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Einkaufshilfe per App

Die drei Gründer*innen der App TIOLI

Endlose und undurchsichtige Zutatenlisten machen vor allem Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten das Leben und den Einkauf im Supermarkt schwer. Drei Braunschweiger Gründer*innen wollen das mit der App TIOLI ändern. Wie die App funktioniert und was sie von anderen Angeboten dieser Art unterscheidet, haben mir die drei im Videocall verraten.

Interview per Videokonferenz

Es ist Freitag und auf meinen letzten Termin für den heutigen Tag, freue ich mich ganz besonders. Leider kann ich die Gründer*innen der App TIOLI nicht persönlich treffen, weshalb wir uns für eine Videokonferenz entschieden haben. Nach anfänglichen Startproblemen steht die Internetverbindung und das Interview kann beginnen. Auf dem Bildschirm vor mir sehe ich Ira Saric-Ormuz, 29 Jahre alt und Maschinenbauingenieurin, Alexander Schacht, 34 Jahre alt und Informatiker, und Thomas Kimmel, 25 Jahre alt und Physiker. Alle lächeln mich freundlich aus dem Homeoffice an und nach einer kurzen Vorstellungsrunde, in der mir alle drei wie in der Start-up-Szene üblich das Du anbieten, lasse ich mir die Einkaufs-App TIOLI erklären.

Ein sicherer Einkauf

TIOLI steht für ‚Take it or leave it‘ und trifft den Nagel auf den Kopf. Denn die kostenlose App hilft mir direkt im Supermarkt zu entscheiden, was im Einkaufswagen landet und was nicht. Besonders für Menschen mit Lebensmittelintoleranzen ist es schwierig, durch die vielen Inhaltsstoffe durchzusteigen und Produkte zu erkennen, die für sie verträglich sind. „Viele Apps sind weniger praktisch, da sie sich nur auf eine Unverträglichkeit beschränken und keine Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Betroffenen bieten“, erklärt Ira, die gemeinsam mit Alexander seit zweieinhalb Jahren an der App arbeitet. „In unserer TIOLI-App können dagegen mehrere und auch seltenere Unverträglichkeiten ausgewählt werden. Außerdem gibt es eine Community, die sich gegenseitig mit ihren Verträglichkeits-Bewertungen hilft.“ Aktuell befinden sich 1,6 Millionen Lebensmittel in der Datenbank und bereits über 9.000 Menschen haben die App auf ihrem Handy installiert. Gemeinsam hat die TIOLI-Community über 30.000 Produkte beim Einkauf gescannt und über 300.000 Verträglichkeits-Bewertungen verfasst.

Dank der unkomplizierten Benutzung und der wachsenden Community erleichtert die App TIOLI den Einkauf für Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten. Foto: TIOLI

Und so funktioniert’s

Um TIOLI kennenzulernen, habe ich die App heruntergeladen und ausprobiert. Schnell habe ich ein Profil erstellt und mache mich ans Scannen. Tatsächlich erkennt die App die Mehrheit der Artikel und zeigt mir die Inhaltsstoffe samt Fotos und Verträglichkeits-Bewertungen anderer Nutzer*innen an. Ich selbst kann die Lebensmittel ebenfalls bewerten, Angaben ergänzen und mitteilen, ob ich ein Produkt vertragen habe oder nicht. Meinen bevorzugten Rhabarbersaft kennt die App noch nicht, aber fix habe ich ein Foto von den Inhaltsstoffen gemacht und einen neuen Eintrag angelegt. In meinem Profil kann ich übrigens nicht nur Intoleranzen auswählen, sondern auch verschiedene Ernährungsstile wie vegetarisch, pescetarisch oder vegan angeben. „Seit Neuestem können Nutzer*innen auch ein kostenpflichtiges Premium-Feature kaufen, das sie anhand einer personalisierten Inhaltsstoffliste warnt, falls ein Artikel für sie unverträgliche Zutaten enthält.“ Mit den Einnahmen will das Team die Anwendung ausbauen.

Gegenseitig helfen: Mit wenigen Klicks lässt sich ein neuer Eintrag in der App erstellen, der anderen Nutzer*innen behilflich sein kann. Foto: BSM

Unterstützung auf dem Weg zur Gründung

Bis die App 2019 an den Start gehen konnte, gab es einiges zu tun. „Wir haben anderthalb Jahre an der App programmiert, uns überlegt, welche Funktionen sie enthalten soll, Recherchen angestellt und Kundenumfragen durchgeführt. Dann folgte eine viermonatige Testphase“, erzählt Thomas, der direkt nach Abschluss seines Physikstudiums Vollzeit bei TIOLI eingestiegen ist. Dies war dank des EXIST-Gründungsstipendiums des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie möglich, das die Ausgründung aus dem Institut für Informationssysteme der TU Braunschweig im März 2020 erhielt. „Zunächst war TIOLI ein Projekt, dem wir uns in unserer Freizeit gewidmet haben. Mit der Zeit flossen immer mehr Stunden in die App, vor allem an den Wochenenden“, erzählt Alexander. „Seit der Exist-Förderung können wir uns voll und ganz unserem Start-up widmen.“

Darüber hinaus hat das Team auch Unterstützung in verschiedenen Start-up-Zentren erhalten. Bis September 2020 wurde TIOLI im vom Land Niedersachsen geförderten Start-up-Zentrum Mobilität und Innovation, kurz MO.IN, der Braunschweig Zukunft GmbH betreut. Dort erhielt das Team sechs Monate lang Hilfe beim Ausbau seiner Geschäftsidee sowie kostenlose Büroräume im städtischen Technologiepark am Rebenring. „Die Zeit im MO.IN hat uns weit vorangebracht“, erzählt Ira. „Wir konnten mit Hilfe der Coaches an unseren Team-Strukturen feilen und Verantwortlichkeiten festlegen. Außerdem haben wir Werte erarbeitet und unsere offizielle Gründung geplant.“ „Die persönliche Betreuung und die tollen Beratungsangebote haben uns sehr geholfen“, ergänzt Alexander. Neben dem MO.IN bekam TIOLI auch im borek.digital Accelerator in Braunschweig und im Seedhouse in Osnabrück Hilfe während des Gründungsprozesses.

Freude am Einkauf mit TIOLI

Die App TIOLI ist nicht nur eine nützliche Einkaufshilfe für Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten oder bestimmten Ernährungsstilen, sondern auch ein tolles Beispiel für erfolgreichen Gründergeist und wie dieser in Braunschweig gefördert wird. Wenn Sie mehr über die Braunschweiger Gründerszene erfahren wollen, schauen Sie doch einmal auf www.gründen-in-braunschweig.de vorbei. Ich wünsche dem Team von TIOLI alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg mit der App.

2 Comments

  • 10.02.2021at09:55

    Und eine Browserlösung gibt’s nicht?

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