Bouldern: Das Klettern in Absprunghöhe ohne Seil ist schon lange keine Trendsportart mehr, sondern hat sich in der Sportwelt bereits einen Namen gemacht. Übernächstes Jahr ist der Klettersport sogar eine Disziplin bei den Olympischen Spielen in Tokio. Gehört habe ich von der außergewöhnlichen Sportart schon lange, doch habe ich mich bisher noch nicht in eine Boulderhalle getraut. Heute werde ich das ändern und meine ersten Erfahrungen an der Kletterwand machen. Doch nicht ohne fachmännische Anleitung: Ich bin mit dem Chef vom Greifhaus, Martin Bernhardt verabredet.
Was hat es mit den bunten Farben auf sich?
Seit 2013 befindet sich das Greifhaus an der Hamburger Straße. Martin Bernhardt arbeitete erst mehrere Jahre als freiberuflicher Klettertrainer, bevor er vor vier Jahren seine eigene Halle eröffnete, die mittlerweile von einem Team aus 22 Mitarbeitern betreut wird. Bei einer kleinen Führung kann ich die anderen Boulderer in Aktion erleben und mich langsam mit dem Gedanken vertraut machen, auch gleich die Wand zu besteigen.
Da ich absolute Anfängerin bin, erklärt mir Martin Bernhardt zunächst Grundlegendes über das Bouldern. An den steilen, grün-weißen Kletterwänden sind Greifelemente in den verschiedensten Formen und Farben angebracht. Die Farben geben dabei den Schwierigkeitsgrad an. „Die einfachste Strecke bilden die weißen Griffe. Darauf folgen gelbe und pinke Elemente. Die Farben Grün und Lila zeigen die nächste Schwierigkeitsstufe, dann Blau und Orange. Wer schon ganz sicher ist, kann sich an der roten Route versuchen“, so Martin Bernhardt. Man klettert also immer nur entlang einer Farbe und Strecke. „So kommt man sich beim Bouldern nicht in die Quere, da jeder Kletterer seinen eigenen Weg hat“.
Klettern wie die Profis
Martin Bernhardt zeigt mir noch, dass es seit Sommer letzten Jahres im Greifhaus einen Anbau gibt. Dort befindet sich die Wettkampfwand, die 4,50 Meter hoch und damit einen halben Meter höher ist als eine normale Boulderwand. „Diese Wand ist nur etwas für Fortgeschrittene. An einer Wand mit solchen Maßen werden die Profis im Jahr 2020 in Tokio ihr Können beweisen“, erzählt mir der Chef. Auch im Greifhaus sind am 17. März Kletterprofis zu Gast, wenn die nordostdeutschen Meisterschaften stattfinden. Hier qualifizieren sich die Gewinner dann für die deutschen Meisterschaften – das ist bestimmt spannend anzusehen.
Körperspannung ist das A und O
Meine Schonfrist ist nun vorbei und ich darf mein Klettertalent unter Beweis stellen. Meine Kollegin hat im Aloha Sport Club auch schon einmal das Bouldern ausprobiert. Auf ihren Ratschlag hin wärme ich mich vorher ausgiebig mit Dehnübungen auf, um dabei einem Muskelkater vorzubeugen. Bevor es losgeht, weist mich Martin Bernhardt noch in die Sicherheitsmaßnahmen ein. Ich spitze meine Ohren, denn beim Klettern ohne Seil ist Vorsicht geboten. Die wichtigste Regel ist, den Sturzraum freizuhalten. „Man darf den Mattenbereich unterhalb der Boulderwände nicht betreten, wenn gerade jemand klettert, sonst kann es leicht zu Kollisionen kommen“, so Martin Bernhardt. Wenn man sich auf einer gewissen Höhe befindet, sollte man abwägen, ob man abspringt. „Ich empfehle, zuerst einige Griffe abzuklettern und dann auf die Matte zu springen“. Beim Abspringen sollte man zudem darauf achten, dass sich niemand auf der Matte aufhält. „Generell ist immer ein hohes Maß an Rücksichtnahme und Eigenverantwortung nötig“, so der Experte.
Zu Beginn entscheide ich mich für die weiße Strecke. Die ersten paar Schritte gelingen mir noch ganz gut, doch ab dem oberen Drittel merke ich langsam, wie meine Körperspannung nachlässt. Ich lasse mich sanft auf die Matte fallen und wage nach kurzem Durchatmen einen neuen Versuch. „Reine Übungssache“, muntert mich Martin Bernhardt auf, während ich wieder die Wand hochklettere. Obwohl ich eigentlich keine Höhenangst habe, kostet es mich durchaus Überwindung, mich noch eine Stufe höher zu ziehen. Da ich aber weiß, dass mich die gut gepolsterte Matte im Zweifelsfall auffängt, bin ich mutig und werde belohnt: Oben angekommen habe ich nicht nur einen tollen Überblick über die Halle, sondern auch einem Adrenalinkick. Nach meinem ersten Erfolgserlebnis springe ich ab und möchte mich gleich einer neuen Herausforderung stellen. An der nächsten Wand merke ich, wie ich immer sicherer werde. Anstrengend bleibt es trotzdem, denn nicht nur meinen Armen wird dabei einiges abverlangt, auch der Rest des Körpers muss stets unter Spannung sein. Bouldern erfordert neben dem enormen Kraftaufwand aber auch viel Denkarbeit. Vor jedem neuen Schritt muss ich mir überlegen, wie es am besten weitergeht. Nach einer guten halben Stunde bin ich zwar erschöpft, aber auch stolz einige Gipfel erklommen zu haben.
Auf Kletterkurs
Um irgendwann ein richtiger Profikletterer zu werden, bietet das Team vom Greifhaus auch verschiedene Kurse an, in denen die erforderliche Taktik und spezielle Techniken erlernt werden können. In den Schnupper- und Anfängerkursen werden dafür erst mal grundlegende Bouldertechniken vermittelt. Etwas erfahreneren Kletterern wird in den Kursen dabei geholfen, von einer Schwierigkeitsstufe in die nächste aufzusteigen.
Sie möchten sich auch mal im Bouldern ausprobieren? Für die bevorstehenden Osterferien ist das Auspowern an der Kletterwand doch eine tolle Indooraktivität – vor allem bei schlechtem Wetter. Schuhe und Magnesium können Sie im Greifhaus ausleihen oder sich eine eigene Ausrüstung kaufen, zum Beispiel bei SFU – Sachen für unterwegs.
Informationen
Greifhaus
Hamburger Straße 268, 38114 Braunschweig
Telefon: 0531 88 93 52 88, E-Mail: info@greifhaus.de
Öffnungszeiten:
Mo., Mi., Fr. 14:00 Uhr bis 23:00 Uhr
Di., Do. 11:00 Uhr – 23:00 Uhr
Sa., So. 11:00 Uhr – 21:00 Uhr
Titelbild: Im Greifhaus können Anfänger bis Fortgeschrittene Bouldern. Foto: BSM
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