Wie stellen Sie sich den perfekten Garten vor? Als idyllischen Rückzugsort, um vom Alltag zu entspannen? Als Nutzgarten, in dem Sie allerlei Leckereien anbauen können? Oder als große Rasenfläche zum Badminton spielen? Mein idealer Garten wäre eine Mischung aus all den genannten Dingen. Allerdings mit einem wichtigen Zusatz: Er sollte bunt sein, es sollte summen, und Rotkehlchen und Igel sollten sich dort genauso wohlfühlen wie ich.
Dass auch viele Braunschweiger:innen Spaß an der Gestaltung und Pflege ihrer Gärten haben, lässt sich leicht beweisen: Neben den privaten Gärten gibt es über 100 Kleingartenvereine in der Löwenstadt und wer keinen eigenen Garten hat, trifft sich beim Urban Gardenig oder bepflanzt Balkon und Fensterbänke. Doch worauf sollte man achten, wenn man im besten Fall nicht nur sich, sondern auch der Natur beim Gärtnern etwas Gutes tun möchte? Das habe ich Dr. Eva Goclik gefragt, die hauptberuflich mit der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln zu tun hat, und gleichzeitig 1. Vorsitzende der BUND Kreisgruppe Braunschweig ist. Der Verein widmet sich nicht nur dem Naturschutz in Braunschweig und Umgebung, sondern gibt auch bei den BBG-Blumenmarkttagen sein Wissen über naturnahes Gärtnern an interessierte Braunschweiger:innen weiter.
Die Mischung macht’s
Frau Goclik, wie sieht Ihrer Meinung nach der ideale Garten aus?
Der ideale Garten sollte bunt und vielfältig sein, viele blühende Blumen sollten dort wachsen. Dafür sollten nicht nur Rasenflächen, sondern auch Wiesenbereiche und Beete mit heimischen Pflanzenarten vorhanden sein. Außerdem sollte es Nistmöglichkeiten für Vögel (Nisthilfen, dichte Büsche oder Efeu) sowie eine Wasserstelle geben. Stein- oder Schnittguthaufen für Kleintiere würden das Angebot an die Tierwelt abrunden.
Natürlich sollte auch die Nahrung für den Gartenbesitzer nicht fehlen: Gemüsebeete (im Idealfall mit alten Sorten), Beerensträucher und Obstbäume gehören auch dazu.
Was können Gartenbesitzer:innen tun, um ihren Garten insektenfreundlicher zu gestalten?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns die Ansprüche von Insekten an ihren Lebensraum ansehen. Sie benötigen zum einen Nahrung. Dafür ist für viele Arten, zum Beispiel Wildbienen oder Schmetterlinge, das Angebot von Blüten entscheidend. Am besten ist es, wenn die ganze Vegetationsperiode über Blüten zur Verfügung stehen, damit viele Arten davon profitieren können. Da unsere Insekten an heimische Blütenpflanzen angepasst sind, sollten diese einen Platz im Garten finden. Dazu zählen unter anderem Korbblüter wie Flockenblumen, Margeriten oder Löwenzahn, Glockenblumen, Kleearten wie Hornschotenklee oder Rotklee, Doldengewächse wie Wilde Möhre oder Fenchel, Kreuzblüter und Lippenblüter. Auch Küchenkräuter wie Oregano, Thymian und Bohnenkraut werden für die Nahrungssuche von einigen Wildbienen und Schmetterlingen genutzt.
Nicht zu aufgeräumt
Wichtig ist außerdem das Angebot von Nistmöglichkeiten: Manchen Wildbienen helfen hohle Stängel (am besten mit einem Durchmesser zwischen 4 – 8 mm), die waagerecht, wettergeschützt und sonnenexponiert angebracht werden, anderen senkrecht in den Boden gesteckte, markgefüllte Stängel (zum Beispiel Brombeerranken des Vorjahres). Die Stängel sollten dann drei Jahre stehen bleiben. 80 Prozent unserer heimischen Wildbienenarten nisten im Boden. Daher können auch kleine Hügel aus offenem Sand angeboten werden. Auch Totholz, in dem Käfer ihre Gänge angelegt haben, wird von einigen Wildbienenarten angenommen.
Und andersherum gefragt: Was sollten Gärtner:innen am besten vermeiden?
Damit Insekten den Winter überleben, sollte nicht alles Laub weggeharkt, sondern in den Beeten oder unter Sträuchern belassen werden. Das ist auch wichtig für Vögel, die im Winter im Laub Nahrung finden, nämlich die überwinternden Insekten oder Insektenlarven. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, Fruchtstände von Blütenpflanzen über den Winter stehen zu lassen. Ein zu sehr aufgeräumter Garten ist für viele Tiere kein geeigneter Lebensraum. Außerdem sollten im Garten keine Pestizide, insbesondere keine Insektizide verwendet werden. Im naturnahen Garten leben auch viele Nützlinge wie Marienkäfer, die speziell die Rolle übernehmen, Blattläuse zu reduzieren.
Der Natur ihren eigenen Lauf lassen
Worauf können Gartenbesitzer:innen achten, wenn sie ihren Garten naturnah gestalten möchten?
Neben den oben genannten Hinweisen ist es auch sinnvoll, zu beobachten, was sich von allein entwickelt. An der ein oder anderen Stelle wachsen dann vielleicht heimische Pflanzen, die gut an die gegebenen Bedingungen, also Bodenart und Lichtverhältnisse, angepasst sind. In meinem eigenen Garten habe ich auf diese Weise auch eine Rote-Liste-Pflanzenart gefunden, die ich jetzt besonders pflege.
Vielleicht ist es auch einfacher, zunächst nur einen Teil des Gartens naturnah zu gestalten, vielleicht ein Beet, in dem man eine Saatgutmischung ausbringt oder einige heimische Stauden pflanzt. Bei der Saatgutmischung sollte man nicht auf die Angebote im Baumarkt oder Supermarkt zurückgreifen, die leider oft gärtnerische Mischungen enthalten. Von diesen profitieren möglicherweise die Honigbienen, die nicht auf bestimmte Blütenpflanzen spezialisiert sind, aber selten andere Insekten. Eine bessere Adresse sind die Naturschutzverbände, die auch Saatgut anbieten.
Ein kleiner Hinweis von mir: Auch in unserer Touristinfo finden Sie eine Saatmischung für Wildbienen, die speziell für den Braunschweiger Boden entwickelt wurde und mit 39 heimischen Blumen- und Kräutersamen bis zu 66 Wildbienenarten anlockt.
Aktiv werden im Naturschutz
Wenn Sie nun nach geeigneten Pflanzen oder einer Beratung zum naturnahen Gärtnern suchen, dann kommen Sie am 12. Juni zwischen 10:00 Uhr und 16:00 Uhr zu den BBG-Blumenmarkttagen auf dem Domplatz. Die teilnehmenden Gärtnereien, Verbände und Vereine bieten eine große Auswahl an Pflanzen für drinnen und draußen. Und wenn Sie darüber hinaus Lust haben, im Naturschutz aktiv zu werden, wenden Sie sich einfach an die BUND Kreisgruppe Braunschweig. Mit einer aktiven Biotoppflege-Gruppe, verschiedenen Kooperationen im Bereich Umweltbildung und der Beratung von Firmen und Institutionen zu einer naturnahen Gestaltung von Grünflächen finden Sie hier für jedes Interesse die passenden Aufgaben.
Info
BUND Kreisgruppe Braunschweig
Schunterstraße 17
38106 Braunschweig
Telefon: 0531 15599
E-Mail: info(at)bund-bs.de
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