Am Kohlmarkt schwinge ich mich auf mein Fahrrad und radele los, vorbei am Hagenmarkt und am Rebenring stehe ich auch schon vor der Gärtnerei Volk, in der sich das Café Flora befindet. Ich bin schon gespannt, was mich erwartet, denn ein Café in einer Gärtnerei findet man nicht alle Tage. Den Hinweisschildern folgend schlendere ich zunächst durch die Gärtnerei und erblicke dann die ersten Tische, die liebevoll mit kleinen Blumengestecken dekoriert sind. Als ich um die Ecke biege, rufen mir bereits ein paar junge, einheitlich gekleidete Menschen ein fröhliches ‚Hallo‘ entgegen. Sie weisen mir den Weg in den Garten, in dem unter Schatten spendenden Sonnenschirmen Stühle und Tische stehen.
Ich suche mir ein Plätzchen, von dem aus ich den Garten überblicken kann. Zunächst lasse ich die Szene auf mich wirken: Zwischen den Tischen und Stühlen stehen Palmen, die dem Garten etwas Mediterranes geben. Links vor mir entdecke ich einen Baum, an dem riesige Zitronen hängen, weiter hinten stehen große Büsche, die den Garten etwas verwunschen wirken lassen. Rechts von mir ist eine hohe Wand, die über und über begrünt ist. Ich schaue an der Wand entlang, bis mein Blick hängen bleibt – an einem Baum mit kleinen runden Früchten, die aussehen, wie Mini-Orangen. Das vermittelt mir ein Gefühl wie in Spanien.
Zu mir gesellt sich Janet Steffens-Grüning, die bei der Lebenshilfe in Braunschweig arbeitet und das Café Flora initiiert hat. „Ich hatte schon als Kind den Wunsch, ein Café zu eröffnen“, erzählt mir die Sozialwirtin, die sich bei der Lebenshilfe darum kümmert, Menschen mit Beeinträchtigungen in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Mit ihrem Kindheitstraum hat sie offenbar gleich mehrere Nerven getroffen. Das Café, das es seit Oktober 2013 gibt, ist mittlerweile sehr gefragt: „Wenn man bei uns frühstücken möchte, empfiehlt es sich, vorher einen Tisch zu reservieren“, erfahre ich von Janet Grüning. Und nicht nur bei den Löwenstädtern kommt das Konzept gut an, sondern auch bei den Menschen, die dort arbeiten. Sie bereiten Frühstück zu, sie backen selbst, dekorieren die Speisen liebevoll mit Obst, bedienen die Gäste und verbreiten zu guter Letzt einfach nur gute Laune. Es macht Spaß zu sehen, wie engagiert und aufmerksam die Mitarbeiter des Cafés sind. Ich fühle mich sehr willkommen und gut aufgehoben.
Eier vom Bauern aus der Umgebung? Kein Problem. Brot und Brötchen vom örtlichen Bäcker? Gerne. Janet Grüning erzählt mir, dass das Café Flora bewusst eine kleine Karte mit einfachen, guten Gerichten mit Zutaten aus der Region hat. Wichtig für das Konzept des Cafés ist es, dass die Mitarbeiter alles selbst zubereiten können, wozu nicht nur das Kuchenbacken, sondern auch das Marmeladekochen zählt.
Schließlich erfahre ich noch, dass das Café Flora nicht nur im Sommer geöffnet hat, wie ich zunächst vermutete. Die Öffnungszeiten des Cafés richten sich nach denen der Gärtnerei. Im Winter können die Gäste zwischen Palmen und Olivenbäumchen im Gewächshaus sitzen und Kaffee, Kuchen, einen herzhaften oder süßen Pfannkuchen oder einfach nur einen wärmenden Tee genießen. Der Wintergarten bietet Platz für bis zu 75 Gäste, im Garten können 60 Gäste ihren Lieblingsplatz finden. Ich werde mich in Zukunft definitiv häufiger auf mein Fahrrad schwingen und ins Café Flora fahren. Das Konzept und die Gedanken, die hinter dem Café stehen, haben mich überzeugt. Aber viel wichtiger: Die Menschen, die dort arbeiten, haben bei mir mit ihrer Herzlichkeit und ihrer offenen Art einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Informationen:
Café Flora in der Gärtnerei Volk
Hasenwinkel 1
38114 Braunschweig
Im Internet hier und hier zu finden.
Öffnungszeiten:
Mo – Fr: 9:00 bis 18:00 Uhr
Sa: 9:00 bis 13:00 Uhr
Beitragsbild: Ungewöhnlich und schön ist das Ambiente im Café Flora. Foto: BSM
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