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Ein Festival für alle

Waren Sie schon einmal auf einem Musikfestival? Dann wissen Sie vielleicht auch, wie so ein Gelände nach einigen Tagen Musikgenuss, Camping und Feierstimmung meistens aussieht: Viel Müll, darunter Zigarettenstummel, Getränkedosen … Schön ist das nicht, umweltfreundlich erst recht nicht. Wie gut, dass mir ein solcher Anblick beim Organic Beats Festival erspart bleibt – deshalb wurde es auch mit dem Nachhaltigkeits-Preis der Stadt Braunschweig ausgezeichnet.

Die OBST-Idee

Aber wie kommt man auf die Idee ein Festival zu veranstalten? Ich habe mich auf dem Gelände der Technischen Universität mit Laura Beckmann und Tunay Okumus verabredet. Die beiden sind Teil des Organisationsteams und planen das Organic Beats Festival bereits zum zweiten Mal: „Im letzten Jahr waren wir noch auf dem Campus Nord, da durfte man aber nur bis 22:00 Uhr feiern. Deshalb sind wir in diesem Jahr auf dem Gelände der Naturfreunde am Südsee umgezogen“, erzählt mir Laura Beckmann. Das Festival ist ein Projekt des Sandkastens, der Ideenplattform der TU Braunschweig. Dort fand es schnell eine große Zahl an Unterstützern. „Unser Team besteht zurzeit aus 40 Leuten: Mitarbeiter und Studierende der Uni aber auch Externe“, erzählt mir Tunay Okumus begeistert.

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Viel Musik und gute Stimmung – das Organic Beats Festival ist ein voller Erfolg. Foto: Carla Kern/Sandkasten

„Die Idee zum Festival ist uns gekommen, weil es in Braunschweig noch nicht viele Angebote in dieser Richtung gab. Dann wurden wir durch die Organic Beats Solar Tour inspiriert.“ Ich erfahre, dass die Organic Beats Solar Tour kurz „OBST“ die Idee des Beatboxmeisters Babeli und des Didgeridookünstlers Aerodice war, die 2017 planten, ein Zeichen für den Ausbau erneuerbarer Energien zu setzen. Mit einem großen Bus, der mit einer Solaranlage, einem Energiespeicher und einer Soundalage ausgestattet ist, tourten sie durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und spielten solarbetriebene Konzerte. Das Organic Beats Festival im letzten Jahr wurde, von ihnen inspiriert, als Teil der Tour umgesetzt, die Beiden Künstler waren sogar dabei und haben einen Workshop gegeben. Leider ist ihr Traum von der „OBST“ wegen unüberwindbaren Hürden gescheitert, das Organic Beats Festival lebt aber weiter!

Musik macht die Sonne

Das Besondere am Organic Beats Festival ist, dass der Strom für die Bühnen und die Beleuchtung nicht aus der Steckdose, sondern von der Sonne kommt. Mithilfe von selbstgebauten Photovoltaikmodulen und stationären Energiespeichern wird vor Ort die Energie der Sonne in Musik verwandelt. „Wir haben für die Umsetzung viel Unterstützung durch die Stadt Braunschweig und das Protohaus erhalten. In diesem Jahr entwickeln wir eine noch größere Solaranlage für die Hauptbühne“, verrät mir Tunay Okumus.

Das Sonnensystem verwandelt Sonne in Musik. Foto: Sonnensystem

Das Sonnensystem verwandelt Sonnestrahlen in Musik. Foto: Sonnensystem

„Aus unserer Festivalidee heraus ist auch das Sonnensystem gewachsen, dass unseren zweiten Floor beschallen wird “, klärt mich der Organisator auf. Das mobile Soundsystem wurde im Protohaus von einem technikbegeisterten Team entwickelt und wird durch die Kraft der Sonne betrieben. Auf einem Fahrradanhänger kann es so zu verschiedensten Einsätzen rollen und dort feinsten Sound bieten. „Wir wollen mit dem Festival ein positives Zeichen setzen und den Menschen zeigen, dass Nachhaltigkeit cool ist und Spaß machen kann“, schwärmt Laura Beckmann.

Do-It-Yourself!

Aber nicht nur die Energie wird für das Festival selber produziert. Auch alles andere baut das Team in Eigenregie. „Dafür betreiben wir viel upcycling, das heißt, wir sammeln altes Material das wir oft geschenkt bekommen und machen neue, schöne Sachen daraus. Wie unsere Deko aus Pappmaschee, unsere Sitzsäcke aus alten Kaffeesäcken von Heimbs oder unsere Essensstände aus Holzpaletten. Auch die zweite Bühne bauen wir aus alten Holzresten“, sagt mir Laura Beckmann.

