Kleidung, Schuhe oder Nützliches für den Haushalt – wer nachhaltige Produkte sucht, findet in Braunschweig ein breites Angebot, egal ob neu oder gebraucht. Ich habe Life is short Vintage und Jojeco – zwei spannende Anlaufstellen für nachhaltiges Einkaufen in der Innenstadt – besucht und berichte über ihre unterschiedlichen Ansätze zur Nachhaltigkeit.
Verschiedene Wege zur Nachhaltigkeit – alt vs. neu
Auf den ersten Blick scheinen Life is short Vintage und Jojeco nicht sehr viel gemeinsam zu haben, doch das täuscht. Denn beide Geschäfte verfolgen auf ihre eigene Weise nachhaltige Einkaufskonzepte, auch wenn sie teilweise sehr unterschiedliche Produkte anbieten. Während das eine Geschäft überwiegend gebrauchte Kleidung verkauft, steht bei dem anderen neue fairtrade Ware wie Schuhe, Pflegeprodukte oder Kinderbücher in den Regalen.
Life is short ist spezialisiert auf Vintage und Second-Hand und sorgt somit dafür, dass die angebotenen Teile einen längeren Lebenszyklus bekommen. Das Resultat: Je länger ich bereits produzierte Kleidung nutze, desto weniger Neues muss für mich produziert werden. Jojeco setzt komplett auf ein faires, nachhaltig hergestelltes Produktangebot und bietet hauptsächlich Neuware an, die ebenfalls möglichst lang halten soll. Super, so muss ich auf nichts verzichten.
Alter Kleidung neues Leben einhauchen – Life is short Vintage
„Das Leben ist zu kurz, um langweilige Kleidung zu tragen“, antwortet mir Felix Schulze, Inhaber von Life is short Vintage, als ich ihn frage, wie er damals auf den Namen für seinen Laden gekommen ist. Doch was genau heißt eigentlich Vintage? Nun, je nachdem, wen ich frage, würde die Antwort darauf anders ausfallen. Für Felix bedeutet Vintage hochwertige, gut erhaltene Kleidung, die mindestens 20 Jahre alt ist. Er erklärt mir, dass andere Leute möglicherweise eine strengere Auffassung haben als er.
Die Geschichte hinter der Ladeneröffnung
Angefangen als kleiner Online-Shop, den Felix vom Dachboden seiner Eltern aus betrieben hat, hat sich Life is short Vintage erst in der Helmstedter Straße und Ende 2022 auch in der Innenstadt in der Friedrich-Wilhelm-Straße niedergelassen. Für Felix selbst fing es schon früh an, dass er gerne Kleidung aus zweiter Hand gekauft hat. Einerseits konnte er sich so für wenig Geld schöne Stücke kaufen. Andererseits hat er dadurch viele Sachen gefunden, die es in normalen Läden nicht mehr gibt.
Auf der Suche nach Fundstücken
Im Einklang mit der Idee hinter dem Namen ist das Sortiment im Geschäft alles andere als langweilig: handverlesene Vintage- und Second-Hand-Kleidungsstücke in allen möglichen Farben und Schnitten warten auf modebegeisterte Kund:innen, die etwas ganz Besonderes für ihren Kleiderschrank suchen. Wie liebevoll die Kleidungsstücke und Schuhe in der Friedrich-Wilhelm-Straße ausgesucht sind, fällt mir direkt beim Durchstreifen des Ladens auf. Ich entdecke eine große Auswahl an Markenkleidung, teils auch Designerstücke oder sportliche Marken. So etwas gibt es wirklich nicht überall.
Das Suchen, Durchstöbern und vor allem das Finden von außergewöhnlichen Kleidungsstücken machen Vintage und Second-Hand auch für mich spannend. Ebenso wichtig finde ich allerdings auch den Nachhaltigkeitsgedanken: Kleidung weiterzuverwenden anstatt wegzuschmeißen. Oder um hier einmal die Kinderserie Paw Patrol zu zitieren, die mein fünfjähriger Neffe so gerne guckt: „Nicht verschwenden – wiederverwenden!“.
Wenn das Fundstück nicht gefunden werden will
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass das Stöbern in Vintage- oder Second-Hand-Geschäften sowohl Fluch als auch Segen zugleich sein kann. Vielleicht kennen Sie das auch: Wenn ich extra in die Stadt losziehe, um nur mal zu schauen, dann finde ich tausend tolle Sachen, die ich aber nicht wirklich brauche. Wenn ich jedoch dringend etwas suche, dann gibt es gefühlt Nichts, was mir gefällt oder passt. Das Thema Vintage treibt dieses „Phänomen“ noch einmal auf die Spitze. Denn die meisten Sachen sind Einzelstücke und gezielt etwas zu finden, kann eine ziemliche Herausforderung sein. Zum Glück gibt es für alle, die beim Kleidungskauf Wert auf Nachhaltigkeit legen, noch andere Strategien. Das Stichwort ist hier Fairfashion.
