Fragt man Braunschweigerinnen und Braunschweiger, was sie mit ihrer Stadt verbinden, dürfte als häufigste Antwort wohl „Der Braunschweiger Löwe!“ fallen. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich trägt Braunschweig nicht umsonst den Namen „Die Löwenstadt“. Zurückzuführen ist dieser auf das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt, den Burglöwen auf dem Burgplatz. Heinrich der Löwe ließ die Bronzestatue um 1166 als Zeichen seiner herzoglichen Herrschaft errichten.
Der Löwe im Stadtwappen
Die Welfen, darunter auch Heinrich der Löwe, nutzten zu ihren Herrschaftszeiten bereits im 12. Jahrhundert einen Löwen als Wappentier, um ihr Ansehen zu steigern. Mit welchem Tier könnte dies besser gelingen? Der Löwe als solcher steht in der Wappenkunde für königliche Würde und Mut. Die Welfen orientierten sich bei ihrem Wappen stark an dem der englischen Könige, welches aus drei goldenen Löwen bestand. Damit sich das Welfen-Wappen vom englischen unterschied, gestalteten sie eines mit zwei übereinander schreitenden goldenen Löwen, das fortan für das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel stand.
Daraus entwickelte sich dann das offizielle Stadtwappen, das nur noch einen roten, nach vorne schreitenden Löwen beinhaltete. Im Wappenbrief von 1438 erkannte König Albrecht II. das Stadtwappen erstmalig als solches an. Der Wappenlöwe stand von nun an für das Streben der wachsenden Löwenstadt nach Unabhängigkeit.
Im 20. Jahrhundert war es dann an der Zeit, das Wappen zeitgemäßer zu gestalten: Die Stadt beauftragte den Grafiker Hermann Eidenbenz im Jahre 1954 mit dieser bedeutenden Aufgabe.
Wer war Hermann Eidenbenz?
Hermann Eidenbenz wurde 1902 in British India als Sohn eines Schweizer Kaufmanns und einer deutschen Mutter geboren. Schon früh entdeckte er sein Interesse und Talent für Grafikdesign, weshalb er von 1918 bis 1922 eine Ausbildung zum Grafiker in der Schweiz absolvierte. Im Anschluss gab er sein Wissen im Rahmen von Lehraufträgen weiter, zunächst im Fach Schrift und Grafik an der Kunst- und Handwerkerschule Magdeburg und anschließend an der Allgemeinen Gewerbeschule in Basel. In den dreißiger Jahren gründete er dort mit seinen beiden Brüdern ein eigenes Grafikatelier.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Eidenbenz nach Deutschland zurück: Es zog ihn nach Braunschweig. Hier übernahm er 1953 die Leitung der Abteilung Gebrauchsgrafik an der niedersächsischen Werkkunstschule, dem Vorläufer der heutigen Hochschule für Bildende Künste. Der renommierte Grafiker fühlte sich Braunschweig und der Region sehr verbunden, sodass ihm die Auftragsarbeit der Stadt Braunschweig sehr gelegen kam. Im Jahr 1954 schlug so die Geburtsstunde des charakteristischen Eidenbenz-Löwen, der fortan das offizielle Stadtwappen zierte.
Ein Löwe mit Profil
Eidenbenz verschaffte dem Löwen durch eine geometrische Linienführung und rechtwinklig angeordneten Beinen einen zeitgenössischen Charakter. Der Eidenbenz-Löwe ist unbewehrt, das heißt er besitzt weder Krallen noch Zähne, und steht aufrecht auf seiner linken Hinterpranke, die zweite ist wie zum Schreiten erhoben. Die beiden Vorderpranken sind weit vorgestreckt und bilden nahezu einen rechten Winkel zueinander, während sein Schwanz bis auf Kopfhöhe erhoben ist und wellenförmig mit drei parallelen Streifen verläuft. Eine weitere Besonderheit des Eidenbenz-Löwen ist die charakteristische Strichführung: Die starken Linien und Details, beispielsweise an den Klauen, lassen ihn besonders erhaben wirken.
Zuletzt bearbeitete Eidenbenz das Signet 1984, seit 2005 ist der Löwe Teil des Corporate Designs für die Stadt Braunschweig. Hermann Eidenbenz legte mit seiner Entwicklung des Löwen den Grundstein vielfältiger gestalterischer Anwendungen: Zum einen ziert der Löwe heute unter anderem öffentliche Dokumente der Stadtverwaltung und ihrer Töchter, zum anderen begegnet der Löwe Besucherinnen und Besuchern auf Plakaten oder Broschüren, was zu einem hohen Wiedererkennungswert führt.
Modernisierung des Löwen
Die Modernisierung hat Tradition: So wie Eidenbenz dem Löwen ab den fünfziger Jahren wiederholt einen zeitgenössischeren Charakter verlieh, so wird er auch heute noch überarbeitet. Die Designansprüche und das Sehverhalten der Menschen haben sich verändert, sodass das Corporate Design der Stadt nun modernisiert und dem Löwen eine Verjüngungskur verpasst wurde. So viel sei schon mal verraten: Der Löwe hat seine Charakteristika und seinen Charme dabei natürlich behalten! Informationen zum neuen Design finden Sie hier.
Danke, Herr Eidenbenz!
Hermann Eidenbenz hat eine große Bedeutung für die Löwenstadt: Seine Version des Löwen ziert nicht nur unzählige Medien und Dokumente, der Eidenbenz-Löwe ist auch in den Köpfen der Braunschweigerinnen und Braunschweigern eng mit ihrer Stadt verknüpft. Während seines Schaffens entwarf er neben dem Eidenbenz-Löwen ebenfalls Logos für die Basler Verkehrsbetriebe und entwickelte die erste Serie der D-Mark-Banknoten.
Titelbild: Das neue Corporate Design ziert nun Braunschweigs vielfältige Angebote. Foto: BSM
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