Mitten in der Innenstadt versteckt sich hinter einer sehr alten, efeubehangenen Mauer mit schmiedeeisernem Tor einer der wenigen verwunschenen Plätze der Löwenstadt. Wenn Sie durch das Tor treten und im Innenhof stehen, heben Sie einmal den Blick. Über den Köpfen verbinden sich dort kreuz und quer die Gebäude, trifft Fachwerk auf steinerne Gemäuer und überall rangt Efeu die Wände entlang. Dieser Innenhof gehört zum Restaurant Brodocz.
Es ist, als haben sich hier Architektur und die kulinarische Philosophie des Ralf Brodoczs gegenseitig beflügelt: naturbelassen und auf das vorhandene Material konzentriert, kreativ verarbeitet und Umwege in Kauf nehmend, um zum bestmöglichen Ergebnis zu kommen. Selbst beschreibt Ralf Brodocz seine Küche etwas anders. Er sieht sich in der Tradition der asiatischen Zubereitung von Lebensmitteln, Gemüse wird nur kurz angebraten oder gekocht, um die Vitamine und Nährstoffe zu erhalten. Wenn er über seine Art des Kochens spricht, verwendet er Begriffe wie variationsreich und saisonal, immer steht der natürliche Bezug zum Essen im Mittelpunkt. Bei ihm sollen die Lebensmittel noch erkennbar sein, was bedeutet, dass eine Tomatensuppe rot ist und nicht solange gefiltert wird, bis sie klar wird. Aber auch, dass Erdbeeren nur im April bis Juni auf die Speisekarte kommen, dafür gibt es im Herbst Kürbis und Birnen. Alle Produkte sind bio-zertifiziert, von der Kartoffel über die Zitrone bis zum Fleisch.
Ja, Fleisch gibt es auch im Brodocz, auch wenn das Restaurant für seine fleischlose Küche berühmt ist. Mit vegetarischer Küche begann alles – damals, als nur Hippies und langhaarige Schluffis vegetarisch waren, als das Brodocz das einzige vegetarische Restaurant in Braunschweig war. Heute stehen auch Fisch und Fleisch auf der Speisekarte, weil Ralf Brodocz niemanden ausschließen will, auch keinen Fleischesser. Er möchte, dass seine Gäste einen schönen Abend bei ihm verbringen können und zufrieden und satt nach Hause gehen. Wenn in einer Familie Mutter und Tochter vegetarisch essen, muss der Vater nicht auf Fleisch verzichten, um einmal das Klischee zu bedienen. Trotzdem sind 80 Prozent seiner Speisekarte vegetarische Gerichte, viele sind sogar vegan und glutein- und lactosefrei. Ralf Brodocz ist der festen Überzeugung, dass vegan zu leben, die optimalste Ernährung ist, auch wenn er selbst manchmal, wenn auch selten, zu Fisch oder Fleisch greift. Statt seinen Gästen dogmatisch einreden zu wollen, wie sie sich zu ernähren haben, will er seine Philosophie durch die Küche und das Restaurant an die Gäste weitergeben. Eine stille, schleichende Überzeugung über die Geschmacksnerven.
Die Geschmacksnerven seiner Gäste werden aus sämtlichen Richtungen gekitzelt, bei Ralf Brodocz stehen arabische, indische, asiatische, deutsche, italienische, französische, … Gerichte auf der Speisekarte. Kaum eine Geschmacksrichtung, die nicht vertreten ist. Sogar einen afrikanischen Eintopf gibt es hier. Seine Experimentierfreude mit unterschiedlichen Geschmäckern habe er wohl von seiner Mutter geerbt, erzählt er. Schon als Kind sei er mit den Eltern viel gereist, habe fremde Küchen kennengelernt und auch die Mutter habe nicht nur deutsche Hausmannskost gekocht, sondern mal asiatisch, mal italienisch.
Bei all den Variationen auf der Speisekarte ist eines aber unmissverständlich klar: Die Qualität muss immer stimmen. Das fängt bei den Bio-Produkten an und hört beim servierten Teller auf, der vor den Gästen steht. Die Qualität schmeckt man, deshalb kommen die Gäste gerne wieder in den malerischen Innenhof und deshalb kann das Brodocz auch auf eine so lange Erfolgsgeschichte zurückblicken. Die Gäste im Brodocz sind ebenso bunt gemischt wie die Speisekarte: von jungen Frauen, die auf ihre Ernährung achten, über Gäste, die aus kulturellen oder religiösen Gründen auf Fleisch verzichten bis hin zu Firmen und Instituten, die ein Restaurant suchen, in dem ihre ausländischen Gäste aus aller Welt ein Gericht nach ihrem Geschmack finden. Und wenn aus dem Gastraum wieder die unterschiedlichsten Sprachen in die Küche dringen, dann weiß Ralf Brodocz, dass seine Philosophie des Kochens mehr als ein Hype um vegane Küche ist.
RESTAURANT BRODOCZ
Stephanstraße 2 (gegenüber Parfümerie Karstadt)
38100 Braunschweig
Öffnungszeiten:
Montag 11.30 – 22.30 Uhr
Dienstag 11.30 – 15.30 Uhr
Mittwoch bis Samstag 11.30 – 22.30 Uhr
Sonn- und Feiertags geschlossen.
Pingback:Wohin in Braunschweig, wenn der Hunger kommt?
Manorainjan
*optimalste*?
So sieht also ein Qualitäts-Text aus, wenn man für Literaturwissenschaft etc. einen Magister Artium hat und Werbung für die „Stadt der Wissenschaft“ macht?