Mehr als nur Mode – Jojeco
Über Jojeco haben wir auf dem Löwenstadtblog schon einmal berichtet. Seit unserem Besuch in der Filiale im Magniviertel, deren Fokus auf Fairfashion liegt, hat sich einiges getan. Mittlerweile feiert die zweite Filiale in der Innenstadt bereits ihr mehrjähriges Jubiläum. Anfang Mai 2023 hat Jojeco sogar eine dritte Filiale eröffnet, doch dazu später mehr. Für mich ist Jojeco eine besondere Anlaufstelle für nachhaltiges Einkaufen. Denn das Unternehmen hält stets die Augen nach neuen Produkten offen und beschränkt sich nicht ausschließlich auf Kleidung. Das beste Beispiel hierfür ist die Filiale in der Münzstraße.
Faire Vielfalt in der Münzstraße
Eigentlich sollten in der zweiten Niederlassung überwiegend Schuhe, Taschen und Rucksäcke, die fairtrade und nachhaltig hergestellt sind, zum Verkauf stehen. Doch Jens Arnemann, einer der Geschäftsführer von Jojeco, verrät mir, dass er und seine Kolleg:innen ganz überrascht festgestellt haben, wie unglaublich viele weitere nachhaltige Produkte es gibt. Daraufhin haben sie noch einmal umgedacht.
So entwickelte sich die vermeintliche Schuhfiliale schnell in einen Concept Store. Und das Konzept des Ladens? Im Sortiment gibt es Haushaltsgegenstände, Schreibwaren, Pflegeprodukte, Accessoires oder was man sonst noch im Alltag braucht, nachhaltig und fair produziert. Auch Schuhe, Regenkleidung oder Bücher für Kinder gibt es in der Münzstraße.
Wichtig findet Jens, dass man für ein nachhaltigeres Leben gar keine Kehrtwende braucht, sondern auch Schritt für Schritt in kleinen Etappen Veränderungen in seinen Alltag einbauen kann. Mich als Neuling in der ganzen Thematik beruhigt das auf jeden Fall und ich erspähe vor Ort bei Jojeco auch viele Dinge, die mir auf Anhieb gut gefallen. Ich mache mir gedanklich eine Notiz, dass ich mir die Kinderbücher und Küchenutensilien noch genauer ansehen will.
Auf eine Limo im Concept Store
Generell ist das ganze Thema Nachhaltigkeit sehr weitläufig und beschränkt sich keinesfalls nur auf Konsument:innen oder die Modebranche. Für die Gesprächsreihe „Auf eine Limo mit …“ hat das Innovationsportal besser smart im März 2023 den Concept Store besucht und dort mit Dr. Ralf Utermöhlen, Umweltexperte und Geschäftsführer der Beratungsfirma Agimus, über Nachhaltigkeit in Unternehmen gesprochen. Das Interview können Sie sich hier ansehen.
Noch mehr nachhaltige Anlaufstellen in Braunschweig
Wie versprochen verrate ich Ihnen natürlich noch, was es mit der dritten Filiale von Jojeco auf sich hat. Nach acht Jahren seit der Eröffnung scheint es gut für Jojeco zu laufen, denn seit Mai 2023 gibt es im Magniviertel eine dritte Zweigstelle. Das Sortiment besinnt sich wieder zurück zum Thema Kleidung und Jens erzählt mir, dass er und seine Kolleg:innen die Filiale zunächst als eine Art Outlet für Fairfashion Marken gestartet haben. Hier wartet dann sicherlich das ein oder andere Schnäppchen. Für die Zukunft ist außerdem geplant, gebrauchte nachhaltige Kleidung anzubieten. Ich bin gespannt!
In Braunschweig gibt außerdem es noch viele weitere Orte, an denen Sie Fairfashion, Second-Hand-Kleidung oder allgemein fairtrade finden können. Auf dem Löwenstadtblog haben wir über einige dieser Anlaufstellen gebloggt, wie zum Beispiel über ein paar Second-Hand Läden oder über den Fairfashion-Laden Amelie im östlichen Ringgebiet. Für den nächsten nachhaltigen Stadtbummel mangelt es Ihnen also nicht an Einkaufsmöglichkeiten.
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