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Bühne frei für die HBK

Zweimal im Jahr entert die Hochschule für Bildende Künste das LOT-Theater: Beim Jour Fixe können Studierende aller Fachrichtungen ihr Schaffen der Öffentlichkeit präsentieren. Organisiert wird er von Studierenden des Studienganges Darstellendes Spiel in Eigenregie. Mit dabei sind Rike Breier, Eileen Winkler und Marleen Schwarz. Sie studieren Darstellendes Spiel im fünften Semester und veranstalten bereits zum dritten Mal in Folge gemeinsam den Jour Fixe. Im Interview verraten sie, wie man so ein Event auf die Beine stellt, was die Zuschauer diesmal erwartet und warum einem nicht alles gefallen muss.

Was ist überhaupt der Jour Fixe?

Rike Breier, Marleen Kristin Schwarz und Eileen Winkler organisieren zum dritten Mal den Jour Fixe im LOT. Foto: Stephen Dietl

Rike Breier, Marleen Kristin Schwarz und Eileen Winkler organisieren zum dritten Mal den Jour Fixe im LOT. Foto: Stephen Dietl

Rike: Der Jour Fixe ist eine Plattform für Studierende der HBK, bei der man auf einer offenen Bühne zeigen kann, was man im Studium so macht. Dabei darf man sowohl Projekte aus Seminaren als auch freie Arbeiten präsentieren. Es ist eine super Gelegenheit, uns der Öffentlichkeit zu präsentieren und einmal vor ganz anderem Publikum zu spielen.

Eileen: Es ist auch so etwas wie eine Werkstattbühne. Man kann laufende Projekte erstmals vor Zuschauern ausprobieren, sich Feedback holen und experimentieren. Die gezeigten Arbeiten sind dabei immer auf maximal 15 Minuten begrenzt. Und neben Performances gibt es auch Lesungen und Videokunst.

Rike: Und nicht nur auf der Bühne des LOT-Theaters, sondern auch im Foyer. Dort können zum Beispiel Bilder oder Fotografien aufgehängt werden. Dementsprechend ist es auch für alle Fachrichtungen der HBK offen. Die Medienwissenschaftler können einen Film zeigen oder eine Analyse präsentieren, die Kunstwissenschaftler, die Fotografen und die Freien Künstler können ebenso ihren Teil beitragen.

Marleen: Ich erinnere nur mal an die Friseur-Aktion… *lacht* Eine Studentin kam im Bademantel auf die Bühne, hat zwei Freiwillige aus dem Publikum ausgesucht und ihnen einen neuen Haarschnitt verpasst. Der Haarberg war dann das Kunstwerk. Es gibt also immer auch verrückte Sachen und Happenings.

Seit wann gibt es den Jour Fixe und wer hat ihn ins Leben gerufen?

Marleen: Der Jour Fixe ist jetzt im 14. Semester. Er wird schon immer vom Darstellenden Spiel organisiert und fand zuerst auch nur im Rahmen dieses Studiengangs statt. Wir haben beispielsweise theaterpädagogische Anleitungen gemacht oder Fortschritte innerhalb der Seminare präsentiert. Und irgendwann wurde er dann für alle Studiengänge geöffnet.

Ihr habt ihn bereits aus studentischer Hand übernommen. Sind Dozenten also außen vor?

Rike: Es gibt einen Dozenten, der ihn offiziell leitet und theoretisch betreut. Aber eigentlich arbeiten wir vollkommen selbständig. Und alle anderthalb Jahre wird die Organisation an das nachrückende dritte Semester weitergegeben.

Wie groß ist euer Team und wie seid ihr überhaupt zu der Aufgabe gekommen?

Rike: Wir sind derzeit sieben und wir machen es einfach, weil wir Lust darauf haben. *lacht* Es ist kein Seminar und es gibt auch keine Credit Points. Aber es macht Spaß und man lernt viel für die Praxis.

Wie organisiert ihr euch, wann fangt ihr an und wie ist der Arbeitsaufwand?

