Der Vater bekommt Socken und Aftershave zu Weihnachten, der Bruder eine DVD und weil die Mutter gerne liest, gibt es den neuesten Schweden-Krimi geschenkt. Wie jedes Jahr. Dabei haben Vaters Socken auch nach zwei Jahren noch keine Löcher und der Bruder hat den Film schon längst bei Netflix gesehen. Der letzte lange Pokerabend mit der ganzen Familie liegt allerdings schon Jahre zurück. Der hat richtig viel Spaß gemacht, obwohl ich meinen ganzen Einsatz verloren habe. Dafür durfte der Bruder eine Woche später das lang ersehnte Fußballtrikot sein eigen nennen – auf die Idee, ihm ein Trikot von Ajax Amsterdam zu schenken, wäre ich wohl nie gekommen. Deshalb schenke ich in diesem Jahr Zeit. Zeit für die Menschen, die mir am wichtigsten sind. Mit dem Bruder werde ich pokern, mit Oma eine Shoppingtour machen und mit der Mutter ein neues Gemüsebeet anlegen. Und ob ich meiner Freundin beibringe, wie sie einen Loop-Schal strickt oder doch lieber mit ihr Cake-Pops backe, das muss ich mir noch einmal überlegen.
Die Idee zum Zeitverschenken habe ich von einer Internetseite: Zeit statt Zeugs. Den Machern ist aufgefallen, dass viele Geschenke gar nicht genutzt werden: Von 379 Millionen gekauften Büchern bleiben rund 72 Millionen ungelesen, 4 Kilogramm Kleidung bleibt im Schnitt ungetragen im Kleiderschrank. Und es ist bewiesen, dass soziale Kontakte langfristig glücklich machen. Ich habe meine Mutter nie nach dem Ende des letzten Krimis gefragt. Wie viele Tomaten sie aber im nächsten Jahr ernten wird, darüber werde ich bestimmt wöchentlich informiert.
Deshalb habe ich für Sie ein paar Zeitgeschenke herausgesucht, die man auch in Braunschweig gut verschenken kann.
Gemeinsam einen Fotokurs machen statt neuer Wanddeko
Viel besser als ein Bild bei Ikea zu kaufen, ist es, ein Bild selbst zu machen. Schnappen Sie sich also eine Kamera und gehen Sie auf Streifzug durch die Braunschweiger Innenstadt. Bei Ihrer Fotosafari stoßen Sie bestimmt auf wunderbare Motive, die es so nirgendwo zu kaufen gibt. Wer Hilfe beim Finden von Motiven braucht, kann auch bei einer geführten Foto-Tour mitmachen.
Ein Spieleabend statt das x-te Gesellschaftsspiel
Hand aufs Herz: Wie häufig schon haben Sie ein Spiel verschenkt, das Sie nie mit dem Beschenkten zusammen gespielt haben? Also verschenken Sie doch dieses Jahr einfach mal einen Spieleabend, an dem Sie alle Spiele spielen, die ihr Wohnzimmerschrank hergibt. Das sind nicht viele? Wie wäre ein Ausflug in die Expertise? Die Spielekneipe hat über 400 Gesellschaftsspiele vorrätig.
Schrank ausmisten statt ein neues T-Shirt
Der Kleiderschrank quillt über, die Freundin behauptet trotzdem ständig, dass zum Anziehen nichts da sei? Ein klarer Fall für eine Schrankausmistparty. Eine Flasche Sekt, der Kleiderschrank, die Freundin und dann kann es losgehen: Anprobieren, neu kombinieren, sortieren, ausmisten. Die aussortierte Kleidung kann auf der nächsten Kleider-Tausch-Party gegen neue Lieblingsstücke getauscht oder an Hilfsorganisationen wie die Lebenshilfe gespendet werden. Doppelt gut fürs Gewissen.
Natur erleben statt Wellness-Gutschein
Viele Wellness-Anwendungen holen sich Hilfe aus der Natur: Schlamm-Masken, Duftöle, Kräuterbäder. Aber warum die Natur in eine sterile Umgebung holen statt einfach selbst in die Natur gehen? Im Vogel- und Naturschutzgebiet Riddagshausen duften zahlreiche Wildkräuter und –pflanzen, regen Naturwege die Durchblutung an und der Sauerstoff gibt dem Aussehen die jugendliche Frische zurück. Dazu stimmen die Vögel ein beruhigendes Konzert an. Erholung pur. Alle Tipps für Spaziergänge finden Sie auf www.braunschweig.de.
Schlittenfahren statt Parfüm
Wissen Sie noch, wie viel Spaß es macht, den Nußberg im Prinzenpark hinunter zu rodeln? Wie es sich anfühlt, durch den Schnee zu stapfen und dann in null Komma nichts wieder unten am Fuß anzukommen. Kinder können das den ganzen Tag lang machen. Die frische Winterluft ist viel gesünder als ein Parfümduft, macht mehr Spaß und wenn die besten Momente mit dem Fotoapparat festgehalten werden, ist die Erinnerung an den schönen Wintertag auch länger haltbar als ein Parfüm. Fortgeschrittene fahren übrigens zum Wurmberg, da gibt es eine Schneegarantie.
Reparieren statt neu kaufen
Der Wasserhahn tropft? Das Messer ist stumpf? Der Fahrradreifen ist platt? Wahrscheinlich besitzt jeder Dinge, deren Reparatur er schon seit gefühlten Ewigkeiten vor sich herschiebt. Also einfach den Werkzeugkasten aus dem Keller holen und schrauben, schleifen und Luft aufpumpen. Wer kein eigenes Werkzeug hat, kann das Repair Café des FabLabs nutzen oder die FahrradSelbsthilfeWerkstatt.
Bei mir hängt übrigens seit längerem eine kaputte Küchenuhr an der Wand, weil ich es nicht übers Herz bringe, sie auszutauschen. Über einen Gutschein zur Reparatur unter dem Weihnachtsbaum würde ich mich also sehr freuen (als kleiner Hinweis für meine Familie und Freunde).
(Artikelfoto: Gerald Grote)
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