Braunschweig ist eine Sportstadt: Ob im Fußball, Basketball oder beim Tanzen: Die Braunschweigerinnen und Braunschweiger waren und sind meist vorne mit dabei. Tatsächlich gibt es eine weitere Sportart, die bei dieser Aufzählung meistens vergessen wird, auch in der Zeitung ist sie seltener präsent: Golf. Bereits 1926 wurde der Golf-Klub Braunschweig e. V. gegründet und ist damit heute einer der ältesten Golfklubs Deutschlands. Ich treffe mich zum Gespräch mit Klubmanager Sven Jakobsohn und Kommunikationswart Thomas Schwarz, die mir die Anlage zeigen und den Golfsport ausführlich erklären. Im Gespräch wird schnell deutlich, dass wir in der Löwenstadt nicht nur einen der traditionsreichsten Golfklubs Deutschlands haben, sondern in Niedersachsen auch einen der erfolgreichsten.
Davon bekommt das allgemeine Sportpublikum allerdings wenig mit. „Golfübertragungen im Fernsehen laufen ausschließlich im Bezahlfernsehen, was die öffentliche Aufmerksamkeit schmälert. Insgesamt haben wir auch bei Veranstaltungen viel weniger Zuschauer als beispielsweise in den USA. So lässt sich die Euphorie für den Sport schwieriger vermitteln“, erklärt mir Thomas Schwarz. Die beiden würden sich wünschen, dass Golf zunehmend Volkssport wird. Aktuell kommt der Golf-Klub auf rund 1.200 Mitglieder. Neue Mitglieder seien jederzeit willkommen, man müsse beim Sekretariat nur den ausgefüllten Antrag abgeben, schon sei man dabei, versichern mir die beiden. Zu Beginn und zum Einspielen empfehlen sie eine gebrauchte Ausrüstung zu nutzen.
Golf spielen im Stadtgebiet
Wer damit rechnet, dass man für den Golf-Klub Braunschweig weit in die Natur fahren muss, der täuscht. Tatsächlich liegt die weitläufige Anlage nur wenige Minuten südlich vom Hauptbahnhof entfernt. Ich fahre die Schwartzkopffstraße ein wenig weiter, am Lokpark vorbei und das Eingangstor mit dem rot-weiß gestreiften Klubwappen begrüßt mich. Den Weg hoch zum Klubheim begegnet es mir nochmal, diesmal gepflanzt in einem Blumenbeet. Es soll nicht das letzte Mal für den heutigen Termin gewesen sein.
Die Nähe zum Hauptbahnhof macht sich in der Topografie des Golfplatzes bemerkbar und den Kurs so besonders. Durch viele Sandabtragungen in der Vergangenheit müssen die Spielerinnen und Spieler bei jedem Loch mehrere Hügel bewältigen, an manchen Stellen kann der Ball daher wieder zurückrollen oder mit zu viel Schwung aufs Loch zurollen. Viele Golfklubs müssen sich eine solche Landschaft künstlich bauen, in Braunschweig ist sie historisch gewachsen.
Dass der Klub von der Hügellandschaft profitiert, war nicht immer so. Seit der Gründung gab es immer wieder Auseinandersetzungen mit den jeweiligen Bahngesellschaften, die für den Bau von Bahnschienen zwischen 1938 und 1959 Sand auf dem Gelände entnahmen. Erst 1959 stimmte die damalige Bundesbahn einem Wiederaufbau des Golfkurses zu, bis dahin mussten die damaligen Golfer mit sieben Löchern auskommen. Dennoch sieht es der heutige Klubmanager positiv. „Wir haben eine einzigartige Landschaft auf unserem Golfkurs, die historisch gewachsen ist und ein besonderes Merkmal unserer Anlage ist“, so Jakobsohn.
Hunderte Faktoren für den perfekten Schlag im Golf
„Ein Golfer muss sich körperlich fit halten, um zu spielen. Unser Golfkurs dauert zwischen vier bis fünf Stunden, da ist eine gewisse Grundkondition Grundvoraussetzung“, erklärt mir Thomas Schwarz. Viele der Spielerinnen und Spieler seien zudem gerne in der Natur unterwegs und kämen manchmal auch nur zum Spazieren auf das Gelände des Klubs. Wichtiger als die körperliche Stärke sei jedoch die mentale Einstellung. „Golf ist vor allem auch ein Spiel gegen sich selbst. Ein perfekter Schlag hängt von unzähligen Faktoren ab, die der Golfer bei jedem Schlag neu bedenken muss, das verlangt höchste Konzentration und damit auch eine enorme mentale Stärke.“
Unterschiedliche Rasenmuster durch unterschiedliche Schnittlängen
Zum Golf gehört der Rasen einfach dazu. Zwar werden auch andere Untergründe wie zum Beispiel Sand beim Golfen verwendet, meistens spielt der Rasen jedoch eine übergeordnete Rolle.
Das klassische Ziel besteht bekanntlicherweise darin, den kleinen Golfball mit möglichst wenigen Schlägen im Loch, auch „Hole“ genannt, zu versenken. Gute Golfspieler sind in der Lage, auf den kurz geschnittenen Rasenflächen zu spielen. Sollte ein Schlag abrutschen, kann es passieren, dass der Ball im „Rough“ landet. Diese Rasenflächen werden nur selten gemäht und können sonst ungehindert wachsen. So erklären sich die verschiedenen Rasenmuster eines Platzes, die verschiedenen Schnittlängen ergeben unterschiedliche Muster. Der am kürzesten geschnittene Rasen finden Spielerinnen und Spieler auf dem Grün. Auf dem Grün befindet sich das eigentliche Golfloch, in dem ein Plastik oder Metalleinsatz steckt und in dem ein Loch für die Fahnenstange enthalten ist. Das Grün ist sehr pflegeintensiv und wird sehr kurz geschnitten.
So schön grün die Anlage bei Sonnenschein auch ist, ein Golfkurs über 18 Löcher bedeutet auch eine Menge plattes Gras auf weiter Flur, die Bäume an der Seite umrahmen die einzelnen Strecken, stehen aber selten als komplettes Hindernis im Weg. „Wir bemühen uns natürlich, unseren Golfplatz im Einklang mit der umliegenden Natur im Einklang zu gestalten. Deswegen pflanzen wir auch neue Bäume auf unserem Gelände“, so Jakobsohn.
Bei der Abfahrt lasse ich meinen Blick noch einmal über die Anlage schweifen und hoffe insgeheim, dass sich an der jetzigen Landschaft auch in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr viel ändern muss, es ist eine grüne Landschaft fast mitten in der Stadt.
Informationen
Golf-Klub Braunschweig e. V.
Schwartzkopffstraße 10
38126 Braunschweig
Keine Kommentare