Der Weg aus der Innenstadt zum alten Westbahnhof ist kurz. Seit 2018 lädt die Fliegerhalle hier Kletterbegeisterte ein, ihrem Lieblingssport nachzugehen. Bereits von Weitem ist die Fliegerhalle deutlich erkennbar, der 17 Meter hohe Kletterturm ist ein echter Blickfang, direkt daneben befindet sich ein großer Boulderpilz: „Das ist die höchste ausschließlich zum Klettern gedachte Kletteranlage in Deutschland. In München gibt es noch höhere Industrietürme, die allerdings vorher eine andere Funktion innerhalb einer Firma hatten und erst später zu einer Kletteranlage umgebaut wurden“, klärt mich Marco Fleck auf. Marco Fleck ist Betriebsleiter der Fliegerhalle, er zeigt mir heute das Kletterparadies. Der 37-jährige hat 2007 mit dem Klettern angefangen, seinen Trainerschein in 2011 gemacht und gibt seit der Eröffnung der Fliegerhalle als Betriebsleiter sein Kletterwissen weiter.
Aus einer Ruine eine Attraktion machen
Eine Investorengruppe um Geschäftsführer Nils Könekamp nahm sich dem Projekt der Fliegerhalle an, damals noch eine Ruine, die ihren Namen der Beherbergung von Flugzeugen zu Kriegszeiten verdankt. Seit den 1950er-Jahren stand die Halle leer. Der heutige Geschäftsführer und ausgezeichnete Designer Nils Könekamp konnte sich auf dem Gelände mehr vorstellen. Also entwarf der passionierte Kletterer das Gelände der heutigen Anlage und fand in Marco Fleck und Daniel Klutzny zwei Mitstreiter, die das Projekt in der Löwenstadt umsetzen wollten.
Auf 8.000 Quadratmetern bietet die Fliegerhalle Kletterfans und solchen, die es werden wollen, ein breites Boulder- und Kletterangebot. „Beim Bouldern geht es immer darum, sich eine eigene Strategie zu überlegen, wie ich die eine Strecke mit einer Mischung aus Kraft und Schnellkraft zu bewältigen“, erklärt mir Marco Fleck. Das Klettern hingegen erfordere auch eine höhere soziale Komponente, gerade für Jugendliche sei es ideal. „Wenn ich beim Toprope-Klettern nach oben klettere, bin ich durch meinen Kletterpartner gesichert. Dabei muss ich der Person da unten vertrauen können, so lernt man aufeinander aufzupassen und in jungen Jahren Verantwortung zu übernehmen.“
Das Gebäude verfügt über eine komplette Glasfront. „Bouldert man in der richtigen Ecke, dann bietet sich ein besonderer Ausblick durch die Fenster in den Außenbereich“, schwärmt Marco Fleck. Tatsächlich hat man in der Halle nicht das Gefühl in einem geschlossenen Gebäude zu stehen, dafür scheint zu viel Tageslicht hinein. Das Besondere an der Fliegerhalle ist, dass Besucherinnen und Besucher sowohl drinnen als auch draußen klettern und bouldern können. Allein der Kletterturm und Boulderwürfel im Außenbereich bieten genug Platz zum Austoben bei schönem Wetter. Tatsächlich sind auch bei meinem Besuch, zwei unerschrockene Kletterfans am Turm zugange, während der Regen gegen die große Glasfront prasselt. Aber der Regen scheint sie nicht zu stören.
Kaffee als Belohnung
Als wäre das umfangreiche Kletterangebot nicht schon ausreichend genug, verfügt der Kletterpark auch über ein aus meiner Sicht ungewöhnlich weitreichendes Kaffeeangebot, von Espresso bis Flat White sind einige Kaffeespezialitäten dabei, die an der großen Siebträgermaschine aufgebrüht werden.
„Wir haben auf unserer Homepage einen kleinen Verweis auf Wolfgang Güllich, einem bekannten Kletterer, für den das Kaffeetrinken wesentlicher Bestandteil des Kletterns war. Nach einem anstrengenden Aufstieg wurde die mitgebrachte Kaffeevorrichtung samt transportierten Gaskocher oben ausgepackt und zur Belohnung Kaffee getrunken“ klärt mich Fleck auf, was es mit der besonderen Beziehung zwischen Klettern und Kaffee auf sich hat. Der Kaffee in der Fliegerhalle wird ganz nach dem Konzept „support your local dealer“ von vom Braunschweiger Kaffeeunternehmen Kaffee-Fabrik bezogen.
Angekommen in der Löwenstadt
Seit der Eröffnung 2018 haben sich die Besucherzahlen der Fliegerhalle stetig gesteigert. Tatsächlich ist die Fliegerhalle im zweiten Betriebsjahr gut besucht und hat sich in der Kletterszene etabliert, oft trainiert und klettert mit dem Braunschweiger Thorben Bloem ein WM-Teilnehmer an den Kletterwänden und dem großen Turm draußen. Im Schnitt kommen gut 100 Besucherinnen und Besucher täglich in die Kletterhalle. Dabei ist das Einzugsgebiet der Fliegerhalle breit gestreut. „Natürlich haben wir viele Leute hier aus der Region Braunschweig, viele unserer Gäste nehmen aber auch größere Strecken auf sich, Celle oder Magdeburg hören wir auch öfter“, so Fleck. Wer jetzt Lust bekommen hat, das Klettern auch einmal auszuprobieren, kann einfach in der Fliegerhalle vorbeischauen. Oder Sie testen Ihre Schwindelfreiheit beim trendsporterlebnis 2019.
Klettern beim trendsporterlebnis 2019
Beim trendsporterlebnis in der Braunschweiger Innenstadt stellt sich die regionale Sportszene mit einem großen Showprogramm und zahlreichen Mitmachaktionen vor. So verwandelt sich 2019 beispielsweise der Kohlmarkt mit Unterstützung von Volkswagen Financial Services zu einem großen Kletterpark. Im Hochseilgarten können sich Mutige in zehn Metern Höhe über den Kohlmarkt bewegen, die Jüngeren können das in drei Metern Höhe ausprobieren. Während man sich im Hochseilgarten über verschiedene Hindernisse und Untergründe bewegt, wird es noch zwei weitere Module auf dem Kohlmarkt geben, die man vor Ort ausprobieren kann: Bouldern und Klettern. Beraten, gesichert und unterstützt werden sie dabei von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fliegerhalle Braunschweig.
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