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Ein literarisches Terzett

Bücher

Wissen Sie, was mir als Literaturwissenschaftlerin in Braunschweig richtig gut gefällt? Dass wir eine große und viele kleine kompetente Buchhandlungen haben. Stets werde ich gut beraten, finde mit Hilfe der BuchhändlerInnen Romane, von denen ich nicht wusste, dass sie mir gefallen, und ganz nebenbei auch noch Erzählungen, die der lesefaule Freund an einem Wochenende verschlingt.

Mit dem Raabe-Haus haben wir in Braunschweig ein umtriebiges Literaturzentrum, wo große Schriftsteller zu Gast sind, junge Autoren ihre Erstlingswerke präsentieren und fachkundige Referenten Hilfestellungen beim Schreiben geben. In der Stadtbibliothek finden sich etwa 165.000 Bücher – einhundertfünfundsechzigtausend! – die ausgeliehen werden können. Das literarische Herz schlägt in der Löwenstadt.

Auch meine Mitstreiterinnen Stefanie und Leonie sind wie ich leidenschaftliche Leserinnen, weshalb wir Ihnen heute unsere Lieblingsbücher vorstellen möchten. Nicht jede von uns konnte sich auf ein Buch reduzieren, aber umso größer die Inspirationsquelle für Ihre nächste Lektüre.

Egal, ob Fantasy, Krimi, Thriller, Romantik, historischer Roman oder Komödie – Leonie Anding liest alles. Deshalb hier ihre Top 3 Leseempfehlungen:

MitchellMargaret Mitchel: Vom Winde verweht

Ein Klassiker. Vereint Krimi, Romantik, Historie und manchmal auch Komödie miteinander, so habe ich von jedem Genre ein bisschen – perfekt! Das epochale Werk erzählt die Geschichte der großen Liebe zwischen Südstaatlerin Scarlett O’Hara und Rhett Butler. Scarlett wächst auf der Plantage Tara auf, verwöhnt, verehrt und wohlbehütet. Doch der Bürgerkrieg verändert alles und nun kämpft Scarlett um ihr Leben, ihr Zuhause und um ihre große Liebe … Den dicken Schmöker habe ich regelrecht verschlungen, er hat mich einfach gepackt und nicht mehr losgelassen. In der kalten Jahreszeit ist er der ideale Begleiter für kuschelige Lese-Sonntage auf dem Sofa.

 

VerbrechenFerdinand von Schirach: Verbrechen

Von menschlichen Abgründen, extremen Ungeheuerlichkeiten, Gesetzeskonflikten und anderen Gräueltaten handelt Verbrechen. Von Schirach, Strafverteidiger von Beruf, erzählt die Kurzgeschichten so messerscharf und detailgenau, ich konnte gar nicht anders als von seinem Stil gefesselt zu sein. Seinen Erstling habe ich quasi eingeatmet, sodass schnell Nachschub hermusste. Schuld und Tabu waren die nächsten, die folgten. Bis Ende März ist übrigens sein Stück „Terror“ im Staatstheater zu sehen.

 

 

Rosie-ProjektGraeme Simison: Das Rosie-Projekt

Eine gute Freundin hat mir diesen Roman wärmstens empfohlen. Ich habe zwar erst vor kurzem mit dem Lesen angefangen, aber ich bin jetzt schon begeistert! Eine schöne Geschichte, humorvoll und mit viel Liebe erzählt: Don Tillmann ist ein äußerst praktisch denkender Mensch. Mit einem seitenlangen Fragebogen will er seine perfekte Frau fürs Leben finden und muss schnell feststellen, dass Liebe nicht berechenbar und schon gar nicht vorhersehbar ist. Das Buch hat mich auf den ersten Seiten schon zum Schmunzeln gebracht und ich bin mir sicher, dass es dies noch öfter tun wird.

