„Das kipp‘ ich doch nicht in die Soße!“ Mein Bruder schaut mich ein wenig entrüstet an. Wir stehen gemeinsam am Herd unserer Eltern und blicken in die Pfanne mit Bolognese vor uns. Da ich dieses Wochenende mal wieder im „Hotel Mama“ eingecheckt habe, habe ich verkündet, meine Familie heute Mittag zu bekochen.
„Doch, das wird schon schmecken. Komm, wir probieren das jetzt einfach.“ Die Zutat, gegen die sich mein Bruder gerade ein wenig auflehnt, ist die Mumme. Ich habe nämlich entschieden, ein wenig hanseatisches Flair in die Küche meiner Eltern zu bringen und Spaghetti mit Mumme-Bolognese aufzutischen. Zugegeben, etwas skeptisch bin ich auch. Hoch konzentriert und frisch aus der Dose, hat die Mumme einen sehr dominanten Geruch und auch die dunkle Farbe und dickflüssige Konsistenz wirken etwas gewöhnungsbedürftig. Da ich aber zur mummegenussmeile bereits das eine oder andere mit Mumme verfeinerte Gericht probiert habe, bin ich sehr zuversichtlich, dass uns das Ergebnis geschmacklich überzeugen wird. Trotz des skeptischen Blickes meines Bruders, kippe ich die Dose zu Hackfleisch, passierten Tomaten, Zwiebeln und Co. in die Pfanne.
Dass ich dieses Wochenende ein wenig auf den „Mumme-Trichter“ gekommen bin, hat einen konkreten Grund: Bei uns im Büro sind Mumme und Hanse nämlich anlässlich des 36. Internationalen Hansetages im norwegischen Bergen eines der Topthemen. Zwei meiner Kolleginnen fliegen morgen mit Mumme-Dosen, Bolchen und Likör ausgestattet in den hohen Norden und präsentieren die Löwenstadt als Reiseziel und ehemaliges Mitglied des Hansebundes auf dem Hansemarkt. Die Mumme war zu Hansezeiten einer der wichtigsten Exportartikel und trug wesentlich zum Aufstieg und Reichtum der Stadt Heinrichs des Löwen bei. Seefahrer transportierten die Mumme einst von Braunschweig in die ganze Welt. Das malzhaltige Getränk war auf Grund seines hohen Alkohol- und Zuckergehaltes selbst bei tropischen Temperaturen über Wochen haltbar. Außerdem schützte es vor der Krankheit Skorbut und war somit der ideale Reiseproviant. Seit dem 18. Jahrhundert wird bei der Mumme-Produktion auf den Alkohol verzichtet und die Mumme, wie heute auch bei uns, zum Verfeinern von Speisen und Getränken genutzt.
Der Malzextrakt gibt unserer Bolognese eine bräunliche Färbung. Was sie geschmacklich bewirkt, werden wir später herausfinden. Während Soße, und mittlerweile auch Nudeln, im Topf vor sich hin blubbern, widme ich mich dem zweiten für heute geplanten Mumme-Gericht: einem Mumme-Apfelkuchen.
Für ein Blech Apfelkuchen benötige ich:
Für Teig und Belag:
250 ml Mumme
400 g Mehl
100 g Zucker
125 ml Öl
1 Päckchen Backpulver
1 Päckchen Vanillezucker
3-4 mittelgroße Äpfel
60-70 g Rosinen (nach Bedarf)
Für die Streusel:
300 g Mehl
150 g Butter
75 g Zucker
Etwas Öl
Das Mehl mit der Mumme und dem Öl, den Rosinen, dem Zucker, Backpulver und Vanillezucker zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten und auf einem gefetteten Blech verteilen. Streuselteig mischen. Den Teig mit zerriebenen oder in Scheiben geschnittenen Äpfeln belegen, mit den Streuseln bestreuen und bei 200 ºC etwa 20 Minuten im vorgeheizten Backofen goldbraun backen.
Optisch können sich sowohl die Bolognese als auch der Apfelkuchen durchaus sehen lassen. Die Bolognese landet samt der Spaghetti auf den Tellern, der Apfelkuchen nach der Backzeit vorerst zum Abkühlen auf der Terrasse. Die Mumme verleiht der Bolognese einen milden, ganz leicht malzigen bis süßlichen Geschmack. Und, wie urteilt der kritische Familienrat? Mit genussvoller Stille, sich schnell leerenden Tellern und der Frage, ob es davon noch mehr gibt. Selbst mein Bruder muss einräumen, dass die Bolognese trotz der „merkwürdigen“ Zutat schmeckt.
Zum Kaffeetrinken kommt spontan Besuch vorbei, dem der Mumme-Apfelkuchen auch direkt vorgesetzt wird. Die Mumme färbt den Teig dunkel, das von mir verwendete Dinkelmehl verstärkt diesen Effekt noch. Der malzige Geschmack passt sehr gut in den Teig und zu den Äpfeln und wieder leeren sich die Teller rasch. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis meines Küchenvormittages und überlege schon, welches Mumme-Rezept ich als Nächstes ausprobiere.
Wer jetzt wie ich Lust und Appetit bekommen hat, mit Mumme zu kochen oder zu backen, findet abwechslungsreiche Rezepte unter www.braunschweig.de/kulinarik.
Zu guter Letzt noch das Rezept für die Mumme-Bolognese (4 Personen):
Zutaten:
2 Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
1 Möhre
1 kleine Stange Porree
Basilikum, Thymian
200 ml Mumme
1 EL Olivenöl
400 g Hackfleisch gemischt
Salz, Pfeffer, Muskat
2 EL Tomatenmark
1 Dose Tomaten, gehackt 425 ml
Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein würfeln. Möhren und Porree putzen und ebenfalls fein würfeln. Öl in einer großen Pfanne erhitzen. Hackfleisch darin ca. 5 Minuten braten, dabei krümelig zerkleinern. Nun Zwiebeln und Gemüse dazugeben und kurz mitbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Tomatenmark einrühren und kurz anschwitzen. Nun die Mumme, 1/8 Liter Wasser, Thymian und gehackte Tomaten hinzufügen. Alles aufkochen und offen 20 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen, dabei mehrmals umrühren. Basilikumblätter abzupfen und fein hacken. Kräuter in die Soße rühren. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.
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