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Die Schwangerschaft in einer Hand

Eine schwangere Frau sitzt auf einem Sofa, in ihrer Hand ein Handy mit der Babybauch App

Geben Sie den Geburtstermin ein, fordert mich das Display auf meinem Telefon auf. Ich überlege kurz – wenn ich jetzt schwanger wäre, wann würde das Kind zur Welt kommen? – und tippe ein: 17.04.2021. „Das erste Trimester ist geschafft!”, informiert mich mein Handy und dass ich mich in der Schwangerschaftswoche 12 befinde. Nun, ich bin nicht wirklich schwanger, darf aber als eine der Ersten die neue App Babybauch des Städtischen Klinikums und des Marienstifts testen. Und die zeigt mir gleich eine Checkliste mit Aufgaben an: Zahnarzttermin buchen, Folsäure besorgen, eine Hebamme suchen. Jetzt schon?!

„In Braunschweig gibt es einen Hebammenmangel, deshalb ist es wichtig, sich schon ganz früh um eine Hebamme für das Wochenbett zu kümmern“, erzählt Fabiola Feldhaus, eine von zwei Projektleiterinnen für die Babybauch App. Solch regionale Feinheiten finden sich eben nicht im Schwangerschaftsbuch, das für den deutschen Markt geschrieben ist. Auch deshalb ist die App besonders, sie greift die regionalen Eigenheiten auf, stellt regionale Partner*innen vor und informiert nebenbei über den Schwangerschaftsverlauf. „Unser Anspruch war es, alles zu bündeln, was für werdende Eltern in unserer Region wichtig ist“, sagt Anna-Careen Urban.

Neben Fabiola Feldhaus ist auch Anna-Careen Urban Projektleiterin für die App. Das Team komplettieren Julieta Zeballos und Birthe Möller. Gemeinsam haben sie die App entwickelt und das ist insofern ungewöhnlich, als dass Fabiola Feldhaus und Julieta Zeballos bei der skbs.digital, einer Tochtergesellschaft des Klinikums, angestellt sind und Anna-Careen Urban und Birthe Möller bei der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, zu der das Krankenhaus Marienstift gehört. Die beiden Braunschweiger Kliniken arbeiten schon in anderen Projekten, wie dem Notfallportal, näher zusammen. Und da die Geburtshilfe in beiden Kliniken ein großes Thema ist – insgesamt entbinden pro Jahr zwischen 3.000 und 3.500 Frauen im Städtischen Klinikum oder dem Marienstift – war klar, dass auch in diesem Themengebiet eine Zusammenarbeit sinnvoll ist. So reifte die Idee, eine Plattform zu schaffen, auf der sich beide Kliniken mit der Geburtshilfe präsentieren können: die App Babybauch war geboren. Schnell ist den beiden Projektleiterinnen klargeworden, dass eine reine Beschreibung der Geburtshilfe keinen großen Mehrwert für die werdenden Eltern in der Region bietet. Also entschlossen sie sich, ein Netzwerk Geburt für die Region zu gründen. Aus dieser Idee entstand die Babybauch GmbH, welche durch die paritätische Besetzung der Geschäftsführer Dr. Jan Wolff (Ev. Stiftung Neuerkerode) und Raimar Goldschmidt (skbs.digital) eine weitere Vernetzung und Zusammenarbeit der Kliniken zeigt.

Drei Frauen sitzen an einem Tisch, zwei halten ihr Handy in der Hand auf der die App Babybauch geöffnet ist.
Julieta Zeballos, Anna-Careen Urban und Fabiola Feldhaus bei unserem Gespräch zur Babybauch-App. Foto: BSM

Das vielfältige Wissen teilen

„Bei uns auf der Frühchenstation steht ein Tisch, darauf liegen zig Flyer von unterschiedlichen Angeboten rund um die Geburt. Wir dachten uns, das muss doch auch digital gehen“, erzählt Fabiola Feldhaus. „Es gibt so viel Wissen in den einzelnen Köpfen in Braunschweig, bei den Chefärzten, Oberärztinnen, ProFamilia – die wissen alle so viel, das wollten wir gern allen zur Verfügung stellen.“ Und Anna-Careen Urban ergänzt „Wir haben auch festgestellt, dass die im Geburtsprozess Beteiligten, seien es Gynäkologen, Hebammen, die verschiedenen Kursanbieter*innen oder die Kliniken in der Kommunikation miteinander gestärkt werden können. Wir wollen also auch aktiv dieses analoge Netzwerk aufbauen. Die App ist das, was die werdenden Eltern zum Schluss sehen, letztendlich wollen wir das Netzwerk aber viel stärker ausbauen und das Wissen auch unter den Beteiligten teilen und stärken.“