Sandra Berger und Frederike Günther legen beim Jour Fixe 13 eine Tanzeinlage ein. Foto: Stephen Dietl

Sandra Berger und Frederike Günther legen beim Jour Fixe 13 eine Tanzeinlage ein. Foto: Stephen Dietl

Marleen: Die ersten Schritte beginnen meist gegen Ende der vorlesungsfreien Zeit. Da wir dann örtlich noch ein bisschen zerstreut sind, läuft es hauptsächlich übers Internet. Mit Beginn der Vorlesungszeit trifft man sich dann persönlich im Team, verteilt die Aufgaben und beginnt mit der konkreten Planung.

Eileen: Jeder hat so seinen Aufgabenbereich. Marleen kümmert sich um die Finanzierung, Rike macht die Öffentlichkeitsarbeit, ich stehe mit dem LOT-Theater in Kontakt und nehme die Künstleranfragen an, andere kümmern sich um das Essen usw. Denn es gibt ja an jedem Jour Fixe auch gratis etwas für das leibliche Wohl, zum Beispiel die beliebte Jour-Fixe-Suppe!

Wie kann man als Studierender der HBK mitmachen?

Eileen: Einen Monat vor dem jeweiligen Jour Fixe geht per E-Mail ein Aufruf über alle HBK-Verteiler. Anschließend kann man sich per E-Mail oder auch mündlich bei uns anmelden.

Rike: Eine E-Mail mit kurzer Beschreibung und Dauer der Aufführung reicht dafür in der Regel aus. Wir sind für alles offen, und wenn mal etwas zeitlich oder thematisch nicht so recht ins Bühnenprogramm passt, schauen wir, dass wir es dennoch irgendwie unterbringen, zum Beispiel als Rahmenprogramm oder im Foyer.

Marleen: Wir möchten schließlich die gesamte HBK und ihre Vielseitigkeit präsentieren. Also muss man auch Sachen akzeptieren, die man persönlich vielleicht nicht so mag. Das gibt dem bunten Abend ja auch seinen einzigartigen Charakter.

An einem typischen Jour Fixe sieht man auch Dinge, die man als Laie schwer einordnen kann oder die sogar verstören. Wie ist das Feedback der Zuschauer?

Rike: Manchmal wird man tatsächlich dafür verantwortlich gemacht, was gezeigt wird, obwohl wir damit ja nur indirekt etwas zu tun haben. Wir können vieles vorher gar nicht sehen, einiges entsteht sogar erst am Abend selbst. Wir wissen also oft selbst nicht genau, was tatsächlich auf der Bühne geschehen wird.

Marleen: Ja, manchmal hat man das Gefühl, sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass man jemandem die Chance gegeben hat, seine Kunst zu präsentieren.

Bei den vergangenen Jour Fixes war das LOT innerhalb kürzester Zeit komplett gefüllt. Wird es nicht langsam Zeit für eine größere Location?

Marleen: Es könnte schon ein bisschen größer sein, damit man nicht immer Schulter an Schulter sitzt. Auf der anderen Seite macht diese Nähe und Persönlichkeit irgendwie auch den Charakter des Jour Fixe aus. Und eigentlich ist auch immer jeder noch irgendwie reingekommen. Nur beim letzten Mal haben ein paar Leute nicht mehr reingepasst, weil sie erst auf den allerletzten Drücker kamen. Aber da muss man eben pünktlich sein.

Was erwartet uns denn in der kommenden Ausgabe?

Homeshopping mit Susanne und Brigitte könnte so aussehen. Jour Fixe 13. Foto: Stephen Dietl

Diesmal nicht als Performance-Künstlerinnen sondern als Moderatorinnen dabei: Susanne und Brigitte. Foto: Stephen Dietl

Marleen: Ganz genau können wir das noch gar nicht sagen, denn das tatsächliche Programm steht erst einen Tag vorher.

Eileen: Aber verraten können wir schon mal, dass die Moderation diesmal „Susanne“ und „Brigitte“ übernehmen, die das Publikum auch schon beim letzten Jour Fixe mit ihrer Homeshopping-Performance begeistert haben. Die beiden sind auch das Motiv unseres Flyers.

