Einer der vielen Gründe, warum ich Braunschweig mag, ist die Lage: schnell in Berlin, schnell in Hamburg, schnell im Urlaubsparadies. Dreißig Minuten Autofahrt, schon steige ich im Winterwonderland Harz aus. Und weil der Schnee hier unten in der Löwenstadt nicht so richtig liegen bleiben will, geht es für mich hoch hinaus auf die höchste Erhebung Norddeutschlands. Mit insgesamt 52 Skigebieten, 708 Kilometer Skiloipen, 35 Rodelbahnen und noch mehr Winterwanderwegen ist der Harz ein echtes Winterparadies.
Auf der Suche nach Schnee und nicht ganz so viel Wintersportleransturm wie in Torfhaus oder auf dem Wurmberg, sind meine schneebegeisterten Freunde und ich vor zwei Wochen in Drei Annen Hohne gelandet. In der Nähe des Bahnhofes und direkt gegenüber des Parkplatzes „Zum Hirschbrunnen“ führt der Weg zur Hohneloipe, dem Hohnehof und verschiedenen Wanderwegen Richtung Brocken oder Werningerode.
Auch hier ist der Andrang groß, doch reisen die ersten Rodler schon ab, so dass wir schnell einen Parkplatz ergattern. In einer Menschentraube überqueren wir die Schienen der in der Ferne tutenden Schmalspurbahn und stellen fest, dass wir wohl die einzigen sind, die keinen Schlitten hinter sich herziehen. Das hohe Schlittenaufkommen erklärt sich schnell – zwischen Parkplatz und Hohnehof befindet sich ein kleiner Rodelberg, perfekt geeignet für kleinere Kinder und Familien.
Wir aber sind zum Schneewandern hergekommen und lassen den Hügel hinter uns liegen. Gleich wird es einsamer um uns, je weiter wir vorangehen, desto weniger Wanderer treffen wir. Der Schnee knarrt und knirscht unter den Wanderschuhen, die Tannen ächzen unter der Schneelast und die kalte, klare Luft erweckt die Glieder – ich spüre, wie das Glück in mir hinaufsteigt.
Wir entscheiden uns für den Wanderweg zur Steinernen Renne. Dort gibt es ein Gasthaus, das wir noch aus dem Sommer kennen und wo wir uns aufwärmen wollen. Gemütlich stapfen wir durch den Schnee, nur manchmal kommen uns Winterwanderer entgegen. Vorbei geht es an Felsformationen, durch hochgewachsenen Tannen und kleinen Schneeverwehungen. Der Weg ist gemütlich, meistens breit, nur manchmal müssen wir uns unter tiefhängende Äste ducken.
Am Gasthaus angekommen, laufen wir zunächst über die Außenterrasse, schauen auf den zugefrorenen Fluss unter uns und bewundern die Aussicht. Erst nachdem uns kalt wird, gehen wir rein und bestellen ein Stück Kuchen und eine große heiße Schokolade. Hmmm, wie das duftet.
Gestärkt geht es zurück, am Ottofelsen entlang in Richtung Drei Annen Hohne. Ständig begleitet uns auf unserer kleinen Wanderung das Knirschen des Schnees und der wunderbare Waldduft, der sich mit der Winterluft vermischt.
Wir bemühen uns, einen anderen Weg zu gehen, als auf dem Hinweg – was dank der ausführlichen und dichten Wegbeschreibungen gut gelingt. Nach gut vier Stunden – die Pause an der Steinernen Renne nicht mitgerechnet – sind wir zurück in Drei Annen Hohne. Plötzlich tönt es durch den Wald: tuut tuuhuut! Der Dampf der Lokomotive steigt über die Tannenwipfel auf, die historische Harzerquerbahn ist ganz nah – und doch zu weit entfernt als dass ich einen Blick auf sie erhasche. So endet ein Wintertag im Harz mit einem neuen Ansporn: die Harzerquerbahn fotografisch festzuhalten, gleich nächste Woche geht es zurück in den Harz. Denn wenn der Schnee nicht zu uns kommt, dann fahren wir eben zu ihm.
Der aufmerksame Leser wird festgestellt haben, dass wir ohne richtigen Plan losgefahren sind. Dabei gibt es auf den Seiten des Harzer Tourismusverbandes ausführliche Informationen zu Skigebieten, Loipen und Winterwanderwegen. Aktuell wird angezeigt, wie viel Schnee wo liegt, ob die Wege geräumt sind, wie die Wegbeschaffenheit ist, welcher Schwierigkeitsgrad eine Wanderung hat und wo es Infomaterial gibt. Schauen Sie vor Ihrem Besuch einfach mal vorbei – so bleibt Ihnen eine längere Suche nach dem perfekten Schnee erspart. Und falls Sie noch nach weiteren Ideen für Ihren Winteraufenthalt im Harz suchen, haben Ihnen die Kolleginnen und Kollegen des Tourismusverbandes zehn Tipps für Unternehmungen zusammengesucht.
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