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Mit dem Kanu über die Oker

Wenn die Braunschweiger von ihrer Oker sprechen, meinen sie die Okerumflut, die sich wie ein Ring um die Innenstadt legt. Dabei fließt die Oker natürlich nicht nur einmal rings um Braunschweig, sondern windet sich vom Harz ausgehend durch Niedersachsen bis in die Aller, dann in die Weser und schlussendlich in die Nordsee.

An den Wochenenden bin ich oft auf der Oker unterwegs. Entweder bei einer spannenden Lesungsfahrt oder selbst aktiv beim Kanufahren mit Freunden. Da ich Braunschweig aber mittlerweile auf der Oker schon mehrfach umrundet habe, nahm ich mir vor, mit dem Kanu ein neues Stück des Flusses zu erkunden.

Gesagt, getan! Bei der Kanustation Seershausen habe ich mir eine 16 Kilometer lange Strecke ausgesucht und ein Kanu gemietet. Damit man nicht nach der Hälfte der Strecke wenden und zum Startpunkt zurückfahren muss, wird das Kanu an einen vereinbarten Punkt geliefert und man fährt flussabwärts zurück zum Anleger der Kanustation.

Nach unkomplizierter Absprache über Startzeit und Treffpunkt und einer ebenso einfachen Entgegennahme des Bootes, sitze ich nun gemeinsam mit meinem Freund in unserem schwimmbaren Untersatz auf dem Wasser und kann es schon gar nicht mehr abwarten endlich los zu paddeln. Unser Weg soll uns von Didderse aus 16 Kilometer auf der Oker bis nach Seershausen führen. Ein wenig Bedenken habe ich anfangs, ob wir die Fahrt in dem zunächst etwas wackelig wirkenden Boot überstehen ohne dabei zu kentern, aber nachdem wir beide unsere optimale Sitzposition gefunden haben und ein paar Minuten gefahren sind ohne auf Tauchgang zu gehen, bin ich da schon optimistischer. Außerdem wäre auf Grund der warmen Temperaturen ein unfreiwilliger Besuch im kühlen Nass auch keine allzu große Katastrophe.

Das „Boot“ ist übrigens ein Zweier-Kanadier mit Stechpaddel. Das bedeutet, dass immer einer von uns auf der linken Seite paddelt, der andere auf der rechten. Vor unserem Fahrtantritt legen wir jeder noch eine Schwimmweste an, verstauen unseren Rucksack in einem wasserdichten Behälter und bekommen eine kurze Einweisung von einem Mitarbeiter der Kanustation. Er erklärt uns auch, dass wegen des guten Wetters in den letzten Tagen die Strecke frei von umgestürzten Bäumen und Ähnlichem ist und der Wasserpegel sich auf einem normalen Niveau befindet. Das klingt nach allerbesten Voraussetzungen für uns Anfänger auf dem „wilden Wasser“. Trotzdem müssen wir die eine oder andere spannende Situation bewältigen. Schon nach wenigen Minuten versperrt uns eine Baumkrone den Weg und wir haben ziemlich zu rudern, um ein passendes Schlupfloch zu finden. Gerade am Anfang überraschen uns einige Äste, Steine und flache Stellen im Wasser, aber mit der Zeit werden wir routinierter und lernten Hindernisse rechtzeitig zu bemerken und zu umfahren.

Ein wenig aufregend wird es, als wir das erste Mal auf eine kleine Stromschnelle trafen. Stromschnellen wirken ein wenig so wie die Beschleunigungspfeile bei „Mario Kart“: Trifft man sie, geht es plötzlich für ein paar Meter viel schneller voran als zuvor. Wir sind allerdings nur mit dem hinteren Teil unseres Kanadiers in die Stromschnelle geraten, was zur Folge hat, dass sich das Boot sich plötzlich 180 Grad um die eigene Achse dreht. Das fühlt sich für einen kurzen Moment so an, als würde man auf einem Karussell sitzen, und ich bin wirklich froh, dass ich nicht vor Schreck das Paddel losgelassen habe.

Auf den ruhigeren Streckenabschnitten genießen wir die schöne Landschaft um uns herum. Hinter jeder Kurve gibt es Neues zu entdecken: spannende Uferformen, Wasserpflanzen, einladende Sandbänke und Rastplätze am Ufer sowie viele schillernde und leuchtende Schmetterlinge und Libellen. Letztere sind anscheinend auf uns genauso neugierig wie wir auf sie und setzen sich immer wieder auf unser Kanu oder unsere Arme. Nach etwa der Hälfte der Strecke und circa zwei Stunden Fahrzeit machen wir Rast an einem der kleinen Strände am Flussufer. Wir sitzen barfuß im Sand und genießen unseren mitgebrachten Reiseproviant. An diesem schönen Plätzchen schmecken unsere selbstgemachten Wraps besonders gut.

Frisch gestärkt geht es weiter durch die grüne Natur und ich lege immer öfter das Ruder zur Seite und krame mein Handy aus der wasserdichten Tasche, um Fotos zu machen von dem blauen Himmel und den sattgrünen Gräsern und Bäumen um uns herum. Nach weiteren zwei Stunden Fahrt tauchen links von uns der Anleger und das dazugehörige Hinweisschild der Kanustation Seershausen auf. Geschafft! Wir holen das Kanu ans Ufer, putzen mit dem bereitstehenden Schwamm Sand und Blätter aus dem Boot und heben es auf ein Gestell zum späteren Abtransport. Wir haben für die 16 Kilometer inklusive einer Rast und in gemütlichem Tempo etwa 4,5 Stunden gebraucht. Rundum zufrieden mit dem Tag und unserer Leistung geht es für uns jetzt mit der Bahn nach Hause.

Unser Fazit: Das Kanufahren auf der Oker macht viel Spaß und eignet sich super als Tages- oder Halbtagesauflug an einem sonnigen Wochenende. Mit den Hindernissen im Wasser und den Stromschnellen wird der Trip zu einem kleinen Abenteuer. Man ist an der frischen Luft und je nach Geschwindigkeit mehr oder weniger sportlich aktiv und außerdem weit weg von Berufsverkehr, Baustellen und Stadtlärm.

Informationen

Kanustation Seershausen
Susanne Schuster Okerstraße 15
38536 Seershausen

Tel.: 0 53 72 97 93 66
Mobil: 01 57 77 87 21 37
schustersusanne@gmx.de

 

(Titelbild: BSM)

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