Es muss ja nicht immer nur der Löwe am Dom und die Quadriga auf dem Schloss sein: Der Sommer ist endlich zurück, also habe ich mir am Wochenende kurzerhand meine Kamera geschnappt und mich auf die Suche nach den zehn interessantesten Fotospots abseits ausgetretener Pfade in der Braunschweiger Innenstadt gemacht. Wo Sie sie finden, und wann der beste Zeitpunkt für das perfekte Foto ist, verrate ich Ihnen in diesem Artikel.
Die schönste Brücke
Regelmäßig fahren oder laufen wir über die großen Brücken an der Celler Straße oder dem Fallersleber Tor. Eine ganz besondere Art, die Oker zu überqueren, findet sich jedoch etwas versteckt am östlich gelegenen kleinen Park des Petritorwall: Die Rosentalbrücke ist als Baudenkmal geschützt.
Der Kunstkubus
Es wirkt ein wenig, als sei ein Raumschiff gelandet: Der gläserne Würfel der Bibliothek der Hochschule für Bildende Braunschweig ist nicht nur für Kunstfreunde ein absoluter Hingucker, sondern reizt fast jeden zum Zücken der Kamera. Was viele nicht wissen: Bei dem Bauwerk handelt es sich um den aufwendig versetzten Pavillon Mexikos von der Expo 2000 in Hannover. Am besten fotografiert man das kantige Unikat am frühen Abend, wenn die Sonne tief im Westen steht und durch die Glaswände des Kubus scheint.
Ab ins Mittelalter
Der Altstadtmarkt versetzt nicht nur Gästen in Staunen, sondern entlockt auch mir als Wahlbraunschweiger nach 17 Jahren im Zentrum der Löwenstadt immer noch regelmäßig ein Lächeln, wenn ich mit dem Fahrrad über das Kopfsteinpflaster in Richtung Fußgängerzone rumpele. Die Kombination aus großstädtischer Weitläufigkeit und mittelalterlicher Kulisse sucht Ihresgleichen und bietet dank des architektonischen Detailreichtums vom Gewandhaus bis zum Altstadtrathaus eine Vielzahl wunderschöner Fotomotive zu entdecken.
360° Löwenstadt
Unweit des Altstadtmarkts hat man auf dem obersten Deck des Karstadt-Parkhauses, kostenfrei per Aufzug erreichbar zu den regulären Öffnungszeiten, generell einen atemberaubenden Ausblick über die Dächer Braunschweigs in alle Himmelsrichtungen. Eine ganz besondere Perspektive für Fotofans eröffnet sich jedoch nach Westen: Hier sorgt die sogenannte „Spindel“, die gewirbelte Auto-Auffahrt des Parkhauses, sowohl für eine positive Irritation beim Betrachter als auch einen spannenden Bruch zu den altehrwürdigen Kirchtürmen St. Martinis. Tipp: Mit einem Weitwinkel-Objektiv bekommt man hier sogar noch den Sparkassen-Tower im Süden des Kultviertels mit aufs Bild!
Blick für Details
Auch ein Großteil der gebürtigen Braunschweiger könnte wahrscheinlich nicht aus dem Stegreif beantworten, was es ist und wo es sich befindet – dabei handelt es sich um ein historisches Juwel von internationalem Rang: Die winzige Liberei in der Kröppelstraße zwischen St. Andreas und Hagenmarkt gilt als ältester freistehender Bibliotheksbau nördlich der Alpen und war eine der ersten öffentlichen Bibliotheken auf deutschem Boden. Die vielen Wappen an der in Braunschweig einzigartigen gotischen Ziegelfassade aus dem Jahr 1412 sowie die reich verzierten Deckenbögen im Inneren ermöglichen eine spannende fotografische Entdeckungsreise auf allerkleinstem Raum.
