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Vom Feuerball zum Naturparadies. Und nun…?

Wir stehen am Anfang, als ein Tag nur 6,1 Stunden und ein Jahr ganze 1.434 Tage umfasste. Der Museumsleiter Dr. Ulrich Joger führt mich und andere Journalisten durch die Ausstellung „Planet 3.0 – Klima. Leben. Zukunft“ im raumLABOR an der Hamburger Straße. Auf dem glühenden Feuerball, vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren, war an Leben auf der Erde noch nicht zu denken.

Etwa 300 Millionen Jahre später ging knapp 40.000 Jahre lang Dauerregen auf unseren Planeten nieder. Heute ist derselbe Planet Heimat unzähliger Lebewesen. Die Erde ist im Wandel. Das war sie schon immer, vom ersten Tag an. Und mit der Erde wandelt sich ihr Klima. Weil sich der Wandel aber in den letzten Jahrzehnten schneller als jemals zuvor vollzieht, ist die Veränderung des Klimas eines der beherrschenden Themen unserer Zeit. Viele beklagen allerdings Panikmache, Schwarzmalerei und Horrorszenarien, die in der Öffentlichkeit verbreitet werden. Da tut es gut, sich einmal sachlich – und trotzdem anschaulich und bildstark – mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. In der Ausstellung „Planet 3.0 – Klima. Leben. Zukunft“, die derzeit vom Naturhistorischen Museum präsentiert wird, ist diese Auseinandersetzung möglich. Und die Braunschweiger Forschung ist mittendrin.

Dr. Ulrich Joger führt uns weiter durch die Erdzeitalter: Hadaikum, Archaikum, Proterozoikum, Phanerozoikum. Wir können nachverfolgen, wie das jeweilige Klima die Erde geprägt und Stück für Stück verändert hat. An jeder Ecke steht ein Globus, der mir die Verteilung der Kontinente und die wechselnden Klimazonen zeigt. Planet 1.0 heißt dieser Bereich in Anlehnung an den Titel der Ausstellung.

Planet 2.0, das ist die Erde, wie wir sie heute kennen. Ein riesiger interaktiver Globus – eines der Highlights der Schau – zeigt eine Videoprojektion zur aktuellen Situation der Erde. Die Kugelprojektion ruft mir in Erinnerung, dass der Klimawandel alle Sphären der Erde beeinflusst – und umgekehrt. Hier kommt die Braunschweiger Forschung ins Spiel, und mit ihr ein Aspekt, der, im Vergleich zu Luft und Wasser, eher im Hintergrund der öffentlichen Diskussion über den Klimawandel steht. Die meisten denken beim Thema Klimawandel zuerst an zunehmende Stürme, Unwetter, Flutwellen, Gletscherschmelze und den Anstieg der Meeresspiegel. Aber ein ganz wichtiger Faktor ist eben auch der Boden, mitsamt den Organismen, die in ihm leben. Immerhin spielt sich fast unser gesamtes Leben auf dem Boden ab. Wir bewegen uns auf ihm, bebauen ihn, nutzen ihn für die Landwirtschaft und vieles mehr.

Gleich mehrere Braunschweiger Forschungsinstitute bereichern die Ausstellung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung aus Frankfurt am Main mit ihrer Kompetenz auf dem Gebiet der Bodenforschung. Wie passend, dass 2015 auch noch das Internationale Jahr des Bodens ist. Das Leibniz-Institut DSMZ zeigt, wie es in einem Quadratmillimeter Boden aussieht – natürlich im Modell vergrößert auf etwa einen Quadratmeter. Die Frage: Wie wirken sich Klimawandel, Überbevölkerung und Übernutzung auf die Artenvielfalt der darin lebenden Mikroorganismen aus? Das Thünen-Institut forscht unter anderem daran, wie stark landwirtschaftliche Böden organische Materialien und CO2-Gase speichern können. Außerdem aus Braunschweig bei der Ausstellung dabei: Julius Kühn-Institut, Fraunhofer-Institut für Holzforschung (Wilhelm-Klauditz-Institut WKI) sowie die Regionale Energie- und KlimaschutzAgentur reka.

Die Forschung der Braunschweiger Wissenschaftler leistet einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zum Planet 3.0 – also der Erde, wie sie in Zukunft aussehen könnte. Ein eigenes Bild vom Planet 3.0 kann sich jeder an den „Forschertischen“ der wichtigsten deutschen Klimaforschungsinstitute, vom Deutschen Wetterdienst bis zum Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, machen. Wer tiefer in die Forschungsfragen eindringen möchte, hat hier die Chance dazu.

Eines aber macht uns Dr. Ulrich Joger klar: „Hier gibt es keine fertigen Antworten, sondern es wird aus der Forschung berichtet. Jeder kann sich selbst ein Bild machen.“

Information

Planet 3.0 – Klima. Leben. Zukunft
raumLABOR
Hamburger Straße 267, 38106 Braunschweig

Bis 26. April 2015 Verlängert bis 10. Mai 2015
Di bis So 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 19 Uhr, Montag geschlossen

Hinweis: Ein zweiter Teil der Ausstellung findet im Museumsgebäude in der Pockelsstraße statt und wirft unter dem Titel „Arktis und Antarktis. Das Eis schmilzt“ einen Blick auf die Lebenswelten in den Polarzonen. Unter anderem geht es um die Frage, ob Tieren wie Eisbären und Pinguinen durch die Klimaerwärmung das Aussterben droht. An den Wochenenden können Ausstellungsbesucher einen kostenlosen Shuttle nutzen und sich mit einem klimaneutralen Elektroauto vom raumLABOR ins Naturhistorische Museum bringen lassen.

(Titelbild: Senckenberg, Tränkner)

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