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Eine Ausstellung mit „Wow-Effekt“

Foto: Stephen Dietl

Juhu, der Termin für meinen ersten Blog-Beitrag führte mich direkt in eine Kunstausstellung! Meine Freude war groß, denn die Einladung versprach eine Ausstellung der etwas anderen Art. Wenn Sie bei dem Begriff Kunstausstellung zuerst an die Stichworte schweigen, Gemälde, italienisch und spanisch denken, sollten Sie auf jeden Fall weiterlesen (sonst aber auch). Dass damit nämlich auch die Stichworte Braunschweig, interaktiv, Outsiderart und Hashtag verbunden werden können, haben mir Stephen Dietl und Sascha Dettbarn vom Artcore e. V. erzählt.

Die Ausstellung

Als Ausstellungsort hat sich der Artcore e. V. die städtische Ausstellungshalle ausgesucht. Eine Halle, die bereits von anderen Ausstellungen bekannt ist, aber nun etwas verändert daherkommt. „Wir haben aus Sperrholzplatten und Dachlatten zwei schwere Holzwände zusammengezimmert, die als zusätzliche Ausstellungsfläche frei im Raum hängen. Wir hoffen so auf einen ‚Wow-Effekt‘“, verrät Dietl.

Die Verantwortlichen haben sich seit einem halben Jahr regelmäßig getroffen, um die Ausstellung vorzubereiten. Sieben Wochen vor der Ausstellung begann schließlich die „heiße“ Phase, in der jedes Vereinsmitglied täglich mehrere Stunden in das Projekt investiert hat. Neben den sieben Vereinsmitgliedern haben sich auch viele Helfer gefunden, „die das Projekt gut finden und sagen ‚Klar, da bin ich dabei‘“, freut sich Dettbarn über die Unterstützung.

Die Besucher erwarten nicht nur Bilder, die an einer Wand hängen. Zu sehen sind unter anderem auch Video-Kunst, Illustrationen und Performance-Kunst. „Oftmals wird eine Grenze zwischen den einzelnen Richtungen gezogen und da haben wir eben gesehen, dass sich da gar nicht so einfach eine Grenze ziehen lässt“, erklärt Dietl die bunte Mischung. Dettbarn ergänzt: „Wir befinden uns in so einer Peripherie. Das ist jetzt nicht nur 1 und 0, wir zeigen auch Kunst dazwischen.“

„Kunst dazwischen“ ist zum Beispiel auch Design oder Outsiderart. Hinter Outsiderart verbirgt sich Kunst von Menschen mit Behinderungen aber auch von Menschen, die es nicht gelernt haben, Kunst zu machen. „Das ist immer noch so ein Ding für sich und wir fanden die Idee einfach toll, das so unkommentiert mit aufzunehmen und zu sagen ‚Das ist einfach gleichwertige Kunst‘“, erläutert Dettbarn diese Entscheidung.

Die Künstler

Ausgestellt werden die Werke von 37 Künstlern. Voraussetzung für die Aufnahme der Werke: die Künstler müssen einen regionalen Bezug zu Braunschweig haben oder ihre „künstlerische Sozialisation“ in Braunschweig erfahren haben, wie Dietl und Dettbarn berichten. Wie groß der Erfahrungsschatz oder die Popularität der Künstler ist, spielt keine Rolle. Ebenso ist es egal, ob es sich um Profis oder Laien handelt, entscheidend ist die Arbeit der Künstler.

„Wir sind alle gut vernetzt und kennen viele Leute aus der Szene“, erzählt Dettbarn. „Da haben wir im ersten Schritt überlegt, wen wir kennen und gerne dabei hätten. Dann sind wir auf die Leute zugegangen und haben sie gefragt. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass wir die Leute, die wir nicht gefragt haben, nicht gut finden. Wir mussten einfach eine Auswahl treffen.“ Dietl ergänzt: „Wir waren beim diesjährigen HBK-Rundgang, haben dort gescoutet und zwei, drei Erstsemester gesehen, die uns richtig geflasht haben.“

Der Artcore e. V.

