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AntiRost: Ein Treffpunkt zum Anpacken, Werkeln und Mitmachen

Die Hallen von AntiRost von außen. Die Eingangstür steht offen.

Wer rastet, der rostet? Nicht bei AntiRost e. V., denn hinter den Türen des Vereins herrscht reger Betrieb. Nachdem mir die vereinseigene Zeitschrift „Zahnrad“ in die Hände gefallen ist, habe ich mich hier einmal umgesehen und war sehr überrascht, was alles hinter AntiRost steckt. In den Hallen auf dem alten Fabrikgelände in der Kramerstraße wird täglich an verschiedenen Werkstattplätzen munter gewerkelt, geschraubt und Gutes getan.

Die Sonne lacht und strahlend blauer Himmel begleitet mich auf meinem Weg zu AntiRost im westlichen Ringgebiet. Auf den ersten Blick wirkt das Gelände unscheinbar und ohne das Schild am Zaun wäre ich mit meinem verbesserungsbedürftigen Orientierungssinn wahrscheinlich daran vorbeigefahren. Als ich ankomme, arbeiten draußen auf dem Hof zum Glück gerade drei Männer an einem Projekt, bei denen ich mich nach dem Eingang erkundige. Später erfahre ich, dass dort Vogeltränken für das Mütter-Zentrum entstehen. Die Männer draußen bereiten dafür die Steine vor. So weit so gut. Bei AntiRost sind also Steinmetze mit dabei. Aber Steine können doch gar nicht rosten – was hat es also mit dem Verein und dessen Namen auf sich?

Wer oder was ist AntiRost e. V.?

„AntiRost ist sozial, bunt und integrativ. Der Verein richtet sich vor allem an Menschen nach dem Berufsleben, die aktiv bleiben wollen, gerne anpacken und sich engagieren möchten“, sagt Dietmar Scholz, erster Vorsitzender von AntiRost. Die Idee ist, in der nachberuflichen Phase nicht zum alten Eisen zu werden, sondern das eigene Wissen zu nutzen und an andere weiterzugeben. An diesen Gedanken ist der Name des Vereins angelehnt: Um eben nicht zu rasten und zu rosten, bietet AntiRost viele Möglichkeiten, geistig und körperlich auf Zack zu bleiben. Die rund 60 Vereinsmitglieder sowie circa 50 bis 60 weitere Mitwirkende packen schon seit der Gründung im Jahr 2004 tatkräftig in den Werkstätten mit an. Außerdem knüpfen sie gerne untereinander Kontakt, planen Unternehmungen und greifen sich gegenseitig unter die Arme.

Fabrikgelände von außen mit dem Schild vor der Tür.
Das alte Fabrikgelände kann sich sehen lassen. Hier stehen Gebäude des AntiRost e. V. und der Braunschweigischen Maschinenbauanstalt. Foto: BSM

So vielfältig wie die Werkzeuge und historischen Maschinen auf dem Gelände von AntiRost sind auch die handwerklichen und künstlerischen Berufe, in denen die Vereinsmitglieder erwerbstätig waren. An den Arbeitsplätzen und in den Räumen tüfteln unter anderem Menschen mit Ausbildungen in Tischlerei, Druck, Buchbinderei, Schlosserei, Japanologie oder Theater. Des Weiteren sind Ingenieur:innen, Lehrkräfte, Pantomime oder Taxi-Unternehmer:innen mit dabei – eine bunte Mischung!

Bei so einer bunten Truppe liegt es nahe, dass auch die Projekte von AntiRost facettenreich sind. Während meines Besuchs sind die besagten Steine für die Vogeltränken in Bearbeitung und im ersten Stock probt ein Kasperletheater. Unten in der Werkstatt repariert der frühere Elektriker, Andreas Janze, eine kleine goldene Retro-Lampe. Etwas später kommen ein paar Personen mit ihren kaputten Fahrrädern vorbei und jemand anderes holt sein repariertes Rad wieder ab. Hier ist ganz schön was los.

