Suchbegriff eingeben:

Catch it if you can

Es ist Donnerstagabend, kurz nach 19:00 Uhr und ich bin auf dem Weg zum Ultimate Frisbee-Training des MTV Braunschweig. Ich bin gespannt, den temporeichen Mannschaftssport live zu erleben, auch wenn ich heute nur eine Zuschauerrolle habe. „RotPot“ heißt die Mannschaft, die in der Fortgeschrittenen-Gruppe auf dem Sportplatz im Westpark jeden Donnerstag von 19:30 bis 21:30 Uhr bei Wind und Wetter die Scheibe fliegen lässt. Die ersten Spielerinnen und Spieler treffen am Sportplatz ein und ich komme sofort mit ihnen ins Gespräch. Einer von ihnen ist Ragener Sondalen, der mich begrüßt und mir ein paar Eckdaten zum Ablauf des Spiels erklärt. In einem Frisbee-Team sind 15-25 Spielerinnen und Spieler, wobei immer nur sieben davon aktiv auf dem Feld spielen. Er selbst hat in einer Schüler AG mit dem Sport angefangen, seine Leidenschaft dafür entdeckt und beim Unisport der TU Braunschweig weitergemacht. Doch wer nun glaubt, Ultimate Frisbee sei Männersache, der irrt sich: Die Sportart ist auch bei Frauen beliebt. In der Mannschaft „RotPot“ spielen mehrere aktive Nationalspielerinnen und -spieler, manche sind auf Beach-, manche auf Rasen-Frisbee spezialisiert. Einige traten auch schon bei der Europameisterschaft in London 2016 an. Alle Achtung! Das macht mich neugierig und ich möchte die „RotPots“ in Action sehen. Grundsätzlich gibt es vier Phasen bei dem Training: Aufwärmübungen, Wurfübungen, das eigentliche Spiel sowie ein kurzer Cool Down.

Aufwärmen mit Akkustik

Beim Aufwärmen werden alle Muskelgruppen trainiert. Foto: BSM

Beim Aufwärmen werden alle Muskelgruppen trainiert. Foto: BSM

Wie bei jedem anderen Sport ist Aufwärmen wichtig, um die Muskeln auf das Spiel vorzubereiten. „Die Übungen, die wir hier machen, sind gut für die Stabilität der Rumpfmuskulatur“, erzählt mir Ragener Sondalen. Die Spieler stellen sich in der Mitte des Feldes im Kreis auf. Doch bevor sie mit den Übungen anfangen, wird erstmal für die richtige (musikalische) Stimmung gesorgt. Einer der Spieler stellt einen kleinen tragbaren Lautsprecher auf und ein rhythmischer Pop/Rock-Beat bringt die Gelenke ganz von selbst zum Schwingen. Die Spielerinnen und Spieler fangen mit lockeren Dehnübungen an, als nächstes folgen Ellenbogenstütze. Bei dieser Übung heben sie wechselseitig die Füße im Sekundenrhythmus, ohne dabei das Becken abzustützen. Zum Aufwärmpart gehören ebenfalls Kurzsprints. Eine gute Kondition ist bei dem schnellen Spiel wichtig. „Beim Ultimate Frisbee sind alle Spielerinnen und Spieler die ganze Spielzeit über in Bewegung“, erzählt mir der Frisbee-Spieler. Die „RotPots“ orientieren sich bei ihren Warm-Up an einem speziellen Cardio-Training, welches auch bei Fußballtrainings der IFA (International Football Academy) zum Einsatz kommt.

Backhand oder lieber Sidearm?

Die richtige Wurftechnik will gelernt sein. Foto: RotPots

Die richtige Wurftechnik will gelernt sein. Foto: RotPots

Der zweite Teil des Aufwärmens trainiert die Wurftechniken. „Beim Spiel kommen zwar nicht immer alle Wurfarten zum Einsatz, aber es ist dennoch wichtig, sie im Vorfeld zu üben“, so Ragener Sondalen. Dafür stellen sich die Spielerinnen und Spieler in Zweier-Teams gegenüber und werfen sich die Scheibe via „Backhand“, „Sidearm“ und „Overhead“ zu, auch bekannt unter „Rückhand“, „Vorderhand“ und „Überkopf-Wurf“. Ebenfalls das Fangen will gelernt sein. Mit dem „Sandwich-Catch“, dem beidhändigen Fangen am Rand oder einhändig am Rand kann man die flinke Scheibe zum Stoppen bringen.

