Vom 17. bis 23. Oktober findet das 31. Braunschweig International Film Festival statt. Die Zuschauer erwarten an sechs Tagen über 264 Filme aus 42 Ländern, darunter dutzende Deutschland- und sogar einige Weltpremieren. Diesjähriger Stargast ist die deutsche Schauspielerin Nina Hoss. Bereits in den vergangenen Jahren beehrten Größen wie John Hurt, Bruno Ganz und Mads Mikkelsen die Löwenstadt und wurden für ihre Verdienste um die europäische Filmkultur ausgezeichnet. Hinter dem jährlichen Großereignis steht seit über 30 Jahren der Filmfest Braunschweig e.V. Erst die leidenschaftliche Arbeit seiner vielen ehrenamtlichen Mitglieder macht Braunschweig regelmäßig zu einer der reizvollsten Anlaufstellen für Filmfreunde in Niedersachsen.
„Ich habe mich schon immer für Filme interessiert und engagiere ich mich gerne für kulturelle Projekte“, erzählt Steffi Matjeka. Die 31-Jährige studiert Kunst- und Medienwissenschaften an der HBK und ist seit drei Jahren Vereinsmitglied. Zuvor hatte sie das Festival bereits als Gast besucht. So lag es für sie irgendwann einfach nah, in den Verein einzutreten, um einen Blick hinter die Kulissen zu erhalten und das Event aktiv mitzugestalten. Ähnlich ging es auch Michael Werner, ebenfalls Master-Student der Kunst- und Medienwissenschaften an der HBK. Der 27-Jährige jobbte bereits zu Studienbeginn im Universum Filmtheater, das von Filmfest-Mitgliedern gegründet wurde, absolvierte dann ein Praktikum in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Festivals und lernte auf diese Weise die Vereinsarbeit kennen.
Neben Vorstand und Büro umfasst der Verein derzeit rund 40 aktive Mitglieder. „Es sind einfach filminteressierte Leute, die aber beruflich nicht unbedingt etwas damit zu tun haben“, erklärt Steffi Matjeka. „Vom Alter sind wir bunt gemischt – von Schülern und Studenten über Berufstätige bis hin zu Rentnern.“ Somit spiegle der Verein letztlich genau das Publikum wider, das er mit dem Filmfest erreichen möchte. Und wer zu viel Verpflichtung befürchtet, kann gleich wieder aufatmen: „Vereinsarbeit ist immer freiwillig. Jeder gibt so viel, wie er mag und kann.“
Dennoch ist man über jede helfende Hand dankbar, denn „nach dem Festival ist vor dem Festival“, und es gibt immer viel zu tun: Gleich zu Jahresbeginn starten die Vorbereitungen für das Filmfest im Herbst. Bei ersten Vereinstreffen wird ein grober Fahrplan für die folgenden Monate erstellt. Anschließend geht es in die Themen- und Filmrecherche. Dazu sind die Vereinsmitglieder in Gruppen aufgeteilt, die den jeweiligen Kategorien des Festivalprogramms entsprechen. Persönliche Präferenzen und der personelle Bedarf entscheiden, in welchen Gruppen man sich engagiert.
Im April beginnt die Einreichungsphase der Filme durch die Filmemacher – und anschließend die eigentliche Arbeit. Nun verabredet man sich regelmäßig in den Gruppen zur „Sichtung“. Das sind oft lockere Treffen zu Snacks und Getränken bei den Mitgliedern zuhause. Hier teilt man die Filme untereinander auf, diskutiert über die bereits gesehenen und schaut auch gemeinsam das ein oder andere Werk. Die Filme liegen heutzutage digital vor, und so kann man nach dem Anschauen gleich in einem Online-Tool eine Bewertung in verschiedenen Kriterien vornehmen sowie eine kurze Zusammenfassung für die anderen Mitglieder schreiben. Besonders enthusiastische Mitglieder schauen sich auf diese Weise innerhalb weniger Monate schon mal 50-60 Filme an.
Neben formalen Kriterien – läuft der Film im Publikumswettbewerb, muss er ein Debüt oder Zweitwerk sein und einen europäischen Schwerpunkt haben – und filmischen Mindeststandards entscheidet meist der persönliche Geschmack über eine Aufnahme ins Festivalprogramm. „Für mich ist die entscheidende Frage: Würde ich den Film meinen Freunden empfehlen?“, fasst Daniela Heineke (34), Angestellte im Universum Filmtheater und ebenfalls seit drei Jahren Vereinsmitglied, ihre Kriterien zusammen. „Der Film muss mich von der Machart ansprechen und berühren. Zudem muss ich den Drang verspüren, mich mit anderen über das Gesehene auszutauschen.“ Hat man dann nicht irgendwann genug vom Filmschauen? „Nach der Sichtung von vielen teilweise sehr anspruchsvollen Filmen macht es dann auch mal wieder Spaß, einen visuell eindrucksvollen Blockbuster zu schauen, bei dem man nicht groß mitdenken muss“, gesteht Michael Werner augenzwinkernd.
Doch der Aufwand lohnt sich: „Man kann unglaublich viele Filme vor der Veröffentlichung sehen und das Programm eines renommierten Filmfestivals mitgestalten“, fasst Steffi Matjeka ihre Motivation für die Vereinsarbeit zusammen. „So nah dran zu sein, ist etwas ganz Besonderes.“ Zudem mache es einfach Spaß, dem Publikum und den vielen Stargästen ein eindrucksvolles Festival-Erlebnis zu bescheren und Braunschweig von seiner besten Seite zu präsentieren. Ob das auch in diesem Jahr wieder gelingt, erfahren wir ab dem 17. Oktober!
Programm, Tickets und wie man selbst mitmachen kann unter www.filmfest-braunschweig.de
Titelbild: Das schwarze Augenpaar auf gelbem Grund – diesmal von Nina Hoss – ist auch dieses Jahr wieder das Erkennungsmerkmal des Filmfestes. Foto: Filmfest Braunschweig e.V.
Text: Stephen Dietl
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