Der Wind pfeift durch das alte Fachwerkgebäude der Geitelder Baumschule. Ihr Inhaber Frank Kappelmann in seinem grünen Arbeitsoverall und ich sitzen an einem langen Holztisch, vor uns liegen farbige Skizzen, die eine Gartenanlage von oben zeigen. Ich entdecke Blumen, kleine Findlinge, mit Steinchen umsäumte Wege und ein Schachbrett. Die Skizzen gehören zum „Garten der Entschleunigung“, den Frank Kappelmann für „Braunschweig blüht auf“ vom 1. bis 16. August auf dem Kohlmarkt gestaltet. Auch den nicht weit entfernten Domplatz verwandelt er in eine grün-bunte Insel mitten in der Innenstadt, den „Garten der Ruhe“.
Herr Kappelmann, mit Ihrem fünfköpfigen Team haben Sie seit dem Winter über der Konzeption für den „Garten der Ruhe“ und den „Garten der Entschleunigung“ gesessen. Welche Ideen stecken dahinter?
Frank Kappelmann: Auf dem Kohlmarkt, im „Garten der Entschleunigung“, sollen die Leute in dem Trubel, der dort sonst herrscht, ein bisschen Ruhe finden. Auf der Fläche steht noch ein großes Schachfeld. Man kann die Seele baumeln lassen, sich treffen und einfach die Gemeinschaft genießen. Der Garten wird überwiegend mit großen und kleinen Holzkisten gestaltet, die das Schachfeld umrahmen. Neben Bänken platzieren wir selbstgebaute Sitzmöbel aus alten Paletten. Man sitzt in einer Pflanzenidylle und beobachtet die Schachspieler oder genießt einfach den Tag.
Und auf dem Domplatz?
Frank Kappelmann: Der Domplatz ist ein sehr schöner, ein sehr ruhiger Platz. Der Garten hier ist etwa 120 Quadratmeter groß. Die Fläche wird im Gegensatz zum Kohlmarkt in Beeten und nicht in Kübeln bepflanzt. Im „Garten der Ruhe“ können Kinder in einer Sandkiste spielen. Wir stellen auch ein paar Himbeeren, Johannisbeeren und Blaubeeren hin, so dass die Kinder sehen können, wie solche Früchte eigentlich wachsen. Außerdem gestalten wir einen Büchergarten mit einer kleinen Leseecke, in die man sich zurückziehen kann, in der es lauschig ist. Aus einer Büchertruhe können sich die Besucher Bücher nehmen und eine Runde schmökern. (Anm. d. Red.: Die Buchhandlung Graff stellt für die Bücherschatztruhe einen Anfangsbestand mit Werken quer durch die Genres. Die Idee dahinter ist eine offene Buchtauschbörse. Also gerne ein Buch mit nach Hause nehmen, zurückbringen oder dafür ein eigenes hineinlegen.)
Welche Pflanzen erwarten die Besucher?
Frank Kappelmann: Wir kombinieren querbeet heimische und exotische Gehölze, beispielsweise mediterranen Oleander, der ein bisschen Sommerflair verbreitet. Ansonsten arbeiten wir viel mit Stauden, Pflanzen der Saison und Gräsern. Außerdem sind Hortensien, die gerade sehr schön blühen, Schneebälle und Ahorn zu entdecken. Wir setzen verschiedene buntlaubige Gehölze neben grünlaubige, um Kontraste zu erzeugen. Generell verwenden wir Pflanzen aus unserem Bestand, mit denen wir tagtäglich zu tun haben. Die höchsten sind etwa 2,50 Meter hoch. Auf dem Kohlmarkt landen sechs bis acht Kubikmeter Rindenmulch, auf dem Domplatz sogar 40 Kubikmeter. Dazu kommen ungefähr acht Tonnen Stein, über 200 Pflanzen und Kies. Das ist schon ein bisschen Logistik. (lacht)
Haben Sie Angst vor Unwettern oder Zerstörung?
Frank Kappelmann: Eigentlich nicht. Die größeren Bäume sind mit Spanngurten befestigt und – für den Betrachter unsichtbar – gesichert. Angst wegen Zerstörung? Jein. Es gibt immer Leute, die meinen, sie müssten etwas kaputtmachen, zerstören. Das ist in der Vergangenheit ja immer wieder passiert mit Kunstwerken und anderen schönen Sachen. Ich versuche, dem vorzubeugen. Ich achte darauf, dass die Gärten immer picobello sind. Das heißt, sie werden jeden Morgen und jeden Abend von mir gepflegt. Ich fahre hin, sammele Müll, mache die Beete wieder gerade und schneide abgeknickte Zweige ab, damit sie immer optimal aussehen. Wenn etwas gut aussieht, dann haben die Leute auch Respekt davor.
Was passiert mit den Pflanzen nach der Veranstaltung?
Frank Kappelmann: Die Pflanzen kommen alle hierher zurück. Teilweise müssen sie gepflegt werden, weil sie doch einem relativ großen Stress ausgesetzt sind. Die Pflasterfläche drum herum – das sind die Pflanzen nicht gewohnt. Die sind sozusagen auf dem Acker groß geworden. Auch die Hitze und die Temperaturschwankungen sind in so einer „Steinwüste“ anders als auf dem freien Land. Der Verkauf in der Baumschule geht normal weiter. Ich selbst fahre danach in den Urlaub.
Schön! Wohin geht es?
Frank Kappelmann: In die Sonne, in die Türkei. (lacht)
Dann erstmal viel Spaß bei der Veranstaltung und danke für das Interview!
Insgesamt acht thematische Garteninseln gestalten regionale Partner bei „Braunschweig blüht auf“ vom 1. bis 16. August mitten in der Innenstadt. Eine Übersicht über alle Gärten und Aktionen finden Sie hier.
Noch habe ich keinen Favoriten auserkoren, der „Garten der Ruhe“ liegt aber ganz weit vorn. Wenn Sie möchten, posten Sie doch ein Selfie in ihrem „Lieblingsgarten“ oder bei einer der begleitenden Aktionen auf unsere Facebook-Seite.
Viel Spaß beim sommerlichen Innehalten!
(Alle Fotos: BSM)
Keine Kommentare