Voller Einsatz und Fairplay

Werfen, blocken, fangen: Die "RotPots" sind auf dem Spielfeld flink unterwegs. Foto: RotPots

Werfen, blocken, fangen: Die „RotPots“ sind auf dem Spielfeld flink unterwegs. Foto: RotPots

Nach diesem Aufwärmprogramm sind die Gelenke bestens vorbereitet auf das Spiel, da bin ich mir sicher. Die Spielerinnen und Spieler teilen sich in zwei Mannschaften auf, die sich jeweils an einem Spielfeldende aufstellen. Das Spielfeld hat die Länge eines Fußballfeldes, ist jedoch nur halb so breit. Die Spielregeln sind zu vergleichen mit denen des American Footballs, mit dem Unterschied, dass man sich bei Ultimate Frisbee nicht gegenseitig berühren darf. Der Startpfiff fällt und ich platziere mich in der Mitte des Spielfeldrandes, um das Geschehen bestmöglich beobachten zu können. Es gilt, die Scheibe durch Zuwerfen in die gegnerische Endzone zu bringen. Noch etwas Interessantes erfahre ich: Beim Ultimate Frisbee gibt es generell keinen Schiedsrichter. Auch wenn alle Spielerinnen und Spieler sehr ehrgeizig sind, so ist die Freude am Spiel am Ende das Wichtigste und soll beim ganzen Siegeswillen nie in den Hintergrund rücken. Gibt es doch mal Regelverletzungen, werden diese von den Spielerinnen und Spielern direkt miteinander geklärt. Dies gilt ebenfalls bei Europa- und Weltmeisterschaften. Beim Zusehen kann ich nur bestätigen, dass das Wort „temporeich“ für diese Sportart absolut zutreffend ist. Pfeilschnell flitzen die Sportlerinnen und Sportler über das Feld und zu keinem Zeitpunkt steht einer von ihnen still: Sie rennen, blocken, werfen oder fangen.

Während einer kleinen Spiel- und Trinkpause erfahre ich noch mehr über die Sportart. Ultimate Frisbee sei ein moderner Sport, der in den USA seinen Ursprung hat, mittlerweile aber auch in Großbritannien beliebt ist. „In Braunschweig gibt es Ultimate bereits seit 1988“, erzählt mir ein Spieler. Was sie sich für die Zukunft wünschen? „In Deutschland gilt Ultimate Frisbee eher als Studentensport und etabliert sich nur langsam in Vereinen. Einen professionellen Jugendaufbau wie beim Fußball gibt es jedoch nicht. Daher wäre es toll, wenn sich Ultimate Frisbee mehr verbreiten würde“. In Braunschweig ist die bestehende Frisbee-Gemeinde sehr erfolgreich unterwegs: Bisher hat die Löwenstadt sechs Nationalspielerinnen und -spieler hervorgebracht. Es wäre toll, wenn sich Ultimate Frisbee noch weiter verbreiten würde.

Wer sich für die schnelle Mannschafts-Sportart interessiert, ist beim trendsporterlebnis am 30. September und 1. Oktober in der Braunschweiger Innenstadt bestens aufgehoben. Der MTV Braunschweig präsentiert am Sonntag sein Programm und stellt auch die Sportart Ultimate Frisbee vor. Vielleicht treffe ich Sie dann auch beim Werfen und Zielen mit der Scheibe.

Titelbild: Die „RotPots“ trainieren jeden Donnerstag im Westpark.

1 Comment

  • Stefan

    Antworten
    20.09.2017at09:18

    Beim trendsporterlebnis wird es am Sonntag, 1.10., von 15.00 – 17.15 vor dem Schloss (Ecke Georg-Eckert-Straße/Bohlweg) beim MTV einen Wurfparcours geben. Jede/r ist herzlich eingeladen, mal ein paar Frisbees zu werfen 😉 Weitere Infos zu Trainingszeiten gibt es auf http://www.mtv-bs.de/de/ultimate sowie http://www.emteepfau.de

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *. Bitte beachten Sie unsere Netiquette und unsere Datenschutzerklärung.