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Architektur für Braunschweig, aus Braunschweig

Am kommenden Sonntag dreht sich in der Löwenstadt wieder alles um Architektur. Zum Tag der Architektur 2017 hat die Architektenkammer Niedersachsen herausragende Gebäude und Anlagen im ganzen Land ausgewählt, um der Bevölkerung das Thema Baukultur näher zu bringen und Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren.

In diesem Jahr ist Braunschweig mit sieben Bauwerken dabei, die ausgewählten Orte umfassen ein breites Spektrum von der Privatwohnung bis hin zum Funktionsbau. Der Schwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Architektur, jüngste Entwicklungen in der Baukunst werden anhand moderner Gebäude nachgezeichnet. Zwei Dinge fallen dabei ins Auge: Zunächst ist Braunschweig gleich in doppelter Hinsicht ein herausragender Architekturstandort – hier wird nicht nur überzeugende Architektur errichtet, sondern auch entworfen. Und: Moderne Architektur ist auch in der Löwenstadt immer ein Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen.

Mit der Flüchtlingsunterkunft in Braunschweig Melverode (Dohle + Lohse Architekten, 2017) geht die Stadt Braunschweig in vielerlei Hinsicht neue Wege bei der Unterbringung von Geflüchteten. Hier wurde nicht einfach brachliegender Leerstand als Herberge genutzt, sondern von den Architekten ein Gebäudetypus entwickelt, der an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst ist. Das „Atrium“-Konzept bietet nach innen Raum für Privatheit und nach außen die notwendige Öffnung und Kommunikation zum direkten Umfeld. Die schlichte und funktionale Form fügt sich harmonisch an verschiedenen Stellen in das Stadtbild ein, zunächst acht Gebäude dieser Art schaffen Wohnraum für jeweils 100 Personen.

Die neuen Flüchtlingsunterkünfte sind auf die Bedürfnisse der dort lebenden Personen zugeschnitten. Foto: Bernd Lohse

Die neuen Flüchtlingsunterkünfte sind auf die Bedürfnisse der dort lebenden Personen zugeschnitten. Foto: Bernd Lohse

Einen zeitgemäßen Blick in die Vergangenheit bietet das Herzog Anton Ulrich-Museum (Kleineberg Architekten und Ingenieure/Lehmann Architekten/Kuehn Malvezzi Associates, 2016). Das renommierte Museum wurde nach langjähriger Sanierung im vergangenen Jahr wiedereröffnet und ist dadurch für kunstinteressierte Besucher noch attraktiver geworden. Verantwortlich dafür sind neben den einzigartigen Kunstschätzen auch die intelligente Inszenierung und das räumliche Erlebnis in dem von 1883 bis 1887 nach Plänen von Oskar Sommer errichteten Bau mit den goldenen Eingangstüren. Die Wiederherstellung der verloren gegangenen Raumstrukturen stand im Mittelpunkt der Arbeiten. Die ursprüngliche Konzeption des Gebäudes mit dem großzügigen Foyer, den Oberlichtsälen, den neuen Ausstellungsräumen sowie der repräsentativen Haupttreppe ist jetzt wieder erlebbar.

Das Museumsgebäude von außen.

Das Museumsgebäude von außen.

Individuelle Wohnraumgestaltung und privat-gewerbliche Mischnutzung präsentieren der „ArchiTek-Turm“ (Gondesen + Wenzig Architekten, 2016) und das „Viewegs Quartier“ (Planungsbüro Wehmeyer, 2016). Mit dem ArchiTek-Turm in Broitzem hat Bauherr Thomas Wenzig den früher bereits als Wohnraum genutzten alten Wasserturm nochmals umgewidmet. Der Wohn- und Kreativraum am Stadtrand von Braunschweig bietet einen grandiosen Ausblick auf das Umland. Im erweiterten Innenstadtbereich befindet sich das Viewegs Quartier. Benannt nach dem angrenzenden Stadtteil Viewegsgarten schließt das Gebäude mit 30 Wohn- und sechs Gewerbeeinheiten städtebaulich den Blockrand des Heinrich-Büssing-Rings zum Hauptbahnhof hin.

Die Bedeutung Braunschweigs als Wissenschaftsstandort unterstreichen zum diesjährigen Tag der Architektur gleich zwei Gebäude der Technischen Universität Braunschweig. Der farbenfrohe und gleichzeitig angenehm unaufdringliche Neubau der Fakultät für Maschinenbau am Langen Kamp (Isermann + Jensen Architekten, 2016) dient als Lerngebäude für Studierende. Die Farbigkeit des Studierendenhauses „Masch.Bau“ setzt sich im Inneren fort, die Lern- und Arbeitsräume sind jedoch bewusst ruhig für konzentriertes Arbeiten ausgelegt. Internationale Forschungskompetenz und Labor-Hightech beherbergt der Neubau des Braunschweig Integrated Centre of System Biology BRICS (Ludes Generalplaner GmbH/Planungsbüro Hoffmann Landschaftsarchitektur, 2016). Hier werden gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Infektionskrankheiten und Wirkstoffe untersucht.

Das bunte Studierendenhaus „Masch.Bau“ bietet innen eine ruhige Lernatmosphäre. Foto: Hanno Keppel Image Photography

Das bunte Studierendenhaus „Masch.Bau“ bietet innen eine ruhige Lernatmosphäre. Foto: Hanno Keppel Image Photography

Ebenfalls beispielhaft für die Löwenstadt: Nachhaltiges und ökologisches Wirtschaftswachstum. Das fortschrittliche Bürogebäude der Hch. Perschmann GmbH in Wenden (htm.a Hartmann Architektur/struhk architekten/nsp christoph schonhoff landschaftsarchitekten stadtplaner, 2016) steht mit seiner Transparenz, seinen flexiblen Bürostrukturen und ökologischen Qualitäten für das Selbstverständnis des Braunschweiger Traditionsunternehmens.

In Braunschweig wird es zum Tag der Architektur am 25. Juni auch eine Bustour geben. Details hierzu sowie alle Öffnungszeiten und das umfangreiche Führungsangebot finden Sie unter https://www.aknds.de/architektur_tda.html

Text: Jan Engelken
Artikelbild: ArchitekTurm Foto: Andreas Bormann

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