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Dribbeln im Blut

International, Bundesliga, siegeshungrig! Wer dabei an Spitzensport aus dem Fernsehgerät denkt, weiß nicht um sein Glück vor der Haustür, nämlich in der Volkswagen-Halle. Hier spielen die Basketball Löwen Braunschweig und dort treffe ich die Spieler Joshua Patrick „Josh“ Gasser (23) und Lucas Gertz (25). Lucas lebt seit seiner Jugend in der Löwenstadt, während Josh erst im August für die neue Aufgabe aus Wisconsin, USA hierher gezogen ist.

Lucas, du bist schon länger hier und mit Basketball groß geworden, richtig?

Gertz, Braunschweig

Gertz, Braunschweig

Lucas: Ja, ich bin zwar in Argentinien geboren und habe da mit dem Basketball angefangen, mit 12 aber bin ich nach Deutschland gekommen. Ich habe in der U12/U14 begonnen und mich quasi hochgearbeitet.

Neben den Spielen, Trainings und Promo-Terminen bleibt wenig Freizeit. Wie verbringst du die am liebsten?

Lucas: Wenn wir mal frei haben, versuche ich die Zeit mit meiner Familie zu verbringen oder Sachen für mein Studium zu machen. Ich studiere Psychologie im Fernstudium.

Und wie sieht es da mit Feiern am Wochenende aus?

Lucas: Also nicht vor einem Spiel, das auf keinen Fall. Aber danach schon mal gerne, entweder im XO oder im Fieber.

Gibt es einen Ort in Braunschweig, den du mit deiner Jugend verbindest?

Lucas: Früher haben wir mit der Jugendmannschaft öfter in der Diesterwegschule trainiert. Letztes Jahr war ich mal wieder da, weil ich eine U16 betreut habe. Da kamen die ganzen Erinnerungen hoch, zum Beispiel, wie hart wir damals dort trainiert haben.

Josh, du hast vor deiner Anreise ein Begrüßungsvideo nach Braunschweig geschickt. Auch jetzt ist Braunschweig Thema bei dir auf Twitter, Instagram und Co. Du bist also gerne hier?

Gasser, Braunschweig

Gasser, Braunschweig

Josh: Ja, ich mag die Stadt. Sie ist nicht zu groß, aber groß genug. Es ist für mich das erste Mal, dass ich in Europa bin. Viele Leute zuhause wollen sehen, wie es mir geht und wie die Stadt ist. Also versuche ich möglichst viel herumzukommen und Fotos zu machen. Ich gehe gerne raus, essen und schaue mir verschiedene Gebäude an. Die Leute hier sind super. Es hilft, dass alle Englisch sprechen.

Hast du schon so was wie einen Lieblingsplatz?

Josh: (lacht) Also ich verbringe viel Zeit in der Trainingshalle und in meinem Apartment. Die Orte gefallen mir schon mal sehr gut. Das Schloss und der Schlossplatz sind ziemlich cool. Und der Weihnachtsmarkt ist toll.

Alles ist neu: das Land, die Umgebung, die Leute … Wie gehst du damit um, dass du so weit von zu Hause weg bist?

Josh: Es ist schon anders. Es ist das erste Mal, dass ich wirklich alleine bin. Auf dem College zum Beispiel wohnte ich mit vier, fünf anderen Jungs in einem Apartment. Ich bin in Wisconsin geboren, ich bin in Wisconsin aufgewachsen. Ich hatte meine Familie und meine Freunde also immer um mich. Aber ich schlage mich ganz gut soweit. Via Videotelefonat spreche ich jeden Tag mit meinen Freunden. Es hilft definitiv auch, gute Teamkollegen zu haben. Und ich mag Basketball, das macht alles einfacher.

Lucas studiert Psychologie, du hast einen Abschluss in Business Marketing. Der Plan B?

Josh: Es ist so: Du gehst zum College, um Basketball zu spielen, aber du hast auch die Möglichkeit umsonst zu studieren – den Vorteil wollte ich nutzen. Basketball spielst du vielleicht bis 30, da braucht man einen Plan B. (In den USA bezahlt man sonst für ein Jahr am College durchschnittlich einen fünfstelligen Betrag. Anm. d. Red.).