Rund eineinhalb Jahre arbeiten Fabiola Feldhaus und Anna-Careen Urban schon an der Babybauch-App, nahmen Kontakt zu möglichen Partner*innen auf, telefonierten, überzeugten, planten Netzwerktreffen und konzipierten gleichzeitig die App. „Alle Inhalte haben wir natürlich gegenchecken lassen. Wir haben eine Oberärztin, eine Hebamme, eine  Pflegefachkraft und eine Mitarbeiterin von ProFamilia eingeladen und die Themen kritisch beleuchtet, zugeordnet und checken lassen,“ sagt Fabiola Feldhaus. „Dadurch, dass wir nicht nur das Krankenhaus betreiben, sondern auch ein großer Anbieter im sozialen Bereich sind, stand für uns im Vordergrund, ein Angebot für die Gesellschaft in der Region zu schaffen, das einen echten Mehrwert bietet“, erzählt Anna-Careen Urban. Nun präsentieren sich in der App sämtliche Partner*innen aus der Region, mit denen werdende Eltern während und nach der Schwangerschaft in Kontakt kommen, von Hebammen über Beratungsstellen bis zu Sportkursen und Fotograf*innen.  

Aufgabenlisten, Informationen und Veranstaltungen in der Region

Die Babybauch App gliedert sich in vier Kategorien: „Artikel“, „Events“, „Kontakte“, „Aufgaben“. Mehr als 150 Artikel werden passend zur jeweiligen Schwangerschaftswoche angezeigt, ein gesunder Mix aus den Themengebieten „Nicht vergessen“, „Glückskeks“ mit Themen rund um das Wohlergehen der Mutter und „Gesund und glücklich“, wo medizinische Themen dargestellt werden. Schließlich soll die App auch Spaß machen und nicht zu ernst sein. In der Kategorie „Events“ werden Veranstaltungen dargestellt, unter „Kontakte“ finden werdende Eltern alle Ansprechpartner*innen von Hebammen bis Babyschwimmkursen. Die Kategorie „Aufgaben“ bündelt die Checklisten und gibt eine gute Übersicht über die Aufgaben während der Schwangerschaft.

Auf drei Handybildschirmen sind drei unterschiedliche Screenshots aus der App gezeigt.
Die App Babybauch bietet einen guten Überblick über die Anstehenden Termine, aufgaben und Events für Schwangere und junge Mütter. Foto: Babybauch GmbH

Fabiola Feldhaus sagt über die Zusammenstellung der Informationen: „Es war unsere Idee dahinter, dass es für die werdenden Eltern hilfreich ist, Aufgaben pro Trimester darzustellen. Außerdem soll die App nicht nur die gut situierten Schwangeren ansprechen, sondern auch die, die es vielleicht schwerer haben, die vielleicht Unterstützung brauchen oder mit einer pränatalen Depression kämpfen. Auch für diese Bedarfe haben wir Kontakte recherchiert und eingepflegt.“ Mit jedem Fachbuch, das die beiden Projektleiterinnen gelesen haben, mit jedem Kontakt, den sie angesprochen haben, wuchs die Themenliste. Letztendlich ist eine umfangreiche App entstanden, die die gesamte Schwangerschafts- und Wochenbettzeit abbildet. Und wichtiger noch, die für jede Situation, in der sich Schwangere oder frisch gebackene Eltern befinden können, Kontakte zu regionalen Ansprechpartner*innen benennt. Denn beiden war zu Beginn des Projekts selbst nicht klar, wie sie sagen, wie viele Angebote es schon in der Region gibt. Nun sind sie erstmals zusammengefasst und thematisch gegliedert dargestellt.

Zukunft für die Babybauch-App

Perspektivisch können sich Anna-Careen Urban, Birthe Möller, Fabiola Feldhaus und Julieta Zeballos vorstellen, die App weiterzuentwickeln und neue Features einzubauen. Eine Vision ist es, die App auch in andere Sprachen zu übersetzen. Denn wie Julieta Zeballos, die aus Argentinien stammt, erzählt, gibt es deutliche Unterschiede zwischen der Schwangerschaftsvorbereitung in Deutschland und in anderen Kulturkreisen. Gerade für fremdsprachige Bürger*innen ist das Angebot der App daher interessant. Und vielleicht werden auch bald weitere Apps für andere Zielgruppen entwickelt. Ich zumindest bin – auch nichtschwanger – begeistert von der Tiefe und dem großen Informationsangebot der Babybauch App und werde sie all meinen schwangeren Freundinnen empfehlen – so wie Ihnen. Wie sieht es aus, sind Sie selbst schwanger und haben die App schon ausprobiert? Dann teilen Sie gern Ihre Erfahrungen in den Kommentaren.

Logo Babybauch auf rosa Hintergrund
Foto: Babybauch GmbH

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