Suchbegriff eingeben:

145 Jahre Fußball in der Löwenstadt

Auch ich bin dem runden Leder und seinem Drumherum absolut verfallen, jeden Tag beschäftige ich mich mit Fußball. Ob aktiv auf dem Spielfeld, an der Konsole oder mitfiebernd vor dem Fernseher – eine Nebensache ist Fußball für mich wie für viele Fans längst nicht mehr. Heutzutage ist der Gang ins Fußballstadion und die Allgegenwärtigkeit des Fußballsports selbstverständlich für die meisten Menschen. Der deutsche Fußball-Bund (DFB) ist der mitgliederstärkste Sportverband der Welt. Das sah vor gut 150 Jahren anders aus.

Heutzutage ist Fußball eine Massenveranstaltung mit vollen Tribünen. Foto: Eintracht Braunschweig

Vorherrschaft der Turner

1874 ist die (Sport-)Welt eine andere. Braunschweig ist seit Kurzem ein Bundesstaat des Deutschen Reiches und im Sport haben die Turnerschaften das Monopol auf die ausgeübte Leibesertüchtigung. Schülerinnen und Schüler absolvierten, natürlich in getrennten Schulen, in geschlossenen Sporthallen ihr Turnprogramm. Auch die Schüler des Martino Katharineum in der Löwenstadt bildeten da keine Ausnahme. Um ein bisschen Abwechslung in den Lehrplan zu bringen, regte der Nicht-Sportlehrer Konrad Koch bereits 1872 als Ergänzung zum Turnen Schulspiele ein, die sieben Jahre später zum festen Bestandteil des Lehrplans werden sollten. Neben der Bewegung war es Kochs Ansinnen, den Zusammenhalt unter den Jugendlichen zu stärken. Sie sollten lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und sich aufeinander zu verlassen.

Ein in die Mitte geworfener Ball verändert alles

Mit der Unterstützung seines Kollegen August Herrmann und dem Mediziner Friedrich Reck probierte es Koch auch mit einem Fußball. Der Militärarzt, der des Öfteren in England praktizierte, gab Koch den Hinweis, dass auf der Insel ein Spiel gespielt wurde, bei dem zwei Mannschaften gegeneinander antraten und versuchten, einen Ball in das gegnerische Tor zu befördern. Kochs Kollege August Herrmann beschaffte bei seiner nächsten Reise nach England den entsprechenden Ball. Konrad Koch selbst kannte den Sport bis dato nur aus Büchern und lies sich einiges zum bei den Engländern schon damals populären Sport an. Bereits 1857 gab es mit dem FC Sheffield in England den ersten reinen Fußballverein der Welt, 1863 folgten die ersten offiziellen Regeln der neu gegründeten Football Association, des englischen Fußballverbands.

Der Spielfilm „Der ganz große Traum“ beschreibt eine ikonische Szene und vermittelt dabei einen Eindruck, wie sich die Schüler in der Situation vorkommen mussten, die heute Bestandteil jedes Anfängertrainings beim Fußball ist. Konrad Koch, ganz Pädagoge und Enthusiast der Sportart, überlegt im Film gar nicht lange, wie er seinen Schülern das Spiel vermitteln soll, er wirft den Ball einfach in die Menge und erntet zunächst nur verdutzte Blicke. Nach wenigen Minuten finden die Schüler jedoch Gefallen daran und freunden sich mit der ungewohnten Sportart an, schon bald gründen sie in Braunschweig einen Fußballverein, der jedoch heute nicht mehr existiert. Den Turnern bleibt nach anfänglicher Kritik und Häme langfristig nur der Rückzug, zu viele Jugendliche begeisterten sich für den Sport, der an der frischen Luft ausgeübt werden konnte.

Braunschweig, die Fußballstadt

1895 wurde mit der Braunschweiger Eintracht der erste Braunschweiger Fußballklub für Erwachsene gegründet. Die Blau-Gelben schafften es 1967 sogar, den Meistertitel in der damals noch neu gegründeten Bundesliga zu erringen und sich damit in der deutschen Fußballgeschichte zu verewigen. Das Meisterjahr wird von den Anhängern bis heute gefeiert. In der 67. Minute jedes Spiels erinnern die Fans der Löwen mit einem Gesang an das glorreiche Jahr, unabhängig der aktuellen Ligazugehörigkeit.

Die Fußballmannschaft von Eintracht ist in Braunschweig allgegenwärtig und wird auch gerne beim Karnevalsumzug Schoduvel thematisiert. Foto: Michael Völkel

Danke, Konrad Koch!

Heute ist der Deutsche Fußball Bund der größte Sportverband der Welt, die Braunschweiger sind stolz auf ihre Eintracht und Fußball wird auf der ganzen Welt gespielt. Diese integrative Kraft des Fußballs machte sich der junge Lehrer Konrad Koch damals zunutze und veränderte damit die deutsche Sportlandschaft. Dass wir heutzutage so viel über Konrad Kochs Einfluss auf die Fußballgeschichte Deutschlands wissen, haben wir dem Braunschweiger Historiker und Schriftsteller Kurt Hoffmeister zu verdanken, der in diesen Tagen seinen 95. Geburtstag feierte. Er hat über zahlreiche Braunschweiger Persönlichkeiten wie Wilhelm Raabe, Konrad Koch und August Hermann, Bücher verfasst und damit die Löwenstadt über die Stadtgrenzen hinaus bekannter gemacht.

Weitere Informationen und lesenswerte Anekdoten finden Sie unter www.braunschweig.de/fussball.

Titelbild: Pixabay

Keine Kommentare

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *. Bitte beachten Sie unsere Netiquette und unsere Datenschutzerklärung.