Kennen Sie die großflächigen Platten in der Fußgängerzone, die das Kopfsteinpflaster unterbrechen? Ich habe mich schon oft gefragt, ob diese Platten mehr sind als bloße Dekoration und tatsächlich: Die großen Pflastersteine dienen der barrierefreien Nutzung des Stadtraums. Sie bieten also weniger Stolperfallen und lassen sich einfacher mit einem Rollstuhl befahren als das historische Kopfsteinpflaster.
Gibt es noch mehr, das Braunschweig zu einer barrierefreien Stadt macht? Welche Eingänge können Menschen mit Beeinträchtigung leicht passieren? Diese Fragen brennen mir kurz vor dem Treffen mit Gästeführer Thomas Blume unter den Nägeln. Der Stadtführer begleitet Interessierte bei den Stadtrundgängen „Stadtführung ohne Hindernisse“ und dem historischen Rundgang „Stadtspaziergang in der Löwenstadt“ und zeigt die schönsten Seiten der Löwenstadt – ganz ohne Barrieren.
Freier Gang voraus
Thomas Blume ist hauptberuflich bei der Stadt im Straßenbau tätig, mit gleichem Enthusiasmus führt er Gäste durch die Löwenstadt. Daher ist es für ihn eine Herzensangelegenheit, dass die Wege und Eingänge der Löwenstadt auch für beeinträchtigte Personen passierbar sind. In den letzten Jahren sind immer mehr bauliche Hindernisse aus dem Stadtbild verschwunden. Als besonderes Beispiel führt er den Zugang zum Dom am Burgplatz an, vor dessen Eingang sich seit 2011 eine Rampe befindet. „Beeinträchtigten Gästen war der Zugang vorher praktisch verwehrt. So verpassten sie auch ein Stück weit die Kultur und Tradition der Stadt“, so Thomas Blume. Positive Beispiele des Innenstadtumbaus in Bezug auf die Barrierefreiheit gibt es in den letzten Jahren viele: Der Zugang zum Rathaus am Platz der Deutschen Einheit wurde bereits 2006 umgestaltet, genauso wie der Kohlmarkt: Der unterirdischen WC-Anlage ist ein modernes Toilettenhäuschen gewichen. Mit dem Umzug der Touristinfo in die Kleine Burg achteten die Verantwortlichen schon bei der Planung darauf, dass der Eingang ohne Hindernisse gestaltet wird.
Die Stadt erfühlen
Ein ganz besonderes Monument für sehbehinderte Menschen befindet sich seit 2011 jeweils am Altstadtmarkt sowie am Burgplatz. Dort steht jeweils ein Stadtrelief, das die Braunschweiger Sehenswürdigkeiten abbildet. Während das Modell am Altstadtmarkt ebendiesen sowie den Kohlmarkt zeigt, können Besucherinnen und Besucher beim Modell am Burgplatz den Dom, die Burg Dankwarderode und das Rathaus erfühlen. Die Modelle wurden vom Braunschweiger Lions-Club gestiftet. „Das Bronzemodell ist besonders detailgenau und bietet eine tolle Möglichkeit, den blinden Gästen die Löwenstadt durch Ertasten näher zu bringen“, so Thomas Blume.
Auf Entdeckungstour
Sein Wissen über die Löwenstadt und das barrierefreie Braunschweig gibt Thomas Blume auch gerne in seinen Stadtführungen weiter. „Seit ungefähr fünf Jahren gibt es die barrierefreien Stadtrundgänge in unserem Stadtführungsangebot“. Der Gästeführer erzählt, dass die Wege bei den Stadtführungen kompakt gewählt sind, sodass sie auch Menschen mit Handicap leicht bewältigen können. „Wir legen generell keine weiten Strecken zurück, sondern beschränken uns auf die Hauptattraktionen der Löwenstadt und steigen dort in die Tiefe ein.“ Dabei passt sich der Gästeführer selbstverständlich auch dem Tempo und den körperlichen Möglichkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. „Wenn ich merke, dass dem ein oder anderen die Puste ausgeht, führe ich die Tour langsamer fort.“
Bei seinen Führungen ist er stets dankbar für Feedback und Verbesserungsvorschläge jeglicher Art: Welche Route hat den Gästen besonders gut gefallen? Wie kann die Stadtführung für beeinträchtige Personen noch interessanter gestaltet werden? Haben Sie jetzt Lust bekommen, von Thomas Blume oder von seinen Gästeführerkolleginnen und -kollegen auf eine barrierefreie Entdeckungstour durch die Löwenstadt mitgenommen zu werden? Informationen zur Stadtführung „Stadtrundgang ohne Hindernisse“ und „Stadtspaziergang in der Löwenstadt“ sowie zur Führung für blinde und sehbehinderte Menschen finden Sie auf den Internetseiten der Stadt Braunschweig.
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