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Auch die Bar ist selbst gebaut. Foto: Carla Kern/Sandkasten

Regional Schlemmen

Ein richtiges Festival kommt natürlich nicht ohne leckeres Essen aus. Auch hier wird auf Nachhaltigkeit geachtet. „Wir versuchen so viele Produkte wie möglich von regionalen Erzeugern zu kaufen“, erklärt mir Laura Beckmann. Zu essen wird es Falafel Burger, ein Burgerbrötchen mit Pattie aus Bohnen oder Kichererbsen, und Kısır, einen Bulgursalat auf einem Salatblatt, geben. „Wir haben diese Gerichte ausgewählt, da man dafür keine Teller braucht, das reduziert den Müll“.  Für alle Naschkatzen wird es eine „Candy Bar“ mit süßen Leckereien geben.

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Ob Burger oder Candy Bar – hier findet jeder etwas leckeres zu essen. Foto: Carla Kern/Sandkasten

Getränke werden nur in Pfandflaschen und nicht aus Plastikbechern verkauft, der Pfand kann auch der Wasserinitiative Viva con Aqua gespendet werden, die vor Ort über ihre Trinkwasserprojekte auf der ganzen Welt informiert. Außerdem steht den Besuchern bei den heißen Temperaturen kostenloses Wasser in verschiedenen Geschmackssorten zur Verfügung.

Musik und Batik

Neben den zwei Bühnen, die parallel den ganzen Festivaltag lang mit Musik bespielt werden, kann ich auf dem Organic Beats auch an vielen spannenden Workshops teilnehmen. „Wir möchten, dass die Teilnehmer selber aktiv werden. Sie sollen ein Teil des Festivals sein – wir machen es für uns alle“, klärt mich Laura Beckmann auf. Von Acro-Yoga über Graffiti bis hin zu Batiken (hierfür am besten helle Kleidung mitbringen) und Jonglieren wird mir als Besucher viel Unterhaltung geboten. „Deshalb raten wir unseren Gästen auch, nicht zu spät zu kommen – die meisten Programmpunkte finden vor 20:00 Uhr statt.“

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Im letzten Jahr gab es sogar einen Didgeridoo-Workshop. Foto: Carla Kern/Sandkasten

Eine gute Plattform

Laura Beckmann freut sich über die regionalen Verbindungen: „Wir erhalten bei unserer Planung immer Unterstützung vom Schrill. Mit dem Protohaus zusammen hat sich mittlerweile ein richtiges Kollektiv entwickelt“. Das Schrill wird deshalb eine eigene Lounge auf dem Gelände bespielen und eine Ausstellung zeigen. Studierende der HBK und der Technischen Universität werden ihre Werke dem Publikum präsentieren.

Auch Viva con Agua wird vor Ort sein und Pfand für Trinkwasserprojekte sammeln. Foto: Johannes Krull Fotografie

Auch Viva con Agua wird vor Ort sein und Pfand für Trinkwasserprojekte sammeln. Foto: Johannes Krull Fotografie

Während des Organic Beats Festivals erhalten auch viele Vereine die Chance, sich auf dem Gelände zu präsentieren. „Wir geben Organisationen wie Greenpeace und Viva con Agua eine Plattform, um über ihre wichtigen Projekte zu informieren. Greenpeace bietet sogar einen eigenen Workshop zum Thema upcycling an“, sagt Laura Beckmann. Auch ein Team der Ingenieure ohne Grenzen wird vor Ort über ihre aktuellen Wasserprojekte in Afrika informieren.

Alles Non-Profit

Wer jetzt denkt, mit dem Organic Beats würde viel Geld eingenommen werden, irrt. „Wir bewegen uns auf Non-Profit Basis. Wir verdienen nichts an dem Festival“, sagt Tunay Okumus. Alle Musiker spielen deshalb auch ehrenamtlich, die circa 200 Helfer am Veranstaltungstag erhalten ebenfalls keinen Lohn. Zusätzlich unterstützen viele Partner das Festival mit Geld- und Sachspenden. „Dafür sind wir sehr dankbar,“ loben die beiden das Engagement.

Wenn Sie nun Lust  auf das Organic Beats Festivals bekommen haben,  sichern Sie sich noch schnell ein Ticket an einer der Vorverkaufsstellen. Kinder haben übrigens kostenlosen Eintritt: „Wir sind ein familienfreundliches Festival, aber für die Kinder sollte bitte Gehörschutz mitgenommen werden“, rät Tunay Okumus mir noch zum Abschied.

Informationen

Organic Beats Festival
10.8.2018 ab 12:00 Uhr
Telefon: 0531/391 3124
E-Mail: kontakt@organicbeats.org

Ort

NaturFreunde Braunschweig e.V.
Schrotweg 112
38122 Braunschweig

Titelbild: Auch die nächtliche Beleuchtung wird durch gespeicherte Sonnenenergie erzeugt. Foto: Niklas Labuhn

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