich Galkas Anfängen in Braunschweig, von ihren Lebensumständen als Jüdin Anfang des 20. Jahrhunderts bis hin zu ihren künstlerischen Einflüssen. Die darauffolgenden Kapitel beschäftigen sich mit ihrem Leben als Künstlerin und Kunstagentin, ihrem Verhältnis zu den Künstlern Kandinsky, Klee, Feininger und Jawlensky und dem Erfolg der Blauen Vier.
Natürlich können Sie in der Ausstellung auch Werke der Künstlergruppe entdecken. In einem abschließenden Ausstellungsraum hat es das Museum geschafft, die Kunstwerke unter bestimmten Themen so zusammenzustellen, wie sie bisher noch nicht zu sehen waren. So lohnt sich der Besuch der Ausstellung auch für eingefleischte Kunstexpert:innen.
Info
Städtisches Museum Braunschweig
Steintorwall 14
38100 Braunschweig
Öffnungszeiten:
Dienstags bis sonntags: 11:00-17:00 Uhr
Ausstellungszeitraum „Galka Scheyer und die Blaue Vier – Kandinsky, Feininger, Klee, Jawlensky“ bis zum 19. Mai 2024
Bildnachweis:
Portrait Galka Scheyer: Alexander Hammid
Keine Kommentare