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Der Affe im rosa Pelzkostüm

„Kennst du schon den neuen Laden am Altstadtmarkt?“ Diese Frage habe ich im vergangenen halben Jahr häufiger gestellt bekommen. Gemeint war das Monkey Rosé und nein, ich kannte die Weinbrasserie noch nicht. Zeit, meine Wissenslücke zu schließen, denke ich, und reserviere für mich und meine Kolleginnen einen Tisch.

Das Monkey Rosé befindet sich im Gewandhaus, der Eingang liegt etwas versteckt an der rechten Seite, direkt am alten Zollhaus. Nur ein dezentes Schild und ein Messingaffe als Türklopfer machen auf die Weinbrasserie aufmerksam. Es ist so, als betreten wir eine geheimnisvolle Welt, die Farbwelt der Brasserie ist dunkelgrün, petrol, violett, kupferfarben und warm, mit dunklen Holzmöbeln und schweren, edlen Sesseln. Alles erdet das alte Mauerwerk des mittelalterlichen Gildesaals im Gewandhaus. Don Draper, Roger Sterling und all die anderen Figuren aus Mad Men würden sich hier sehr wohlfühlen.

Einige Möbel wurden selbst entworfen und auf Maß für den Gastraum angefertigt.

Einige Möbel wurden selbst entworfen und auf Maß für den Gastraum angefertigt.

Noch bevor wir unschlüssig im Gastraum stehenbleiben können, begrüßt uns eine Mitarbeiterin, nimmt uns unsere Jacken ab und führt uns zu unserem Platz. Wir haben doch nur für vier bestellt, denke ich, aber die lange Tafel entpuppt sich als Täuschung im dunklen Wandspiegel. Nachdem wir uns gesetzt haben, bringt uns unsere Kellnerin die Getränkekarte. 202 Weine stehen auf der Karte, dazu eine Reihe hochwertiger Spirituosen und – zu meiner Freude – Craft Beer. Ich möchte trotzdem gerne einen Wein trinken, auch, weil die Gläser so schön sind. Das Auge trinkt mit, oder wie lautete der Spruch nochmal?

Die Speisekarte im Monkey Rosé wechselt wöchentlich und liegt als persönlicher Brief auf jeden Platz.

Die Speisekarte im Monkey Rosé wechselt wöchentlich und liegt als persönlicher Brief auf jeden Platz.

Etwas überfordert suchen wir also in der Weinkarte nach etwas Bekanntem, aber schon naht Rettung: in Form einer kleinen, aber feinen Speisekarte mit ausgesuchten, zum Essen passenden Weinen. Bewusst gibt es nur wenige Gerichte auf der Karte. „Wir achten beim Essen auf eine hohe Qualität und kochen regional, saisonal und ohne Zusätze. Vor allem aber auch das, worauf wir selbst Lust haben“, erklärt uns später Geschäftsführer Patrick Witte. Er und seine Freundin, Stefanie Behrendt, leiten das Monkey Rosé. Stefanie Behrendt ist für die Küche zuständig, Patrick Witte für den Gastrobereich. „Wir haben einen jungen Chefkoch, der auf sehr hohem Niveau kocht und unsere Ansprüche toll umsetzt.“ Jeden Donnerstag wird die Karte gewechselt, auf der für jeden Geschmack etwas zu finden ist: vegetarische Gerichte ebenso wie Fleisch und Fisch.

Während des Essens schaue ich mich im Gastraum um. Einen bestimmten Besuchertyp kann ich nicht ausmachen, neben einem älteren Paar sitzt eine Gruppe junger Freundinnen, daneben Vater, Mutter, Tochter und Schwiegersohn (in spé?), gegenüber drei Anzugträger. „Unsere Zielgruppe sind Genussmenschen, die kann man nicht am Alter oder Einkommen messen. Unsere Preise sind moderat, so dass es sich auch Studenten leisten können. Aber eben nicht zum Party machen, sondern um etwas Besonderes zu feiern. Unsere Zielgruppe schätzt gutes Essen, sehr gute Weine und eine hochwertige Einrichtung.“

Die an der Wand hängenden Drucke wirken gleichzeitig modern wie klassisch.

