Seit gut vier Wochen sind sie für uns da. Jeden Tag stehen sie in ihren Holzhütten, versorgen uns bei Wind und Wetter mit Glühwein, Mandeln und kreativen Geschenkideen – 76 Stunden in der Woche. Die Standbetreiber sind der personifizierte Weihnachtsmarkt. Wie verbringen sie nach all dem Trubel eigentlich die Festtage, oder besser gesagt: Die beiden Ruhetage, wenn der Weihnachtsmarkt am 24. und 25. Dezember eine kleine Pause einlegt?
„Erstmal ausschlafen“, sagt Claus Dannehl von Dannehl’s Mandelbrennerei. Verständlich, daran war für die Marktleute seit Wochen nicht mehr zu denken. Heiligabend beginnt dann mit einem ausgiebigen Familienfrühstück – auch das hat es in den meisten Schaustellerfamilien lange nicht gegeben. Mit seinen drei Töchtern schmückt er anschließend den Weihnachtsbaum. Vor der Bescherung wird gemeinsam zu Abend gegessen. Was genau es gibt, weiß er zwar noch nicht, aber: „Bratwurst wird es jedenfalls nicht sein, davon hatten wir in den letzten Wochen ja nun wirklich genug.“ Am 1. Weihnachtstag genießen die Dannehls dann noch so lange wie möglich die seltene Zeit mit der Familie, ehe die Gedanken schon wieder zurück zum Weihnachtsmarkt gehen. Denn der Braunschweiger Weihnachtsmarkt öffnet vom 26. bis 29. Dezember nochmals seine Tore. Aus Sicht der Schausteller hat das sogar Vorteile für die Gestaltung der Festtage. Er sagt: „Früher hatten wir nach Marktschluss am 23. Dezember die ganze Nacht lang Stress, weil der Markt abgebaut werden musste.“
Genau so sieht es auch Thomas Bronswyk, der gemeinsam mit Stefan Franz die Pyramide zwischen Burgplatz und Platz der Deutschen Einheit betreibt. „Damals sind wir nach dem Abbau irgendwann an Heiligabend nach Hause gekommen und waren eigentlich nur noch müde und kaputt.“ Diese Situation habe sich durch die Verlängerung des Marktes bis zum 29. Dezember deutlich „entschärft“. Und so kann Heiligabend auch bei den Bronswyks mit einem lang ersehnten gemeinsamen Frühstück beginnen. Seine Frau Ute betreibt mit der „Braunschweiger Bratstube“ selbst noch einen eigenen Stand, beide sind also seit Wochen voll eingespannt in den Weihnachtstrubel. Dennoch wird Weihnachten zu Hause traditionell gefeiert. „Der wochenlange Stress führt natürlich dazu, dass man an Weihnachten nicht mehr von einer Familienfeier zur anderen hetzt“, erklärt Thomas Bronswyk. „Wir genießen eher die gemeinsame Zeit zu Hause“.
Auf die freut sich auch Ivonne Kostross – allerdings genießt sie die kurze freie Zeit auf etwas andere Art und Weise. Anders als Klaus und Thomas Bronswyk wohnt sie nicht in Braunschweig. Mit ihrem Stand „Alte Schlossgärtnerei-Senfmanufaktur“ hat sie sich zum zweiten Mal auf den Weg von Mecklenburg-Vorpommern, wo die Manufaktur beheimatet ist, zum Braunschweiger Weihnachtsmarkt gemacht – und nach vier Wochen erstmal genug vom weihnachtlichen Treiben. Heiligabend besucht sie ihre Eltern im Emsland, und wenn sie und ihr Mann dort nach 250 Kilometern Autofahrt ankommen, müssen Weihnachtsbaum und Weihnachtsmusik draußen bleiben. „Das haben wir hier auf dem Weihnachtsmarkt jeden Tag“, sagt sie. An Heiligabend steht daher weniger das Fest, sondern eher die Zeit mit der Familie im Vordergrund. „Gutes Essen, ein bisschen die Füße hochlegen, einfach ganz gemütlich, ohne großes Trara.“ Lang ist die Ruhepause nicht. Bereits nach dem Frühstück geht es am 1. Weihnachtstag zurück nach Braunschweig – mitten rein in den weihnachtlichen Endspurt, Weihnachtsmusik und -dekoration inklusive. Obwohl am 26. Dezember für die Marktleute wieder der Stress beginnt, hat für Thomas Bronswyk auch der 2. Weihnachtstag etwas Familiäres. „Da kommen viele Stammgäste zu uns, man tauscht sich über das Weihnachtsfest aus und führt gute Gespräche.“
In diesem Sinne: Allen Standbetreibern zwei erholsame Ruhetage. Frohe Weihnachten!
(Artikelbild: Marek Kruszewski)
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