Im Team der Basketball Löwen spielen sechs US-Amerikaner. Josh, gibt es denn zwischen den Spielarten in Deutschland und den USA Unterschiede?

Josh: Ehrlich gesagt: Es ist total unterschiedlich! Alles ist anders, als ich es gewöhnt bin. Das Tempo am College ist langsamer, nicht zuletzt wegen der längeren Wurfuhr (30 statt 24 Sekunden. Anm. d. Red.). Auch die taktischen Züge, die Philosophie ist anders. Ich muss also viel lernen, mich anpassen.

Lucas: Von den Amerikanern, vor allem von denen, die schon mehrere Spielstationen hinter sich haben, guckt man sich auch schon mal was ab. Gerade die erfahrenen erklären einem, wie man etwas besser machen kann. Man hilft sich gegenseitig.

Kommen wir zum Publikum. Bekommt ihr davon während eines Spiels überhaupt etwas mit?

Lucas: Durch das Publikum wird man noch ein Stück weiter gepusht, wenn das Spiel ziemlich eng ist. Leider ist es in Braunschweig gerade so, dass wir nicht so viele Zuschauer haben. Das Publikum ist ein wichtiger Teil. Es wäre schon schön, wenn die Halle voller wäre. Allerdings stehen die, die da sind, hinter uns. Letztens haben wir in Bayreuth gespielt und gewonnen, da wurden die Spieler von den eigenen Fans ausgepfiffen. Ich glaube, so etwas würde in Braunschweig nicht vorkommen.

Josh: Es macht einfach Spaß, vor einer großen Menge zu spielen! Es gibt manchmal Momente im Spiel, da zehrst du von der Energie des Publikums, gerade wenn es mal nicht so gut läuft.

Habt ihr eine verrückte Fan-Erfahrung für mich?

Lucas: Josh, das klingt nach College-Style, oder?

Josh: Yeah, ich habe viele verrückte! (alle lachen) Wir waren ein ziemlich gutes College-Team und hatten eine großartige Fangemeinschaft. Manchmal, wenn wir auswärts gespielt haben, sind wir teilweise erst um drei Uhr morgens zu Hause angekommen. Einmal – ich glaube, es war Mitte Januar, es hat geschneit, es war eiskalt – kamen wir an unserer Trainingshalle an und da standen acht Leute, die draußen auf uns warteten, um ein Foto mit uns zu machen. Ich habe keine Ahnung, wie lange sie dort in der Kälte standen, um drei oder vier Uhr morgens, nur um ein Foto zu bekommen. Oder einmal als wir gegen Kentucky gewonnen haben. Es war vielleicht ein oder zwei Uhr morgens und die Straße war voller Menschen, wir kamen nicht einmal ins Hotel. Sie haben gejubelt und die ganze Zeit gegen unseren Bus getrommelt.

Ich schau mal, was sich da in Braunschweig machen lässt … Erstmal vielen Dank für das Interview und viel Glück für die letzten Spiele in diesem Jahr.

Nun sind Sie gefragt! Es muss ja nicht gleich die Fußballweltmeister-Begrüßung sein, wie Josh sie beschrieben hat. Ein bisschen mitfiebern reicht für den Anfang auch. Wenn Sie das nächste Mal also Lust auf Sport gucken haben, lassen Sie den Fernseher aus und statten Sie Lucas, Josh und den restlichen Basketball Löwen einen Besuch ab. Die kommenden Heimspiele in der Volkswagen-Halle finden am 23. und 30. Dezember statt, Tip-Off ist jeweils um 17 Uhr oder 18:30 Uhr.

Ich selbst bin nicht Sportfan der ersten Stunde, muss aber sagen, dass Basketball einen gewissen Unterhaltungsfaktor hat. Durch das Punkte- und Regelsystem ist es für mich spannender als beispielsweise beim Fußball und zwischendurch tanzen die Cheerleader oder die T-Shirt-Kanone macht ihre Runde. Wer nicht alleine mitfiebern oder auch mal auswärts dabei sein möchte, findet Gleichgesinnte bei den Basketball Supporters Braunschweig. In diesem Sinne: Think local!

Artikelfoto: Annika Petersohn

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