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Die beinahe grenzenlose Welt der VR

In weniger als einer Stunde war ich tief im Meer mit einem riesigen Blauwal tauchen, habe die Raumstation ISS besucht und auf einem Jahrmarkt mit brennenden Pfeilen auf Zielscheiben geschossen. Sie glauben mir nicht? All das habe ich in der VirtuaLounge erlebt.

Das Team der VirtuaLounge Braunschwieg und Hamburg. Von links nach rechts: Wilfried Ritter, Denis Shiyanov, Irina Shiyanov, Max Bäßmann, Konstantin Iliopol, Mayleen Schurr, Benjamin Weber.

Das Team der VirtuaLounge Braunschweig vor der kleinen Burg 15. Mit dabei sind auch die Kollegen und Kolleginnen aus Hamburg. Von links nach rechts: Wilfried Ritter, Denis Shiyanov, Irina Shiyanov, Max Bäßmann, Konstantin Iliopol, Mayleen Schurr, Benjamin Weber. Foto: VirtuaLounge

Mitten in der Braunschweiger Innenstadt, in der Kleinen Burg 15, haben Max Bäßmann (21), Konstantin Iliopol (26), Denis Shiyanov (26), Benjamin Weber (26) und Irina Shiyanov (25) im September die VirtuaLounge, eine Art Spielhalle für Virtual Reality (VR) eröffnet. Der Loft-Charakter der VirtuaLounge überzeugt mich sofort: Überall stehen bunte Sofas und mir fällt eine Gitarre und eine Zimmerpflanze neben einem Bildschirm auf, an dem man Konsolenspiele spielen kann. Der markante Tresen, an dem verschiedene Getränke zur Auswahl stehen, erinnert an ein geometrisches Kunstwerk. Ein großer Bereich ist nur für die Nutzung der VR-Brillen da: Vier Stück hängen an dicken Kabeln von der Decke, links von ihnen laden Sofas zum gemütlichen beieinandersitzen ein.

Der VR-Bereich in der VirtuaLounge. Foto: BSM

Der VR-Bereich in der VirtuaLounge: Auf den kleinen Bänken in der Mitte des Raumes liegen die VR-Brillen. Foto: BSM

Also wage ich den Selbsttest und setze eine der VR-Brillen auf. Praktisch finde ich, dass ich darunter sogar meine normale Brille tragen kann. Irina Shiyanov gibt mir die Controller in die Hände und los geht´s! Aus dem stetig wachsenden Angebot von Spielen, Erlebnissen oder Reisen, bei denen es verschiedene Welten und Szenarien zu erkunden gilt, fällt die Entscheidung nicht leicht.

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Das krakenähnliche Gummi-Tier lässt sich langziehen. Screenshot: „NVIDIA VR Funhouse“, VirtuaLounge

Als erstes entscheide ich mich für das Spiel „NVIDIA VR Funhouse“ und besuche einen Jahrmarkt. In der virtuellen Welt schaue ich mich zunächst einmal um: Vor mir steht eine große Zielscheibe, und auf dem Tisch davor ist ein großer roter Knopf. Als ich an mir herunterblicke merke ich: meine Hände sind groß und weiß, ähnlich wie die von Mickey Mouse. In der echten Welt halte ich gerade die Controller, aber in der Virtual Reality kann ich meine Hände wie Hände benutzen, nach Dingen greifen und sie wieder loslassen. Ich starte das Spiel und – plopp – vor mir landet etwas kleines Krakenähnliches aus Gummi auf dem Tisch. Ich fasse die Gummi-Krake an, kann sie sogar langziehen und werfe sie auf die Zielscheibe. Und ich habe Glück – sie bleibt kleben. Das Spiel klingt simpel, macht aber wirklich Spaß und ist perfekt, um zu lernen, wie man sich in der VR bewegt. In einem späteren Level schieße ich ganz selbstverständlich mit Pfeil und Bogen auf die Scheibe.

Auf dem Jahrmarkt: Beim Zielen mit brennenden Pfeilen bin ich voll konzentriert. Foto: BSM

Auf dem Jahrmarkt: Beim Zielen mit brennenden Pfeilen bin ich voll konzentriert. Foto: BSM

Als nächstes möchte ich in ein VR-Erlebnis abtauchen, das mich direkt anspricht: Ganz ohne Atemmaske befinde ich mich bei „theBlu“ plötzlich tief unter Wasser. Viele kleine und größere Fische schwimmen um mich herum, während ich auf einem Schiffswrack stehe. Bewegen kann ich mich mit der VR-Brille übrigens in einem kleinen abgegrenzten Bereich, sodass ich nicht nur stehen, sondern auch ein bisschen herumgehen kann. Wenn ich die Fische berühre, zucken sie zurück – sie reagieren auf meine Bewegungen! Das fühlt sich schon ziemlich echt an. Dann erscheint etwas Großes zu meiner linken Seite: Ein 24 Meter langer Blauwal schwimmt ganz nah an mir vorbei. Zuerst ist es ganz schön aufregend: Obwohl ich weiß, dass der Wal nicht real ist, fühle ich mich winzig neben dem riesigen Tier. Da ich noch nie echte Wale gesehen habe, ist dies auch das erste Mal, dass ich wirklich begreife, wie riesig sie sein können. Bevor er mit einem kräftigen Schlag seiner Flosse weiterreist, kann ich ihm aus nächster Nähe in sein Auge blicken.

