Nirgendwo finde ich es so gemütlich wie in Braunschweigs ältester Passage – dem Handelsweg. Die mit inhabergeführten Geschäften und Gastronomen gesäumte Straße ist seit jeher ein Magnet für Menschen aller Altersklassen und Schichten. Hier trifft man sich auf ein Bier, ein leckeres Essen oder ein Konzert – ein wahres Kleinod inmitten der lauten, hektischen Stadt. Seit über 40 Jahren gibt es hier nun schon die Kneipe Tante Puttchen, die in diesem Jahr nicht nur mit einem neuen Besitzer, sondern auch vielen neuen Ideen frischen Wind in den Handelsweg bringen möchte. Bei einem frisch gezapften Wolters, lasse ich mir davon erzählen.
Von der Eisdiele zur Kneipe
34 Jahre lang stand Kneipenwirt Joachim Karpa, den alle nur „Achim“ nennen, hinter dem Tresen der Bierwirtschaft Tante Puttchen. Er kann sich noch genau erinnern, wie er neben seinem Lehramtstudium zunächst in der benachbarten Strohpinte gejobbt hat, bis er durch Zufall eines Tages mit dem damaligen Wirt des Puttchens ins Gespräch kam. „Ich hatte eine Jobabsage aus Berlin bekommen, war frustriert und wollte eigentlich in die Strohpinte gehen. Als ich Klaus dann auf der Straße getroffen habe, sagte ich aus Spaß: „Ey Klaus, willst du nicht deine Kneipe verkaufen? Und das wollte er wirklich“.
Seit 1936 gibt es das Tante Puttchen bereits im Handelsweg. Ursprünglich war der Laden eine der ersten Eisdielen in der Löwenstadt, die den Namen ihrer Besitzerin zu verdanken hat. „Berta war eine etwas stämmigere Frau, die optisch an die Putten, kleine rundbäckige Engelchen, erinnerte“, erklärt mir Achim. Obwohl das Eisgeschäft während des zweiten Weltkriegs zerstört wurde, war es nach Kriegsende schnell wieder aufgebaut. „Als Kinder haben wir uns hier für 10 Pfennig ein Eis im Hörnchen oder der Muschel gekauft“, erinnert sich Achim noch heute. Als dann ab Mitte der 60er Jahre die Italiener das Sahneeis nach Braunschweig brachten, musste aber auch das Puttchens seine Türen schließen.
Aus der Eisdiele wurde eine Kneipe, die 1970 zuerst unter dem Namen „Afrikaner“, später dann als „Hupe“ weitergeführt wurde. Erst 1975 gab der damalige Inhaber dem Laden wieder den Namen „Tante Puttchen“ zurück.
Alter Charme und frischer Wind
Über die Jahre hat nicht nur die Löwenstadt, sondern auch der Handelsweg einen Umschwung erlebt. „Mittlerweile kommen viel mehr junge Leute zu uns, die ganz andere Interessen haben, zum Beispiel an ihrem Smartphone sitzen. Da komme ich nicht mehr mit“, schmunzelt Achim. „Leider bin ich auch nicht mehr so fit. Ich habe in den letzten Jahren viel gearbeitet und muss mich jetzt mehr zurücknehmen“. Aus diesem Grund hat er sich schweren Herzens auf die Suche nach einem Nachfolger für sein Tante Puttchen gemacht und ihn in Marc Andre Steckhan, den alle nur Stecky nennen, gefunden. Am 1. Juni hat er die Bierwirtschaft übernommen. „Stecky hat viele Ideen und Flusen im Kopf – aber die braucht man auch für diesen Job“, erklärt Achim.
Mit dem neuen Besitzer soll nicht nur die Zukunft des Puttchens gesichert werden, sondern auch ein wenig frischer Wind durch den Handelsweg wehen. „Wir wollen hier wieder mehr Bewegung reinbringen und auch die jüngere Generation ansprechen. Seit die Schloss-Arkaden geöffnet haben, haben sich die Laufwege der Stadtbesucher verändert. Viele kennen die Passage nicht mehr“, erklärt mir der neue Kneipenwirt. Mit Hilfe von Achim, der immer noch als Berater im Hintergrund mitarbeitet, hat er deshalb vor, ein weiteres Ladenlokal im Handelsweg zu eröffnen: das Onkel Puttchen.
