Es ist die letzte Ausstellung, die Museumsdirektor Prof. Dr. Ulrich Joger eröffnet hat, bevor er die Leitung des Naturhistorischen Museums an seinen Nachfolger Dr. Mike Reich abgibt. Und sie schließt einen Kreis: Mit der Ausstellung „Saurier“ trat Ulrich Joger seine Stelle als Leiter des Museums an, das war 2004. In seiner Laufbahn hat er nicht nur zahlreiche Ausstellungen betreut, bei vielen Dinosaurier-Ausgrabungen war er selbst dabei.
So begleitete das Naturhistorische Museum von 2005 bis 2008 eine Expedition in der Republik Niger, bei der Teile des Skeletts eines Spinophorosaurus nigerensis gefunden wurden – ein riesiger Pflanzenfresser, wie Sie ihn bestimmt noch aus dem Film „In einem Land vor unserer Zeit“ vor Augen haben. Das rekonstruierte Skelett ist heute das Kernstück des Dinosaals, der 2010 im Museum eröffnet wurde. Nun wird das Thema Dinosaurier durch eine Sonderausstellung ergänzt: Bis Mitte Februar 2022 finden Sie mit „Die Welt der jungen Dinosaurier“ eine internationale Ausstellung im Naturhistorischen Museum, die den Fokus auf Dinosaurier-Eier und Jungtiere legt. Das Naturhistorische Museum ist das erste Museum Deutschlands, das die australische Ausstellung zeigt. Ich habe mich dort für Sie schon einmal umgeschaut und kann verraten: Kleine Dinos müssen ganz schön niedlich gewesen sein.
Vom Eierdieb zum Elterntier
Zur Aufzucht und Brutpflege bei Dinosauriern ist immer noch wenig bekannt. Ein bedeutender Fund für die Wissenschaft ist das Nest eines Oviraptoren, das Forscher:innen 1923 in der mongolischen Wüste Gobi entdeckten. Ihren Namen trägt diese Saurierart allerdings völlig zu unrecht. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet der Begriff Eierdieb. Zu dieser Bezeichnung kamen die Forscher:innen, als sie das Nest mit Eiern entdeckten, neben dem das Skelett eines Dinosauriers lag. Die Vermutung: Hier wurde ein Dieb auf frischer Tat ertappt. Er musste gerade dabei gewesen sein, die Eier aus dem Nest zu stehlen und war währenddessen anscheinend ums Leben gekommen. Die heutige Theorie malt jedoch ein ganz anderes Bild: Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei dem Fund nämlich um ein Elterntier, das die Eier bebrütet oder zumindest bewacht hatte. Von wegen Eierdieb! Den Namen hat die Dinosaurierart zwar behalten, die Forschung zur Aufzucht bei Dinos hat sich seitdem aber weiterentwickelt.
Mit großen Skeletten, kurzen Filmen und Forschungsstationen zum Anfassen bereitet die Sonderausstellung „Die Welt der jungen Dinosaurier“ den aktuellen Stand der Forschung auf. Und das sogar auf Deutsch und auf Englisch. So erfahren Sie, was Dinosaurier mit Flamingos gemeinsam haben, wie groß die Eier von Sauriern wirklich waren und ob kleine Dinos in den Kindergarten gingen. An den Schädeln von jungen Dinosauriern kann man erkennen, dass ihre Köpfe ein wenig nach dem klassischen Kindchen-Schema geformt waren: mit großen Augen und einem verhältnismäßig großen Kopf. Niedlich müssen die Schlüpflinge gewesen sein.
Trotzdem ist es schwierig, etwas über das Verhalten von Eltern- und Jungtieren herauszufinden. Man kann sie ja nicht mehr beobachten. Aus den Fossilienfunden können die Forscher:innen viel ableiten, auch wenn sie bei ihren Schlussfolgerungen immer vorsichtig sein müssen, wie das Beispiel des Oviraptoren gezeigt hat. Aus der Art und Weise, wie die fossilen Eier im Nest angeordnet waren, können Wissenschaftler:innen zum Beispiel schließen, dass einige Dinosaurier wirklich gebrütet haben müssen – ganz ähnlich wie heutige Hühner. Andere waren vermutlich in Herden unterwegs, um ihren Nachwuchs zu schützen.
Dinosaurier aus dem Harz
Die Modelle, Rekonstruktionen und Originalfossilien aus rund 100 Jahren Forschung geben einen guten Überblick über die aktuellen Erkenntnisse und verteilen sich ein wenig im Museum. So bietet sich ein Abstecher in den Dinosaal förmlich an. Und auch in der Vergangenheit hat das Naturhistorische Museum schon einige Ausstellungen zu den Urzeitriesen konzipiert. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch an den großen Europasaurus, der im Rahmen der Ausstellung „Jurassic Harz“ im Jahr 2017 zu sehen war.
Gefunden wurde dieser übrigens bei Goslar. Denn auch Braunschweig und Umgebung hat mehr mit Dinosauriern zu tun, als man vielleicht vermuten würde. Wussten Sie zum Beispiel, dass der Harz vor 150 Millionen Jahren völlig von Meer umgeben war? Wo heute Hügel und Wälder sind, hätte man damals auf dem Grund des Jurameeres gestanden. Auf den Inseln, die sich in diesem Meer befanden, entwickelten sich einzigartige Dinosaurierarten. Wie genau die Dinokinder im Harz gelebt haben, das muss ich leider Ihrer Fantasie überlassen.
Beitragsbild: Blick in den Ausstellungsteil „Theropoden“; im Zentrum das Skelett von Tarbosaurus baatar, einem Tyrannosauriden aus der Mongolei. Foto: Philipp Ziebart
Info
Staatliches Naturhistorisches Museum
Pockelsstraße 10, 38106 Braunschweig
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 9:00 bis 17:00 Uhr
Mittwoch: 9:00 bis 19:00 Uhr
Montag: Ruhetag
Sabine Weippert
Hallo,
befindet sich die gesamte dino-Ausstellung in Ihrem Museum? Weil 3 Museen angegeben sind….Welche Corona Regeln gelten aktuell? Wissen Sie, wo diese Ausstellung nach Ihnen hingeht? Wir wohnen nahe HH…Vielen Dank, mfg S. Weippert
Maria Stenzel
Hallo Frau Weippert,
die Ausstellung befindet sich im Staatlichen Naturhistorischen Museum Braunschweig, Pockelsstraße 10. Wo die Ausstellung nach dem 13. Februar zu sehen sein wird, ist uns nicht bekannt.