Street Art beim Shopping
Die den Parkplatz Alte Markthalle nördlich des Hagenmarkt umgebende Mauer gehört zu den wenigen öffentlichen Orten in Braunschweig, an denen Graffiti-Künstler legal ihre Kreativität in die Tat umsetzen dürfen. Vor allem in den Sommermonaten ist der Parkplatz ein beliebter Szene-Treffpunkt. Vor dem Hintergrundrauschen der ein- und ausfahrenden Autos wird hier auf die Wände gesprayt, was die Dosen hergeben, während andere Nachwuchskünstler auf Picknickdecken sitzen, Musik aus dem Retro-Ghettoblaster hören und mit Stift und Papier an Skizzen arbeiten. Auch international bekannte Künstler haben sich hier bereits verewigt. Da die Wand in ständigem Wandel ist, lohnen sich regelmäßige Besuche, um immer neue witzige Kunstwerke und spannende Fotomotive zu entdecken.
Die grüne Oase
Der botanische Garten der TU Braunschweig an der Humboldtstraße ist die grüne Oase im Herzen der Löwenstadt. Eigentlich längst kein Geheimtipp mehr, dient er mit seinen über 4.000 Pflanzenarten nicht nur der Grundlagenforschung für Botaniker und Pharmazeuten, sondern lässt mit seinen prachtvollen barocken Gartenanlagen und abgelegenen Sitzgelegenheiten täglich von 8-18 Uhr auch Besucherinnen und Besucher kostenlos dem Alltagsstress entkommen. Fotografieren ist selbstverständlich erlaubt; wegen der umliegenden Gebäude am besten bei höherem Sonnenstand. Eine volle Speicherkarte ist hier in kürzester Zeit garantiert. Und wer es wirklich ernst meint, bringt für die perfekten Nahaufnahmen seltener Spezies gleich auch ein Makro-Objektiv mit.
Romantik pur
Der Nußberg im Nordosten des Prinz-Albrecht-Parks (kurz: Prinzenpark) überragt das Stadtgebiet um rund 20 Meter. Begibt man sich zusätzlich auf die Aussichtsplattform, einen ehemaligen Weltkriegsbunker, ergibt sich ein weitreichendes Panorama über das gesamte Stadtgebiet. Mit Blick in Richtung Westen über das Franzsche Feld und das Konrad-Koch-Stadion kann man hier die wohl schönsten Sonnenuntergänge der Stadt genießen.
Die Zeitreise
Am Ackerhof, dem kleinen Platz im Westen des Magniviertels, gibt es die einzigartige Möglichkeit, die wohl größte Zeitspanne Braunschweigischer Architekturgeschichte auf einem Foto festzuhalten. Denn hier befindet sich das vermutlich älteste datierte Fachwerkhaus Deutschlands. Seit einigen Jahren stark verfallen, soll das im Jahr 1432 errichtete Gebäude bald saniert werden. Positioniert man sich im Süden des Platzes, ergibt sich ein interessanter Blick vom mittelalterlichen Fachwerkhaus bis hin zur quietschbunten Pop Art des Rizzi-Hauses. Und dazwischen im Hintergrund die hochmodernen Schlossarkaden. Mehr Vielfalt der Braunschweiger Architektur- und Kulturgeschichte lässt sich wohl nirgendwo sonst mit einem Schuss einfangen.
Im Märchenwald
Wer Fotos möchte, von denen niemand glaubt, dass sie nur fünf Minuten von der Braunschweiger Fußgängerzone entfernt entstanden sind, braucht sich nur in den Bürgerpark zu begeben. Er sieht zu jeder Tages- und Jahreszeit aus wie ein verwunschener Märchenwald. Ganz besonders im frischen Morgentau und im Bereich des Sees am Portikus sowie der anliegenden Oker. Falls es tatsächlich irgendwo auf der Welt die Möglichkeit gibt, leibhaftige Feen und Elfen vor die Linse zu bekommen, dann sicher hier. Ich habe die Hoffnung jedenfalls noch nicht aufgegeben und meine Kamera immer griffbereit.
Text und Fotos: Stephen Dietl
wolfgang
schöne zusammenstellung, danke…
Maria Stenzel
Vielen Dank!
Bernd Asseru
Sehr geehrter Herr Stephen Dietel,
bei dem abgebildeten Fachwerkhaus im Magniviertel, handelt es sich um das älteste Fachwerkhaus in Deutschland, mit einer Datierung im Balken, an der Außenwand (1432) !
Herzliche Grüße aus Weddel Bernd Assert