Der Artcore e. V. hat sich gegründet, um eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, die einen Überblick über die zeitgenössische bildende Kunst in Braunschweig gibt. Der Verein besteht aus sieben Mitgliedern, die alle professionell in der Braunschweiger Kunst- und Kulturszene unterwegs sind. „Wir möchten, dass quasi das Bild von einem HBK-Studenten neben dem Bild von einem emeritierten HBK-Professor hängt. Gleichberechtigt in einer professionellen Umgebung“, erzählt Initiator Dettbarn.

Mit viel Engagement und Eigenleistung hat das Team vom Artcore e. V. die Ausstellung konzipiert und aufgebaut. Auf dem Bild sind zu sehen (v.li.): Jan Engelken, Stephen Dietl, Sascha Dettbarn, Timo Hoheisel und Christin Haase. Es fehlen: Christin von Behrbalk und Julia Taut. Foto: BSM

Mit viel Engagement und Eigenleistung hat das Team vom Artcore e. V. die Ausstellung konzipiert und aufgebaut. Auf dem Bild sind zu sehen (v.li.): Jan Engelken, Stephen Dietl, Sascha Dettbarn, Timo Hoheisel und Christin Haase. Es fehlen: Christin von Behrbalk und Julia Taut. Foto: BSM

Der Verein versteht sich nicht als Künstlerverband und möchte auch keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten in Braunschweig sein, er möchte die Vielfältigkeit der Braunschweiger Kunstszene zeigen. Der Artcore e. V. ist auf Spenden und Fördergelder angewiesen, um die Ausstellung sowie alle dazugehörigen Events finanzieren zu können.

„Der Eintritt zur Ausstellung und auch für die Workshops und Künstlergespräche ist frei“, erzählt Dietl, „trotzdem zahlen wir den Künstlern eine Vergütung.“ Die Fördergelder werden für die Künstlervergütung verwendet, unabhängig davon, ob sie ihr Exponat verkaufen können. Der Gedanke dahinter: Ohne Künstler könnte die Ausstellung gar nicht stattfinden.

Das Rahmenprogramm

Um sich von der Vorstellung einer „klassischen Kunstausstellung“ zu lösen, möchte der Artcore e. V. in und während der Ausstellung weitere Events durchführen. Highlights werden dabei das CD-Release-Konzert der Braunschweiger Band Deerwood und die Taschenlampen-Führungen sein. Neuartig für eine Kunstausstellung in Braunschweig ist der ArtTweetUp & Instawalk, bei dem es darum geht, „dass man Kunst einfach auch mal in die digitale Sphäre transformiert“, erklärt Dietl dieses Angebot. Entgegen herkömmlicher Kunstausstellungen möchten die Veranstalter erreichen, dass die Besucher mit ihren Mobiltelefonen in der Hand durch die Ausstellung gehen und ihre Eindrücke dazu mit der digitalen Öffentlichkeit teilen. Daneben finden unterschiedliche Workshops und Führungen mit einer Kunsthistorikerin statt.

Neugierig auf Kunst aus Braunschweig - bei der Vernissage vom Artcore e.V. herrschte großer Andrang. Foto: Roberta Bergmann

Neugierig auf Kunst aus Braunschweig – bei der Vernissage vom Artcore e.V. herrschte großer Andrang. Foto: Roberta Bergmann

Weitere Veranstaltungen hat der Artcore e. V. auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Informationen

Artcore e. V.
07. Januar bis 04. Februar 2017
Hamburger Straße 267, 38114 Braunschweig
Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten:
Mittwoch – Freitag 15:00 – 19:00 Uhr,
Samstag + Sonntag 14:00-18:00 Uhr

Übrigens: Artcore ist auch bei der winterkunstzeit dabei!

Artikelbild: Ein Eindruck aus der Ausstellung. Foto: Stephen Dietl

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