Hochzeit mit Onkel Puttchen
Direkt gegenüber des Tante Puttchens liegt das zweistöckige Ladenlokal, das ab Mitte November als Onkel Puttchen eröffnet werden soll. „Dann feiern Tante und Onkel Puttchen Hochzeit“, erklärt mir Stecky. Schon damals gehörten die gegenüberliegenden Räumlichkeiten zur Eisdiele Tante Puttchen, bevor sie anderweitig vermietet wurden. Zuletzt an eine Cafébetreiberin. Nun soll im Onkel Puttchen ein neuer Veranstaltungsraum entstehen. „Das Tante Puttchen wird weiter als Bierwirtschaft geführt, während das Onkel Puttchen für Veranstaltungen zur Verfügung stehen soll“, erklärt mir Stecky das Konzept. Egal ob private Feiern, Firmenevents, Buchlesungen oder Kunstausstellungen – im Onkel Puttchen sollen alle Braunschweiger die Möglichkeit haben, für ihre Ideen Raum zu finden. Auch eine monatliche Konzertreihe sei denkbar: „Natürlich in Absprache mit dem Riptide, die auch regelmäßig Konzerte geben. Hier im Handelsweg arbeiten wir kameradschaftlich zusammen“, erklärt mir der neue Wirt.
Zusätzlich ist für die Weihnachtszeit eine Öffnung des Onkel Puttchen an drei Tagen in der Woche, zum Beispiel Donnerstag bis Samstag angedacht. „Dann könnten wir unseren Gästen kleine Häppchen, Glühwein und Kekse servieren“, plant Stecky.
Ein Ort für alle
Ein Besuch im Tante oder Onkel Puttchen kann ich persönlich nur wärmstens empfehlen. Nicht nur wegen dem Kiezcharme, dem frisch gezapften Wolters, der riesigen Auswahl an Weizenbier (mehr als zehn Sorten) oder den immer günstigen Preisen. „Ich sage immer, wir sind kein Treibhaus, sondern ein Gasthaus. Viele Gäste schwärmen, dass sie hier endlich mal wieder ein schönes Bier bekommen und das hat sich in Braunschweig rumgesprochen“, freut sich Achim.
Viel mehr überzeugt mich aber noch das herzliche Miteinander, das ich im Tante Puttchen vorfinde. Vom Studenten bis zur VW-Managerin, von jung bis alt, hier finden alle an der Theke zusammen. „Letztes Jahr hat zu Weihnachten der Schauspieler Hannes Ducke aus der Komödie am Altstadtmarkt bei uns mit seiner Quetschkommode Lieder gespielt. Da war hier eine sagenhafte Stimmung, wie auf der Reeperbahn“, erzählt mir Achim. Das kann ich mir nur allzu gut vorstellen, vielleicht wird er in diesem Jahr wieder spielen – das werde ich auf keinen Fall verpassen.
Informationen
Handelsweg 13
38100 Braunschweig
Öffnungszeiten
täglich ab 17:00 Uhr, Silvester geschlossen
ab November 2019:
Onkel Puttchen
Handelsweg 2
38100 Braunschweig
Angelina
der Vorgänger hieß Peter Schleicher und verkaufte alles weil er eine Familie gründete. Ich suche noch was zur Disco Krone am Altstadtmarkt im Haus der 7 Türme! Ich werde mal das ganze Wissen zusammenschreiben.
Walter Sander
Hallo.
Walter hier. Mein Rotwein noch da.
bitte? Ist eine schon bezahlte Flasche Rotwein.
Ich möchte für heute 2 Plätze reservieren 18 Uhr.
Peter Goerman
Obwohl ich schon in 1963 mit knapp 18 Jahren von Braunschweig fortging, ist mir der Name „Tante Puttchen“ immer noch ein Begriff, obwohl mehr vom Hoeren als vom Sehen.
Walter Sander
“ hebbick doch .“