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Tanzend Gutes tun

Der Himmel gehört uns allen – die Erde auch! Das ist das Motto eines Benefizkonzerts für Flüchtlinge in der Brunsviga am 21. Mai 2015. Tiana Kruskic veranstaltet mit ihrer Soul-Band Sister Soul & The Blaxperts das Konzert, weil sie sich für die Belange der Flüchtlinge einsetzen will. Sie selbst ist als Flüchtling nach Braunschweig gekommen, 1992, als ihre Eltern mit ihr vor dem Bosnienkrieg geflohen sind. Ein Gespräch.

Tiana, du veranstaltest ein Konzert, dessen Einnahmen direkt in die Flüchtlingshilfe fließen. Warum?

Ich bin selbst Flüchtling, das bleibt man ja ein Leben lang. Ich hatte das Privileg, hier in Braunschweig bleiben zu können. Darum mussten wir allerdings mehr als zehn Jahre kämpfen. Ich bin 1992 während des Bosnienkrieges mit meinen Eltern nach Braunschweig gekommen, da war ich 8 Jahre alt. Ich bin hier zur Schule gegangen, habe dann in Göttingen Slawistik studiert und mich dann entschlossen, Musik zu machen. Ich veranstalte das Benefizkonzert , weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Musik heilt. Musik weckt Nostalgie und durch Musik kann man so viel sagen.

Wie sieht das Programm des Konzertabends aus?

Der Einlass beginnt um 19 Uhr, das Konzert beginnt um 20 Uhr mit der Vorband „New Soul Generation“ aus dem Kultbahnhof in Gifhorn. Außerdem unterstützen uns noch die Nachwuchsmusiker von den Vortunes sowie Julia Tolle und Volker Schlag. Mein Vater, Jasmin Kruskic, und weitere Musiker mit Flüchtlingshintergrund werden auftreten und – darüber freue ich mich besonders – die Blues Company aus Osnabrück. Das ist seit fast 40 Jahren eine gestandene Größe in der Blues-Szene. Neben der Musik können die Besucher auch Bildende Kunst erleben: Braunschweiger Künstler stellen ihre Werke aus, bieten sie zum Verkauf an und spenden einen Teil, den sie für angemessen halten. Mit dabei ist die NeunRaumKunst mit Sabine Beck und Paul Duczek mit Holzarbeiten. Doris Schröder-Köpf übernimmt übrigens die Schirmherrschaft für das Benefizkonzert, das ist für mich eine besondere Ehre.

Kommen wir zurück auf deine Lebensgeschichte: Kannst du dich an das erste Mal erinnern, als du dich als Braunschweigerin gefühlt hast?

Ja, als ich nach Göttingen gezogen bin. (lacht) Dadurch, dass wir fast 10 Jahre lang keinen sicheren Aufenthaltsstatus hatten und jedes Jahr unsere Aufenthaltsgenehmigung verlängern mussten, durch die Angst, wieder nach Bosnien zu müssen, aber auch durch die Sehnsucht und das Heimatlose, habe ich immer versucht, hier keine Heimat aufzubauen. Es hätte ja genauso gut sein könnte, dass ich wieder weg muss. Und dann hätte ich all das, was ich schon einmal habe durchmachen müssen, noch einmal erleben müssen. Das wollte ich nicht. Erst nachdem wir anerkannt wurden, hat sich langsam so etwas wie ein Heimatgefühl entwickelt.

Das kann ich verstehen. Gibt es denn eine erste Erinnerung an Braunschweig?

Der Spielplatz bei meinen Großeltern in der Weststadt. Und dann natürlich meine Zeit im Ägidienchor. Mit den Ägidienspatzen hatte ich die Gelegenheit im Staatstheater aufzutreten, das hat mich sehr beeindruckt. Als ich in die 5. Klasse kam, wurde ich sofort Sängerin der Schulband. Dadurch war ich in der Schule nie Flüchtling, sondern immer Musikerin.

Musik spielte schon immer eine große Rolle für mich, damals in Bosnien und mehr noch, als ich nach Braunschweig kam. Meine Mutter schreibt Gedichte, mein Vater vertont sie – auf diese Weise haben wir unsere Traumata überwunden: Indem wir Musik gemacht haben und uns und auch unseren Freunden eine Stimme gegeben haben.

Glaubst du, Braunschweig hat sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich bin in der Weststadt großgeworden und lebe noch immer dort. Die Weststadt war schon immer multikulturell, in der Hinsicht hat sich nichts geändert. Und ich habe auch den Eindruck, dass Braunschweig sehr weltoffen ist.

Vielen Dank für das Gespräch, Tiana!

Tiana Kruskic engagiert sich auch außerhalb des Konzerts für die Flüchtlingshilfe in der Region. Sie dolmetscht in der Landesaufnahmebehörde in Braunschweig und fährt jeden Freitag nach Clausmoor, um mit den Flüchtlingskindern Musik zu machen.

Die Einnahmen aus dem Benefizkonzert gehen zu hundert Prozent in die Flüchtlingshilfe des Vereins roots – Interkultureller Garten und an die St. Altfried-Gemeinde in Gifhorn. Die Brunsviga unterstützt das Konzert, indem sie den Saal und die Technik kostenlos zur Verfügung stellt. Alle Künstler verzichten auf ein Honorar.

Der Himmel gehört uns allen – die Erde auch!

21. Mai 2015
Brunsviga Kulturzentrum
Karlstraße 35 | 38106 Braunschweig

Einlass: 19 Uhr Eintritt: 15 € / 18 €

(Artikelbild: Sister Soul & The Blaxperts)

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