Ein Mann zeigt eine alte Lampe, die er repariert hat.
Die goldene Lampe mit kaputter Elektrik ist kein Problem für Andreas Janze. Bald kann sie heile wieder zurück zu ihrer Besitzerin. Foto: BSM

Große und kleine Projekte

In der Werkstatt sehe ich mitten im Geschehen, was den gemeinnützigen Verein ausmacht: Menschen können mit ihren Anliegen zu AntiRost kommen, sich mit Gleichgesinnten vernetzen, handwerklich und künstlerisch tätig werden oder um Unterstützung bitten. Bei meinem nächsten platten Fahrradreifen könnte ich mich zum Beispiel einfach bei AntiRost melden, vorbeikommen und dann gemeinsam mit den Fahrradexpert:innen mein treues Gefährt begutachten und idealerweise wieder fahrbereit machen. Bisher renne ich bei fast jeder kleinen Panne direkt zur nächsten Fahrradwerkstatt, weil mir einfach das nötige Know-How fehlt. In den Hallen von AntiRost legen die Vereinsmitglieder jedoch großen Wert auf einen Wissenstransfer: Hier würde ich gemeinsam mit den Leuten vor Ort lernen, wie ich mir beim nächsten Platten selbst helfe.

AntiRost stellt regelmäßig auch größere Projekte auf die Beine, zusammen mit unterschiedlichen Kooperationspartner:innen. In der Vergangenheit haben sie schon über 200 Bäume gepflanzt, etliche Fahrräder wieder fit gemacht und gespendet, Insektenhotels, Nistkästen, Büchertelefonzellen und Steckenpferde für Kinder gebaut. Schüler:innen eines Braunschweiger Gymnasium betreuen zusammen mit einem IT-Experten den eigenen Webauftritt und arbeiten aktuell an der Neuaufsetzung der Homepage.

Aufgereiht sind verschiedene Modelle von Kinderfahrrädern und Laufrädern
Diese Kinderfahrräder sind Teil des Ringtauschmodells von AntiRost. Foto: BSM

AntiRost engagiert sich in vielen Bereichen, zum Beispiel indem sie sich mit Spenden für Bedürftige einsetzen. Für ihr Ringtauschmodell mit recycelten Kinderfahrrädern hat der Verein 2022 sogar den zweiten Platz beim Braunschweiger Klimapreis gewonnen. Im Rahmen dieses Tauschmodells bekommen Kinder aus bedürftigen Personenkreisen verkehrssichere Gebrauchtfahrräder. Sobald die Kleinen zu groß für ihr Fahrrad werden, tauschen sie es bei AntiRost gegen eines in der Nummer größer aus. Das zurückgegebene Gefährt wird dann gegebenenfalls ausgebessert und macht sich anschließend auf den Weg zum nächsten Kind. „Das Schönste dabei sind die leuchtenden Kinderaugen“, erzählt Dietmar Scholz mit einem Lächeln im Gesicht. „Anderen Menschen Glück zu schenken und ihnen eine Freude zu bereiten – das ist für mich Dank genug“.

Ein Mann steht in einer Werkstatt an einem kleinen Tresen.
An dem kleinen Empfang findet man Dietmar Scholz üblicherweise. Er ist seit fast zwei Jahren bei AntiRost dabei und seit April 2023 erster Vereinsvorsitzender. Foto: BSM

Tüfteln, Reparieren und Teilhaben

Sei es ein platter Fahrradreifen, ein defekter Toaster oder eben die durchgebrannte Lieblingslampe – jede:r kann vorbeikommen und gemeinsam mit den Menschen von AntiRost nach einer Lösung für sein handwerkliches Problem suchen oder sich über ein mögliches Engagement bei dem Verein informieren. AntiRost ist bewusst offen für Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen, Hintergründen, Fragen oder Ideen. Wer von Ihnen neugierig auf weitere Projekte des Vereins ist, findet online mehr Details oder schaut selbst einmal vorbei.

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