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Der Tausend Dollar Club

Der Tausend Dollar Club – das klingt nach den oberen Zehntausend, nach Elite. „Genau“, bestätigt Schauspielerin Sonja Heydenblut, „der Tausend Dollar Club ist ein Club für richtig feine Pinkel!“ Aber nicht ausschließlich, denn in dem mondänen Club der Schwestern Polly und Jenny sind nicht nur halbseidene Geschäftemacher wie Mackie Messer oder ein gewisser Peachum unterwegs, sondern auch Bankräuber, Bettler und leichte Mädchen. Es ist ein Club für alle – für alle Menschen am Rand der Gesellschaft.

Das alles erinnert nicht von ungefähr an die Dreigroschenoper, der Tausend Dollar Club ist frei nach dem Welterfolg von Bertolt Brecht inszeniert. „Wir haben gemeinsam darüber nachgedacht was Theater heute eigentlich bedeutet. Auf diesem Weg sind wir bei Brecht und der Dreigroschenoper gelandet“, erklärt Regisseurin Elke Utermöhlen. Allerdings sei dem TiG, dem Theater im Glashaus, der Titel Dreigroschenoper viel zu altmodisch gewesen.

Meike Ehlers, Sonja Heydenblut und Reinhard Dittrich im 1000 Dollar Club.

Meike Ehlers, Sonja Heydenblut und Reinhard Dittrich im 1000 Dollar Club.

So kam es zum Titel „Der Tausend Dollar Club“. „Ein Titel der knallt“, meint Sonja Heydenblut. Zum knalligen Titel passt auch die bunte und abwechslungsreiche Inszenierung im Rahmen des diesjährigen Wechselblick-Festivals im LOT-Theater. Der Aufbau der Kulisse entspricht dabei den drei wesentlichen Elementen des Stücks: auf der linken Seite entsteht die Musik, drei Instrumente bzw. Controller sind in einer Reihe aufgebaut. Reinhard Dittrich spielt das Keyboard, Frank Harborth den selbst konstruierten Einseiter und Frank Dettmer ist am iPad für die härteren elektronischen Klänge verantwortlich: treibende Beats, die in die Beine gehen. Gegenüber verläuft auf mehreren Ebenen ein Laufsteg. Hier halten die Schauspieler inne, präsentieren ihre Figuren, lassen sich vom Publikum studieren – so wie Francesco Zanotti, der den Mackie Messer spielt. „Der Laufsteg mit den Schauspielern in ihren unterschiedlichen Posen und Bewegungen werden gefilmt und links und im Hintergrund auf Leinwände projiziert“, erläutert Regisseur Martin Slawig. In der Mitte der Bühne geht dann die Post ab, hier wird getanzt, geschrien, Party gemacht.

Lampenfiber oder Nervosität beim Auftritt? Für die größtenteils bühnenerprobte Crew eigentlich kein Thema. „Wir kennen das schon“, meint Darsteller Frank Harborth abgeklärt, „und wenn dann doch mal ein Fehler passiert: einfach ruhig bleiben und weiterspielen.“ Aber so weit ist es gar nicht erst gekommen an diesem Abend im LOT-Theater. Das viele Proben hat sich ausgezahlt, das Publikum ist begeistert. Auch Ensemble-Neuling Meike Ehlers ist mit der Vorstellung zufrieden: „Das haben wir ganz gut gemacht“, findet sie. Routinier Werner Speitling bringt es auf den Punkt: „Alles klasse gelaufen!“

Lampenfieber? Aber nein. Dafür wurde lange geprobt. Sonja Heydenblut, Meike Ehlers, Reinhard Dittrich und Frank Harborth auf der Bühne.

Lampenfieber? Aber nein. Dafür wurde lange geprobt. Sonja Heydenblut, Meike Ehlers, Reinhard Dittrich und Frank Harborth auf der Bühne.

Mit dem Tausend Dollar Club bringt das Theater im Glashaus Musik, Tanz und Charakterstudien auf einfallsreiche und mitreißende Weise zusammen. Die in der Vorlage angelegte Sozialkritik wird im Tausend Dollar Club schlüssig auf die Ebene der Inklusion übertragen: in einer inklusiven Gesellschaft ist es normal, verschieden zu sein! Getreu diesem Motto ist das TiG mittlerweile seit vierzehn Jahren aktiv, das Projekt der Lebenshilfe Braunschweig macht nicht nur Theater, sondern auch Musik und Ausstellungen. Seit 2010 probt und arbeitet das achtköpfige Ensemble in der Kunstmühle an der Hannoverschen Straße unter künstlerischer Leitung von Elke Utermöhlen und Martin Slawig.

Weitere Termine

Der Tausend Dollar Club in der Kunstmühle Braunschweig
11. Dezember und 12. Dezember 2015

Update: Die Termine im Dezember müssen leider ausfallen.

Text: Jan Engelken
Fotos: Stephen Dietl

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