Den Blauwal von Nahem zu betrachten grenzt für mich an einen Traum. Screenshot: VirtuaLounge.

Den Blauwal von Nahem zu betrachten grenzt für mich an einen Traum. Screenshot: „theBlu“, VirtuaLounge.

Nun wird es langsam Zeit, aufzutauchen und mich in ein letztes Abenteuer zu begeben. „Möchtest du die Raumstation ISS besuchen?“, fragt Irina Shiyanov. Ja, aber sehr gerne! „Wir kennen die Entwickler von dem Spiel „Station“, weshalb man es im Moment nur bei uns ausprobieren kann, denn es steht noch nicht offiziell zum Verkauf“, erklärt sie. Diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen und schwebe kurz später durch die ISS, während ich „in echt“ bequem auf einem Stuhl Platz genommen habe. Dabei habe ich mit den Controllern in den Händen die Möglichkeit, mich von den Seiten der Raumstation richtig abzustoßen. Sie ist realistisch nachgebaut, wie mir Irina Shiyanov verrät. Was normalerweise unerreichbar ist, kann ich mit der VR-Brille selbst erleben: Als ich mich aus der Luke der ISS nach draußen ins All abstoße, treibe ich durch die mit Sternen gespickte Schwärze. Der Anblick der Erde und der Raumstation von außen ist wirklich außergewöhnlich. Dass ich hinschauen kann, wo auch immer ich möchte, ist dabei ein großer Teil des Erlebnisses: Dadurch, dass ich mich um 360° drehen kann, bestimme ich meinen Bildausschnitt im Gegensatz zu normalen Filmen oder Computerspielen ganz allein.

So sah mein Blick von der ISS aus. Screenshot: VIrtuaLounge.

So sah mein Blick von der ISS aus. Screenshot: „Station“, VirtuaLounge.

Ich lege die Controller beiseite, nehme die VR-Brille ab und schaue Irina Shiyanov zufrieden an: Das alles mitten in der Innenstadt erleben zu können, ist wirklich klasse. Während ich meine zerzauste Frisur ordne, erzählt mir Irina Shiyanov, wie sie 2015, als die erste VR-Brille der neuen Generation herauskam, die Idee hatten, die VirtuaLounge zu gründen. „Wir wollten Virtual Reality für jeden zugänglich machen – denn eine der teuren Brillen leisten sich die wenigsten Menschen privat, zudem müssten auch ein leistungsstarker Computer und ausreichend Platz vorhanden sein, damit man die Spiele auch gefahrlos austesten kann.“ In der VirtuaLounge können Gruppen gemeinsam eine VR-Brille mitsamt Lounge-Bereich buchen, und so nicht nur die Technik ausprobieren, sondern gleichzeitig auf der Leinwand verfolgen, was der Spielende in der virtuellen Realität erlebt – und wie er dabei lustige Bewegungen macht.

Auch zum Entspannen bietet die VirtuaLounge Platz und kuschelige Sofas. Hier können auch Konsolenspiele gespielt werden. Foto: BSM

Auch zum Entspannen bietet die VirtuaLounge Platz und kuschelige Sofas. Hier können auch Konsolenspiele gespielt werden. Foto: BSM

„Dank einer Förderung von der Stadt Braunschweig und einer Baugenossenschaft, die uns durch eine günstige Miete und beim Umbau unterstützte, konnten wir nun endlich unseren Traum verwirklichen. Wir wussten: Genau jetzt ist die Zeit dafür, und so haben wir es einfach gemacht“, sagt Irina Shiyanov. In Hamburg eröffnet sogar bald eine weitere Zweigstelle und ab Ende Oktober werden in der VirtuaLounge auch e-Sport-Tourniere auf großen Leinwänden gezeigt. So soll die VirtuaLounge zu einem Ort für Hobbies rund um Computerspiele und Co. werden. Sie ist übrigens einer der wenigen Orte in Deutschland überhaupt, an denen VR-Brillen ausprobiert werden können.

Mich interessiert, wer die VirtuaLounge in den ersten Wochen seit der Eröffnung besucht hat. „Von einem 60. Geburtstag über einen Junggesellinnenabschied bis hin zu einer Gruppe 13-Jähriger haben wir schon viele Altersgruppen und Männer sowie Frauen hier begrüßt“, erzählt Irina Shiyanov. „Das Interesse an Virtual Reality ist also bei den verschiedensten Menschen groß. Auf unserer Promo-Tour in der Innenstadt waren für mich die begeisterten Reaktionen von mehreren Senioren besonders rührend. Sie konnten es zum Teil gar nicht fassen, dass heutzutage so etwas technisch möglich ist.“

Die VirtuaLounge online: http://www.virtualounge.de/

Titelbild: Ich betrachte die Erde von der ISS aus. Foto: BSM.

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