Rike: Darüber hinaus gibt es diesmal eine Lesung, Kurzfilme und eine sehr interessante Performance. Und in einem schwarzen Nebenraum etwas, das auch mit Publikumsinteraktion zu tun haben wird. Aber da möchten wir noch nicht zu viel verraten.

Es gibt den Vorwurf, dass sich die HBK abkapselt und zu wenig in der Stadt präsent ist. Wie seht ihr das?

Eileen: Zumindest wir vom Darstellenden Spiel sind immer sehr offen für Anfragen und Angebote. Zum Beispiel haben wir gerade erst auf der Abschlussparty des Filmfests zum Thema Surrealismus performt, und das ist super angekommen.

Marleen: Nicht zu vergessen das Engagement der Studierenden in verschiedenen Spielclubs des LOT oder beim Staatstheater. Es ist halt nicht so, dass wir irgendwo ein Kunstwerk hinstellen, sondern da spielt sich viel Arbeit im Hintergrund und in der pädagogischen Leitung ab. Und in unserem Semester gibt es niemanden, der nicht mindestens einmal beim Jour Fixe mitgewirkt hat.

Ihr habt ja nun schon einiges an Praxiserfahrung. Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Eileen: Wir wünschen uns natürlich mehr Räumlichkeiten. Oder dass man Tag und Nacht zum Proben in die Uni kann. Viele Seminare wurden gestrichen, Wochenend-Seminare sind auch weggefallen. Da machen sich die Sparmaßnahmen bemerkbar.

Marleen: Oder generell einfach einen Ort, an dem man sich mit Studierenden anderer Studiengänge treffen und austauschen kann – so eine Art Chillout-Bereich. Nicht immer nur in der Mensa oder auf den kalten Fluren.

Möchtet ihr nach dem Studium in Braunschweig bleiben?

Rike: Ich mache gerade das Asyl-Theater in Kralenriede und kann ich mir sehr gut vorstellen, so etwas hier auch in Zukunft zu machen. Und die HBK bietet einfach sehr viele Möglichkeiten zur Weiterbildung.

Eileen: Darüber habe ich mir noch gar nicht so viele Gedanken gemacht. Es wäre schon cool, auch mal etwas anderes zu sehen. Aber vielleicht kommt man danach ja wieder zurück. Denn das Darstellende Spiel ist sehr gut in die Stadt und in die Schulen integriert. Auch beim Theaterpädagogischen Zentrum kann man sehr viel machen; da wird uns eine Menge Vertrauen entgegengebracht.

Marleen: Da ich Medienwissenschaften im Hauptfach habe, möchte ich nach dem Studium natürlich in die Medien-Branche. Also werde ich erst mal zurück in meine Heimat nach Hamburg gehen. Dennoch ist Braunschweig eine schöne kleine Großstadt, in der man schnell Kontakte aufbauen kann. Das Staatstheater ist auch immer sehr kooperativ. Und aufgrund Braunschweigs geringerer Größe kann man auch einfacher etwas auf die Beine stellen, das gehört und gesehen wird, als in einer Metropole wie Hamburg.

Möchtet ihr zum Abschluss noch etwas loswerden?

Marleen: Denkt daran, dass wenn ihr am Donnerstag kommt, es nicht bedeutet, dass ihr auch reinkommt! Es gibt keine Platzkarten. Also am besten pünktlich um 18:18 Uhr da sein!

Eileen: Und wir möchten dem LOT-Theater und seinen Mitarbeitern dafür danken, dass sie uns immer so gut unterstützen, denn ohne ihre Hilfe könnten wir den Jour Fixe nicht machen!

Rike Breier, Eileen Winkler und Marleen Schwarz, vielen Dank für das Gespräch!

Informationen

Jour Fixe 14 im LOT-Theater
Donnerstag, 4. Dezember 2014
Einlass 18:18 Uhr, Beginn 19:00 Uhr
Eintritt frei

(Artikelbild und Text: Stephen Dietl)

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