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Braunschweig liest …

Bücher

Braunschweig liest heißt die Veranstaltungsreihe der Braunschweiger Buchhändler, Antiquare und dem Kulturinstitut, die seit dem 27. Mai 2016 die Löwenstadt mit tollen Lesungen und interessanten Autoren versorgt. Mit dabei sind Autoren wie Rafik Schami, Uwe Timm, Martin Walker, Judith Hermann, Frank Witzel, Wolfgang Schorlau, Axel Hacke, Henrik Lührs und Kirsten Boie. Immer wieder steht dabei das Buch im Vordergrund – als Begleiter im Alltag, als Kostbarkeit, als Ratgeber oder Fahrkarte in Welten der Fantasie. Für die anstehende Urlaubszeit gibt es hier bestimmt den einen oder anderen Lektüretipp.

Inspiriert von Braunschweig liest, haben wir Ihnen hier wieder unsere aktuelle Lieblingslektüre zusammengestellt – diesmal mit Unterstützung von Inge Schittkowski, Mitarbeiterin in der Buchhandlung Graff, die auch für das Braunschweiger Krimifestival zuständig ist.

Inge Schittkowski empfiehlt Germany 2064  von Martin Walker 

Walkers Buch berührt alles, was heute heiß diskutiert wird, was möglich und wahrscheinlich erscheint: TTIP ist Realität und Deutschland prosperiert. Aufgeteilt in hochtechnologisierte urbane Zonen und technologiefeindliche, zunehmend gesetzlose „Freie Gebiete“ in Gegenden wie Mecklenburg-Vorpommern nimmt das Land eine Vorbildstellung in Europa ein. Die Transaktionssteuer wurde eingeführt. Selbstfahrende Autos bestimmen das Straßenbild. Roboter spielen im zivilen und militärischen Bereich eine entscheidende Rolle … Und genau darum ist „Germany 2064“ ein hochspannendes Buch!

Stefanie Fichte liest gerade Kate Morton: Der verborgene Garten

Einer meiner absoluten Lieblingsromane ist Der verborgene Garten der australischen Schriftstellerin Kate Morten. Ehrlich gesagt musste ich mich erst von meiner Mutter überreden lassen, dieses Buch zu lesen, da ich eigentlich kein Fan von Familiensagen bin. Aber diese Geschichte hat mich ab der ersten Seite so fasziniert, dass ich zum Schluss hin und her gerissen war: Einerseits wollte ich erfahren, wie die Geschichte ausgeht und andererseits das Aufschlagen der letzten Seite so lang wie möglich hinauszögern.

Als Leser begleiten wir die Australierin Cassandra, die ein Cottage in Cornwall erbt. Nachdem ihre Großmutter Cassandra ihr auf dem Sterbebett eine merkwürdige Botschaft mitgibt, beginnt sie, in der Familiengeschichte zu recherchieren und stößt dabei auf ein erschreckendes Geheimnis … Die Geschichte wird in drei Zeitebenen erzählt, jede davon so spannend, dass ich am liebsten alle drei parallel gelesen hätte. Zusätzlich tauchen immer wieder kleine Märchenzitate auf, die mich so verzaubert haben, dass ich nach einer Weile zunächst das ganze Buch auf der Suche nach diesen Textpassagen durchstöbert habe.

Leonie Anding bereitet sich mit Jan Weiler auf den Sommer vor

Meinen Sommerurlaub werde ich auf Sardinien verbringen: Sonne, Strand, Meer und bella italia! Als Einstimmung dafür lese ich momentan Maria, ihm schmeckt’s nicht von Jan Weiler. Der humorvoll geschriebene Roman erzählt von Jan, der seine italienische Freundin Sara heiraten möchte. Im kleinen Kreis. Auf dem Standesamt. Nur hat er die Rechnung ohne den italienischen Schwiegervater in spe gemacht, der sich eine große Hochzeit in seiner Heimat vorstellt – mit der ganzen italienischen Verwandtschaft. Das bedeutet Chaos für Jan und amüsante Stunden für mich beim Lesen.

Stephanie Horn hat sich vertieft in Ken Folletts Die Kinder der Freiheit

George tritt in den USA für seine Bürgerrechte als Schwarzer ein. Rebecca setzt sich als Flüchtling für die Freiheit der DDR ein. Tanja kämpft in der Sowjetunion um Meinungs- und Pressefreiheit. Langweiliger Geschichtsunterricht? Auf keinen Fall! In seiner Jahrhundert-Saga macht Ken Follett die Geschichte des 20. Jahrhunderts lebendig. Die ersten beiden Teile der Trilogie habe ich regelrecht verschlungen, den letzten sehnsüchtig erwartet. Kinder der Freiheit verknüpft politische Umbrüche und Entwicklungen der Popkultur von 1960 bis 1990 mit persönlichen Schicksalen. Ich mag es abwechslungsreich und bin wieder begeistert: Es geht nicht nur um den Kalten Krieg und die Kuba-Krise, es handelt auch von Drogensucht, den Weg zum Popstar und Höhen und Tiefen einer Schauspielkarriere. Da schleppe ich den dicken Wälzer sogar mit mir rum, um jede freie Sekunde in ihm schmökern zu können.

Maria Stenzel liest von Juli Zeh Unterleuten

Ein Buch von Juli Zeh stand schon lange auf meiner Wunschleseliste, weil ich sie für das Eintreten ihrer gesellschafts-politischen Meinung bewundere und gleichzeitig unglaublich neugierig war, wie eine mehrfach ausgezeichnete Autorin Gesellschaftskritik in Romanform bringt. Nach den ersten dreihundert Seiten von Unterleuten kann ich sagen: Das Buch von Juli Zeh lässt sich sehr gut lesen. Unterleuten ist ein spannendes Portrait einer Dorfgemeinschaft, hier herrschen Machtgier und Missgunst. Probleme, das wissen die Dorfbewohner, löst man am besten unter sich. So entwickelt sich über Jahre eine Tauschwirtschaft von Schuldigkeiten, die nur noch Alteingesessene verstehen. Die Dazugezogenen, im Fall von Unterleuten sind das Stadtflüchtige aus Berlin, können sich noch so sehr anstrengen – sie bleiben immer Fremde.

Wer keine Gesellschaftsromane mag, kann das Buch als Krimi mit komplexen Figuren lesen. Nach etwa 300 Seiten nämlich deutet sich an, dass in Unterleuten ein Mord passiert ist. Vielleicht – denn eigentlich traue ich keiner Figur einen Mord zu. Oder doch? Ausschließen mag ich die Tat noch nicht. Wer allerdings gerne gesellschaftskritische Romane liest, der findet genügend Anknüpfungspunkte, um über die Egozentrik der Gegenwart, den Auswüchsen des Kapitalismus und die Abgründe der menschlichen Seele nachzudenken.

Artikelbild von Condesign gefunden auf pixabay.com.

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