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Ein Lebenstraum – Ausstellung über John Lennon in Braunschweig

Portrait und Kunst am Fenster von John Lennon.

Wie beginnt man einen Text über John Lennon, wenn man zu jung ist, um ihn als Musiker miterlebt zu haben? Wenn man zu jung ist, um „Make Love Not War“ auf Demonstrationen gerufen zu haben? Mit einem Zitat vielleicht, natürlich schießt mir sofort „Imagine“ in den Kopf. Nicht nur, weil es Lennons berühmtestes Stück ist, „Imagine“ passt auch irgendwie zur Ausstellung „The Art of John Lennon“, die noch bis zum 20. November 2016 in der jakob-kemenate und an vier weiteren Orten in Braunschweig zu sehen ist. Aber wenn ich „Imagine all the people living life in peace“ tippe, fühlt sich das falsch an, als würde ich mir etwas anziehen, was mir nicht gehört.

Vielleicht passt „Imagine“ auch deshalb nicht hundertprozentig, weil die Ausstellung weit mehr ist als Träumerei. Sie erzählt vom Leben John Lennons – hauptsächlich von seinem Leben in New York – ohne dabei ins Dokumentarische abzudriften. Ausgestellt sind Zeichnungen, Karikaturen, Bilder von und Erinnerungsstücke an John Lennon. Das Besondere daran: Die meisten dieser Zeichnungen waren nicht für die Öffentlichkeit gedacht, sie zeigen intime Gedankenwelten, zeigen Bilder für seinen Sohn Sean oder sind Beobachtungen des Alltags.

Ganz anders als die Zeichnungen des Alltags: Die bunten Bilder für seinen Sohn Sean sind friedlich und fröhlich.

Ganz anders als die Zeichnungen des Alltags: Die bunten Bilder für seinen Sohn Sean sind friedlich und fröhlich.

Erinnerungen an den Musiker John Lennon

„Ich muss gestehen, dass der Musiker John Lennon mir erst durch die Arbeit an der Ausstellung näher gekommen ist“, sagt Jochen Prüsse, Kurator der Ausstellung und als Vorsitzender der Stiftung Prüsse Betreiber der jakob-kemenate. Jochen Prüsse sitzt mir auf dem Vorplatz der Kemenate gegenüber. „Ich kannte John Lennon vor allem als Friedensaktivist, der mit seiner Frau Yoko Ono für Frieden und Gerechtigkeit kämpfte. Neben den Zeichnungen und Lithographien haben wir in der Ausstellung aber auch Erinnerungsstücke an John Lennon platziert – Fotos, ein signiertes „Imagine“-Album, Gitarren und kleine Dinge, die ihn charakterisierten – wie zum Beispiel seine berühmte Brille“ Fast alle Ausstellungsstücke gehören dem Sammler und großen Fan Michael-Andreas Wahle. Wahle hat Kontakt zu allen Familienmitgliedern Lennons aufgenommen und um Erinnerungsstücke gebeten. Aus diesen Stücken und den gesammelten Bildern, Fotos und Platten hat er die Ausstellung „The Art of John Lennon“ konzipiert.

„Vor drei Jahren sah ich die Ausstellung und wusste sofort, dass ich sie zum 10-jährigen Jubiläum der Kemenate in Braunschweig zeigen möchte. Ich war sofort fasziniert von der Ausstellung, sie hinterlässt bei mir ein anrührendes Gefühl. Aber das werden Sie selbst merken, wenn Sie durch die Kemenate gehen“, die Begeisterung für die Ausstellung strahlt Jochen Prüsse noch immer aus, obwohl er sich nun lange Zeit damit auseinandergesetzt hat, dazu recherchiert und sie kuratiert hat.

Kunst mit wenigen Strichen

Ich kann seine Begeisterung gut verstehen. Mit wenigen Strichen vermag es John Lennon Situationen aufs Papier zu bringen, die ganze Geschichten erzählen. Yoko und er, wie sie eng umschlungen Einkaufstüten tragen – vor meinem Auge sehe ich die beiden entlang des Central Parks spazieren. Ein joggender John, der von Paparazzi abgelichtet wird, und wieder Yoko und er, wieder eng umschlungen, eins werdend. Daneben hängen bunte Tiergesichter, ein Elefant, ein Tiger und andere wilde Tiere. Darunter in bunten Buchstaben das Wort „Peace“. Ein Bild, das Lennon für und mit seinem Sohn gemalt hat. Es rührt mich nicht nur, weil Lennon sich in New York die Zeit genommen hat, seinen Sohn aufzuziehen, es rührt mich auch wegen seiner einfachen Botschaft: Frieden für die Welt.

Ausstellung an verschiedenen Orten

Die Ausstellung ist an insgesamt fünf Orten in Braunschweig zu sehen: in der jakob-kemenate, dem Bankhaus Löbbecke, im Augustinum, in der Stadthalle und im Bahnhof. Dort begrüßt eine überdimensionale Brille die Braunschweigbesucher. Jochen Prüsse ist es wichtig, Kunst an möglichst vielen Orten in der Stadt zu zeigen. Mit ungefähr einhundert ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lädt seine Stiftung die Braunschweiger seit zehn Jahren regelmäßig zu Ausstellungen und Veranstaltungen in die jakob-kemenate ein. Dabei sieht er sich nicht als Konkurrenz zu Museen oder Galerien: „Wir verfolgen ein anderes Konzept, bei uns darf es auch gern mal unperfekt sein. Unser Motto ‚Wie wir miteinander umgehen, macht den Unterschied‘ zeigt, dass es bei uns menschelt. Wir möchten mit unseren Mitteln Menschen an Kunst heranführen, sie zum Nachdenken bringen. Das gelingt uns ganz gut, wie ich meine.“

Team der jakob-kemenate

Das Team um Jochen Prüsse (2. v.l.) der jakob-kemenate steht für Fragen rund um die Ausstellung zur Verfügung.

Information

The Art of John Lennon
bis 20. November 2016
jakob-kemenate Eiermarkt 1a, 38100 Braunschweig

Eintritt: 5 Euro
Öffnungszeiten: Mo. bis Sa. von 11:00 – 17:00 Uhr, So. von 12:00 – 17:00 Uhr
28.9./9.11. von 11:00 – 15:00 Uhr
Geschlossen am: 9.9.,17.9.,15.10. und 22.10.

Fotos: Braunschweig Stadtmarketing GmbH

 

 

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