 

Stefanie Fichte mag es humorvoll, sie verschlingt jeden Roman von Tommy Jaud:

esmi_grossTommy Jaud: Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich

Tommy Jaud gehört zu meinen absoluten Lieblingsautoren. Wenn ich eine Neuerscheinung von ihm im Schaufenster sehe, zieht es mich ganz automatisch in die Buchhandlung. Sein aktuellstes Werk heißt Einen Scheiß muss ich und ist das radikale Gegenstück zu allen Gesünder-Leben-Ratgebern, Fitnessmagazinen und Ernährungsempfehlungen, die je erschienen sind. Es erzählt die Geschichte des Amerikaners Sean Brummel, den 40 Cent dazu bewegen, sein Leben grundlegend zu ändern und sich von nichts und niemandem mehr stressen zu lassen. Weder von seinem Job, noch von seiner Frau oder sonst jemandem. Deswegen schreibt er selbst einen Ratgeber für alle Bereiche des Lebens, bespickt mit amüsanten Begründungen seiner Ansichten. Vom Befolgen seiner Ratschläge kann man nur eindringlich abraten, das Lesen des Buches hingegen ist sehr zu empfehlen. Denn obwohl Jaud mit seinem neuen Roman vom Sporttreiben vehement abrät, ist beim Lesen intensives Training der Lachmuskeln garantiert.

Auch ich kann keinen Lieblingsliteraturstil festmachen. Ich lese Popliteratur, aber auch alte Schinken, amerikanische Shortstories, Graphic Novels, Autoren, die … ach, lassen wir das. Hier mein All-Time-Favorit und meine aktuelle Lektüre:

faust1Johann W. Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil

FaustFaustJa, mein Lieblingsbuch führt sehr wahrscheinlich die Liste der am meisten gehassten Schulliteratur an. Aber seitdem ich das Drama von Goethe in der elften Klasse gelesen habe, lässt es mich nicht mehr los. Durch die Versform lässt sich die Tragödie gut lesen, die Handlung hat so viele Stränge, dass für jeden etwas dabei ist: Liebe (Gretchen und Faust), Sinnsuche (Faust), Freundschaft und Verrat (Faust und Mephisto). Und erst die Sprache! Wussten Sie, dass Goethe geschätzt über einen aktiven Wortschatz von 90.000 Wörtern verfügte? Überall im Text findet man Verweise und Hinweise auf andere Textstellen, wahrscheinlich kann man Faust als einen (entfernten) Vorläufer der Popliteratur sehen.

 

MurakamiHaruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki war ein Spontankauf in einer Bahnhofsbuchhandlung: Die 318 Seiten des Romans habe ich dann vom frühen Abend bis tief in die Nacht verschlungen. Tsukuru Tazaki ist 36 Jahre alt und vielleicht das erste Mal in seinem Leben verliebt. Aber seine neue Freundin Sara merkt, dass etwas tief in seinem Inneren ihn von echter Liebe fernhält. Deshalb schickt sie Tsukuru auf eine Reise in seine Vergangenheit. Zu Schulzeiten war er Teil einer Fünferclique, drei Jungs, zwei Mädchen, die ihre Freundschaft in vollständiger Harmonie lebten. Jedes Mitglied des Freundeskreises hatte eine bestimmte Aufgabe, nur Tsukuru fühlte sich grau und nutzlos. Ein Jahr nachdem er seine Heimatstadt Nagoya verlassen hat, um in Tokio zu studieren, verstoßen die vier Freunde Tsukuru ohne ihm einen Grund dafür zu nennen. Tsukuru verfällt in eine tiefe Depression, ist ein halbes Jahr dem Tode nahe. Danach nimmt er das gewöhnliche Leben wieder auf, bringt sein Studium zu Ende, baut Bahnhöfe, geht regelmäßig schwimmen, hat dann und wann eine Beziehung zu einer Frau. Ernsthafte Freundschaften aber pflegt er keine. Nach und nach führt Murakami in klarer Sprache den Leser in die innere Leere des Tsukuru Tazaki und deckt ein ungeheuerliches Geheimnis auf.

Artikelbild von Condesign gefunden auf pixabay.com. Coverfotos von den jeweiligen Verlagen.

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