Die an der Wand hängenden Drucke sind Titelseiten des Parisianer und unterstreichen die kosmopolitische Einrichtung.

Nach dem Essen gesellt sich Patrick Witte mit einem Glas Wein zu uns und beantwortet unsere Fragen. Die Tische, für die er zuständig ist, übernimmt eine Mitarbeiterin. Ich bin beeindruckt, dass der Geschäftsführer selbst Tische bedient. „Gastgeber zu sein, das ist meine Leidenschaft“, erzählt Patrick Witte und das glaube ich ihm sofort. Er betreibt das Monkey Rosé schließlich nebenberuflich, kommt nach Feierabend her und spielt bis spät abends die Rolle des Gastgebers perfekt. So freundlich und offen wurde ich schon lange nicht mehr in einem Restaurant begrüßt.

Wie kommt man denn auf die Idee, ein Restaurant zu eröffnen? „Es ist ja kein Restaurant, sondern eine Weinbrasserie. Weine sind mein Hobby, ich sage immer scherzhalft: ‚Seit 15 Jahren trinke ich Wein auf hohem Niveau‘. Das klingt zwar witzig, ist aber ernst gemeint. Ich bin in Ausbildung befindlicher Sommelier und beschäftige mich gern mit allem, was keine Kohlensäure hat, also Wein, Whiskey, Rum und Gin. Will alles über den Geschmack wissen. Und wenn man sich um einen guten Wein kümmert, dann kümmert man sich auch um alles drum herum. Um das Essen, um das Ambiente. Meine Freundin und ich haben schon immer gern Gäste zu uns nach Hause eingeladen, haben gekocht und tolle Weine serviert. Uns haben immer Freunde gesagt: ‚Macht doch was eigenes auf!‘ Dann kamen Oliver Strauß, Tim Lemke und Mario Etmanski mit einer Idee und einer Location auf uns zu und so kam eines zum anderen.“

Platz genug bietet auch diese Ecke, in der nach Herzenslust die 202 Weine probiert werden können.

Platz genug bietet auch diese Ecke, in der nach Herzenslust die 202 Weine probiert werden können.

Um die Weinbrasserie Monkey Rosé zu verstehen, muss man wissen, dass auch Strauß/Lemke, die viele erfolgreiche Bars und Clubs des Braunschweiger Nachtlebens betreiben, und Mario Etmanski, Inhaber des Vin-Nett in Lehre, ihre Finger mit im Spiel haben. Zusammen mit Patrick Witte und Stefanie Behrend bilden sie die Monkey Rosé GmbH. Mario Etmanski berät und beliefert die Weinbrasserie mit Weinen, Strauß/Lemke hatten die perfekte Lokalität und das richtige Gespür für die Einrichtung in petto. Der Name übrigens entstand an dem Abend, als sich die Gesellschafter zum ersten Mal über die Idee der Weinbrasserie unterhielten. „Nach der einen oder anderen Flasche Wein kam uns dann der rosafarbene Affe in den Sinn und dabei blieb es dann“, erzählt Patrick Witte und verabschiedet sich wieder.

Wir bleiben ein wenig sitzen, trinken noch ein Glas Wein und sind uns einig: Auch wenn die Sessel dazu einladen, sich hinein zu fläzen, sitzt man doch aufrecht. Weil die Einrichtung, das Geschirr, die Gläser und natürlich der hervorragende Service den Eindruck vermitteln, dass man ein besonderer Gast ist. Und ob wir nun Straßen-, Büro- oder festliche Kleidung tragen, darüber macht sich hier nun wirklich niemand einen Kopf. Eine Brasserie, in der wir uns wohlfühlen.

Informationen

Monkey Rosé
Altstadtmarkt 1, 38100 Braunschweig
Reservierungen unter 0531 28793388
www.monkey-rose.de

Alle Fotos wurden freundlicherweise vom Monkey Rosé zur Verfügung gestellt.

Die Liebe zum Detail findet sich auch auf den gedeckten Tischen wieder.

Die Liebe zum Detail findet sich auch auf den gedeckten Tischen wieder.

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