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Realfood im Kultkiez

Zwei Männer stehen vor einem Schaufenster an einem Stehtisch.

Eine Theke im Fenster, zwei Stehtische, acht Gerichte. Mehr brauchen Alexander „Alex“ Lehmann und Carsten „Casi“ Ruthmann nicht, um einen neuen Geschmack in die Löwenstadt zu bringen. Als ich zur Mittagszeit die Friedrich-Wilhelm-Straße entlanggehe, bin ich nicht die einzige, die Alex und Casi’s Knast ansteuert. Vor der Theke hat sich bereits eine kleine Schlange gebildet, es riecht nach Gewürzen und aus den Lautsprechern klingt beschwingte Musik. Ein idealer Ort für die Mittagspause. Durch den Seiteneingang bittet Casi mich hinein, denn ich darf heute einen Blick hinter die Kulissen des kleinen Streetfood-Imbisses werfen – natürlich mit dem derzeit erforderlichen Abstand. Zwischen den Bestellungen erzählen mir Alex und Casi von ihrem Konzept, der Entstehung von Knast und ihren Plänen für die Zukunft.

 „Wir machen Realfood“

Vorproduziert wird nichts. Es gibt keine Dosen, keine Zusätze, keine Fertigprodukte. „Wir produzieren so, dass es gerade für die Woche reicht, damit wir nichts wegschmeißen“, berichtet Alex. Die Gerichte auf der Speisekarte sind handverlesen, von Hummus über Shawarma bis hin zu Currywurst im Pommesmantel. Natürlich darf ich auch probieren. Alex zaubert einen Hummus-Teller, der sich sehen lassen kann: Es gibt eine Erdnusszwiebelcreme (klare Empfehlung!), Linsendahl, Hummus, eine Falafelpraline und arabisches Fladenbrot. Ich habe in meinem Leben schon wirklich viele Falafel gegessen, aber so frisch wie diese hier waren bisher erst wenige. Kein Wunder, dass der Streetfood-Imbiss seit seiner Eröffnung im Oktober schon viele Stammkunden hat. „Die meisten essen hier immer dasselbe, weil‘s so lecker ist“, sagt Alex und lacht. Auf vegetarische oder vegane Ersatzprodukte verzichten die beiden auf ihrer Speisekarte bewusst. Zu groß die Auswahl an Gerichten aus aller Welt, die von sich aus schon ohne tierische Produkte auskommen. „Wir machen Realfood“, fasst Alex zusammen.

Ein Teller mit Hummus und arabischem Fladenbrot.
Frischer geht’s nicht: Der Hummus-Teller im Knast. Foto: BSM

Knast vereint Streetfood aus der ganzen Welt

Der Traum von der Selbstständigkeit schwebte beiden schon seit der Ausbildung im Kopf. „Ich hatte schon aufgegeben“, erinnert sich Carsten, „dann kam er.“ Kennengelernt haben sich die zwei vor gut vier Jahren. Beide kommen aus der Gastronomie, haben dort ihre Ausbildung und sich dann auf ihren eigenen Weg gemacht. Carsten lernte in einer Sterneküche und war danach in den Küchen der Welt unterwegs. Nicht nur Erinnerungen, auch Rezepte hat er von dort mitgebracht: Die Rezepte für die Saucen, die es im Knast zu den Gerichten gibt, kommen aus dem Sudan, das Foul (ein Bohnengericht) aus Ägypten, Ceviche (eine Art Fischcarpaccio) aus Brasilien soll noch folgen. Auch Alex ist schon viel herumgekommen, hat Erfahrungen in Asien gesammelt, war in Australien, in Spanien. Immer dabei ein Notizheft, in das Ideen und Rezepte gewandert sind, die schließlich im Knast Realität werden konnten.

Ein neuer Geschmack im Kultkiez

Dass sie nun ihre eigenen Chefs sind, ist eine logische Schlussfolgerung der Lebensläufe. Nach vielen Stationen in der Gastronomie und Hotellerie war für Alex und Casi klar: „Wenn wir wieder kochen, dann wollen wir entscheiden, wie wir das machen.“ Aus eigenen Erfahrungen bei der Suche nach einem Mittagsimbiss wollten sie dem Angebot in Braunschweig einen neuen Geschmack hinzufügen. So kam es, dass die beiden nach Räumlichkeiten suchten, um ihren Traum zu verwirklichen. In der Friedrich-Wilhelm-Straße wurden sie schließlich fündig.

Eine Straße mit Geschäften.
Die Friedrich-Wilhelm-Straße ist die Adresse für viele inhabergeführte Läden im Kultviertel. Foto: BSM

Mitten im Kultviertel reiht sich Knast ein in die Reihe inhabergeführter Läden, wie das Kapai Kaffeehaus, Naturalou oder das Café BRUNS. Das ist nicht nur gemütlich, sondern auch praktisch: hier liegt alles so dicht beieinander, dass sogar die Lebensmittel im türkischen Supermarkt um die Ecke gekauft werden können. Kooperationen mit Nachbargeschäften wie der Hanfbar gibt es auch schon, auch wenn diese durch die Corona-Beschränkungen erst einmal ruhen müssen.

Bei Alex und Casi ist alles möglich

Pläne für die Zukunft haben die beiden Gastronomen natürlich auch schon. Anfangs boten sie die Gerichte nur zum Mitnehmen an, weil die Gäste aber einfach vor dem Laden stehengeblieben sind, kümmerten sich Alex und Casi kurzerhand um Tische und Stühle. Die Kombination von frischen Zutaten, schnellem Streetfood und lockerer Atmosphäre komme so gut an, dass sie schon ein größeres Restaurant mit mehr Sitzplätzen vor Augen haben. Während ich mich noch mit den beiden vor dem Imbiss unterhalte, kommt eine Frau vorbei, um Gutscheine zu kaufen. Die gibt es auch noch nicht von Anfang an. Für die ersten Gutscheine ist Alex einfach in eine Drogerie gegangen und hat ein paar Fotos ausgedruckt. Kreativität und Einfallsreichtum scheinen die Arbeitsweise bei Knast gut zu beschreiben.

Ein Mann steht hinter einer Fenstertheke, links daneben eine Speisekarte.
Neue Ideen werden bei Knast gerne umgesetzt oder wandern direkt auf die Speisekarte. Foto: BSM

Dass das Angebot immer im Wandel ist, ist auch durch den universellen Namen möglich. Der Ausdruck „Knast haben“ für „hungrig sein“ ist Casi noch aus seinen Jugendtagen in Braunschweig geläufig. Darunter kann man Vieles fassen. Ein Straßenfest im Kultkiez könnten sich Alex und Casi zum Beispiel auch gut vorstellen. Eine große Paella im Sommer ist bereits geplant. Kommt eine neue Idee, wird sie umgesetzt, erzählt Alex mir. „Im Prinzip ist alles möglich. Man muss uns nur fragen.“

Informationen

Alex und Casi’s Knast
Friedrich-Wilhelm-Straße 45, 38100 Braunschweig
Telefon: 0151 23771466
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag ab 12 Uhr

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