Suchbegriff eingeben:

Abdruck und Veränderung

Dass es eine Ausstellung von starken Frauen wird, war nicht geplant. Aber als die Jurymitglieder der Stiftung Die Braunschweigische im Sommer vergangenen Jahres über die drei Stipendiaten entschieden, wählten sie drei Künstlerinnen aus. Und so wird die Villa von Amsberg an diesem Wochenende von Christine Schulz, anna.laclaque und Lucie Mercadal zum Leben erweckt. Drei unterschiedliche Künstlerinnen mit verschiedenen Arbeitsweisen: Video, Druck, Performance, Installation. Drei Künstlerinnen, die mit ganz unterschiedlichen Ideen 2015 die Stipendien „Idee“ und „Abdruck“ erhalten haben.

Eine weitläufige Treppe führt in den ersten Stock, wo die Ausstellung zu sehen ist. Foto: BSM

Eine weitläufige Treppe führt in den ersten Stock, wo die Ausstellung zu sehen ist. Foto: BSM

Die Villa von Amsberg, 1827 von Joseph Krahe für den Gründer der Braunschweigischen Staatsbahn Philipp August von Amsberg in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Bahnhofsgebäudes errichtet, diente bis vor wenigen Jahren als Bürogebäude. Nun soll die Villa zu einem Kunstort werden. Dafür werden im ersten Stock Türen ausgehängt, Lampen ausgetauscht und Fenster verdunkelt. Von den Veränderungen merkt man im Erdgeschoss freilich noch nichts. Hier ist die Villa ganz Villa: Der Empfangsbereich ist weitläufig, eine große, geschwungene Treppe führt in den ersten Stock.

Buchstaben auf einer Glasscheibe lassen sofort Geschichten im Kopf entstehen. Foto: BSM

Buchstaben auf einer Glasscheibe lassen sofort Geschichten im Kopf entstehen. Foto: BSM

Ich steige die geschwungene Treppe hinauf und betrete den Raum zu meiner Rechten. Hier finden die Arbeiten von Lucie Mercadal Platz. Sie hat das Stipendium „Abdruck“ erhalten. Das Werkstipendium ist eine Kooperation mit der Druckwerkstatt in der Städtischen Galerie in Wolfsburg. Ziel dieser Künstlerförderung ist die Entwicklung neuer, experimenteller Grafikarbeiten. Lucie Mercadal beschäftigt sich mit Abdrücken, Spuren und Leerstellen in Räumen. Die wenigen Worte zum Beispiel, die auf eine Glasscheibe aufgedruckt und in den Raum hineingestellt wurden, lassen in meinem Kopf sofort eine Geschichte entstehen. Farbschichten, die über ein Foto gedruckt wurden, werden zu Freiräumen – Lücken, die mein Verstand sogleich mit Wahrscheinlichkeiten füllt.

Druck und Abdruck: Arbeiten von Lucie Mercadal. Foto: BSM

Druck und Abdruck: Arbeiten von Lucie Mercadal. Foto: BSM

Abdrücke, analoge wie digitale, sind auch ein zentrales Moment in den Arbeiten der nächsten Künstlerin, Christine Schulz. Als eine der beiden Stipendiaten für das Stipendium „Idee“ geht die Konzeptkünstlerin der Frage nach, wie eng Abdrücke am Original sind und wo die Aura bleibt, wenn das Original zerstört wird und nur der Abdruck übrig bleibt. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind die Möglichkeiten des Digitalen. Verändert sich dadurch die Kunst?

Was ist Aura? Diese Frage stellt sich Christine Schulz. Foto: BSM

Was ist Aura? Diese Frage stellt sich Christine Schulz. Foto: BSM

Um Veränderung geht es auch anna.laclaque. Die ausgebildete Opernsängerin und Performance-Künstlerin zeigt bei der Ausstellung ihre erste Videoinstallation, die ohne performatives Element auskommt. Ausgangspunkt ist die Verfremdung des eigenen Körpers sowie die Veränderung der Stimme in bestimmten Situationen. Während der Produktion hat sie sich immer weiter von dem Aufnahmegerät entfernt – so dass die Stimme sich am Ende selbst zersetzt. Gleichzeitig hat sie die Videobilder so bearbeitet, dass ihr Körper und ihr Gesicht Leerstellen für alle werden.

In den Räumen der Villa von Amsberg werden die Arbeiten der drei Stipendiatinnen gezeigt. Foto: BSM

In den Räumen der Villa von Amsberg werden die Arbeiten der drei Stipendiatinnen gezeigt. Foto: BSM

Das Stipendium „Idee“ soll den Künstlerinnen die Möglichkeit geben, sich auf besondere Weise mit relevanten und zukunftsweisenden Themen oder Ideen auseinanderzusetzen. Alle drei Stipendien sind nicht an ein bestimmtes Projekt gebunden, das Vorhaben wird viel mehr während der Stipendienzeit konkretisiert und umgesetzt. Dafür steht den Künstlerinnen Anne Mueller von der Haegen während des gesamten Stipendienjahres zur Seite. Die Kunsthistorikerin begleitet die Stipendiaten und richtet nun die Ausstellung in der Villa von Amsberg ein.

Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm.

Informationen

Kunst und Aktion
bis 26. Juni 2016
Villa v. Amsberg (Friedrich-Wilhelm-Platz 3, Braunschweig)

Donnerstag, 23. Juni 2016
18:00 Uhr: Eröffnung

Freitag, 24. Juni 2016
10:00 – 13:00 Uhr 3×3=Kunst Kunstpädagogischer Workshop für Kids
14:00 – 23:00 Uhr Ausstellung geöffnet
17:00 – 18:00 Uhr Artist-Talk mit Maik Schlüter
19:00 – 20:00 Uhr Lesung „Jogginghosen-Henry“ H. Finkbeiner
20:00 – 23:00 Uhr ART&Drinkz mit Akustik-Pop-Duo Müßiggang

Samstag, 25. Juni 2016
10:00 -15:00 Uhr Ausstellung geöffnet

Sonntag, 26. Juni 2016
10:00 – 13:00 Uhr 3×3=Kunst Kunstpädagogischer Workshop für Kids und Eltern
10:00 – 15:00 Uhr Ausstellung geöffnet

Alle Veranstaltungen rund um die Ausstellung sind kostenlos. Anmeldungen für die Lesung und die Workshops über heinemann(at)die-braunschweigische.de oder 0531 -27 359 18.

Artikelbild: BSM

Keine Kommentare

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *. Bitte beachten Sie unsere Netiquette und unsere Datenschutzerklärung.